Töpi - ein Ungar ohne Gulasch

Einleiung - Teil 11 Geisterstunden

Den Tag verschläft Töpi vielfach. Nach dem Frühstück steht ein Schläfchen bis mittags an. Nachmittags wird bis zum Abendessen geruht. Danach Siesta bis die Geisterstunde aufzieht. Ab 23 Uhr ist Töpi topfit, um die Nacht zum Tag zu machen. Sobald ich mich Richtung Bett bewege, rumort es im Hause Töpi. Er baut zunächst seine Stoffbox um. Da wird in den Laken gegraben, die Innereien des vormaligen Liegekissens (es überlebte Töpis Ankunft nur wenige Tage) werden an der Rückwand zu einem gemütlichen Kuschelberg aufgetürmt, zum Eingang hin wird dem Augenschein nach ein Handtuch als Wall gegen unliebsame neugierige Blicke in Stellung gebracht. Wände und Dach der Töpi-Hütte wackeln jedenfalls ordentlich. Meine Idee, die Stoffhütte aus Sorge um deren Bestand gegen eine Hartplastikbox auszutauschen (die ich mit weichen Handtüchern außen wie innen getarnt hatte), quittierte Töpi mit glatter Mißachtung. Er hielt an seiner Hütte fest, die man auch angesichts der in ihr befindlichen Sammlung von Beutestücken aus der Wohnung (Eisbecher - in Fetzen -; Kong; Handtuch, Honigglas, Futterball, gorßer Schnüffelball) nur noch als Räuberhöhle bezeichnen kann. Jedenfalls beherzige ich den fachfraulichen Rat, dort in Anwesenheit des Meisters nichts anzurühren, nicht hineinzufassen und selbst Blicke zu vermeiden.

Kaum liege ich im Bett und die Mitternacht hat geschlagen, beginnt in Töpis Zimmer ein unruhiges Laufen hin und her, es raschelt, knistert und tippelt. Gehe ich dann, um nach dem Rechten zu schauen, bietet sich jeweils ein Bild der Verwüstung: Die von mir ausgelegten Welpenunterlagen liegen verteilt und zerknittert im Raum, der Napf ist verschoben, das Körbchen ist zerwühlt und sein Deckchen herausgezogen, und zwischen dem Chaos sitzt ein hochaufgeregter kleiner Beaglerüde, der laut fiepst (Bellen kann er bislang nicht) und auf mich zurennt. Da heißt es zuerst, Töpi zu trösten und zu beruhigen mittels Liebhalten und Streicheln. Danach muß der Raum wieder hergerichtet werden. In besonders schlimmen Nächten liegt auch noch Kot verteilt umher. Irgendwie habe ich den Verdacht, daß die große Aufregung von Töpi in Zusammenhang mit seinem großen Geschäft steht. Jedenfalls scheint ihm dies generell Sorgen zu bereiten, da er durch Kotfressen selbst versucht, alle Spuren zu beseitigen. Ist dann das Chaos behoben, verlaufen die Nächte im Regelfall ruhig.

Manchmal findet man trotzdem, daß nicht der Beagle, sondern doch Gespenster am Werk waren. Dann sind Handtücher und Lappen aus der Wohnung hoch bei Töpi aufgetürmt. Einmal fand ich ein Häufchen Reis vor der Hütte. Dieser stammte eindeutig aus einer Schüssel recht scharf gewürzten Reis, die auf einer hohen Anrichte in der Küche abends vergessen worden war. Daß Töpi - der sich der Küche nicht mal zu nähern wagt - hier am Werk gewesen sein soll und dann auch noch aus dem Stand auf die mindestens einen Meter hohe Anrichte im Dunkeln gesprungen sein soll, kann man nicht glauben.

Einmal fand auch am hellichten Tag eine seltsame Verwandlung von Töpi statt: Meinem Vater wurden neue Matratzen geliefert. Große Pappkartons wurden vom Lieferanten in sein Schlafzimmer geschoben, die alten Matratzen wurden in den Flur geräumt, die neuen Matratzen wurden lautstark aus verschiedenen Umhüllungen ausgepackt und in den Betten eingepaßt. Und wer kam unvermittelt durch den gefürchteten Flur in dieses Tohuwabohu marschiert und setzte sich inmitten der Arbeiten für eine halbe Stunde nieder? Töpi, der sich weder vorher noch bis heute in dieses Zimmer traute und beim kleinsten fremden Geräusch und bei fremden Personen sowieso den Schutz seiner Box aufsucht. Mit rationalen Mitteln ist das nicht mehr zu erklären - oder doch?

ich kann nur sagen,
der Murphy,
in der Zeit, in der er nur starr auf einem Platz im Wohnzimmer saß ( wo er auch sein Pipi und seinen Haufen abgelegt hatte)
und sich nirgendwohin traute,
hat nachts heimlich das Erdgeschoss erkundet ( Wildkamera)
Da ich in der ersten Zeit nachts ein Feldbett in der Küche bezogen hatte,
merkte ich auch, dass der Angsthase sich im Dunkeln vorsichtig an mich heran traute
und so konnte ich ihn mal streicheln und ihn auch zum Pipi raustragen.
Ich glaube, die nächtliche Nähe in der ersten Zeit
hat dem Murphy geholfen.
Und Töpi scheint auch nachts zu erkunden was er sich tags nicht traut...

Liebe Grüße
Marliese

:laugh: :laugh: :laugh: das dekorieren des Schlafplatzes kenn ich von unserem Büroflummi. Dieses drehen, schieben, rücken und umdrehen bis er dann glücklich unter einem Berg von Decken liegt :woohoo:
Es ist so spannend zu sehen wie Töpi sich entwickelt.
Ich drück weiter alle Daumen das Töpi bald mit allen Vieren im Leben steht :kiss:

Hallo Töpi, Verwüstung zur Geisterstunde? Kann ich gut nachvollziehen. Als echter Meutehund habe ich für mich entschieden, mein Körbchen in direkter Nähe zu meinen Menschen aufzustellen. Alleine ist es mir gruselig😬. Wenn die ohne mich nach oben gehen, gibt es ein mächtiges Geheule und sofort kommt einer, um mich hochzutragen. Ich habe die in der Sache schon ziemlich gut dressiert😜

Ich habe auch eine Idee, wie Du langsam dazu übergehen kannst, Deine Geschäfte mal draußen zu erledigen. Wie wäre es, wenn Ihr ein paar Tage hintereinander einfach mal den Weg zum Aufzug übt? Also nur aus der Wohnungstür raus, zur Aufzugstür und wieder zurück? Und das so lange, bis es nicht mehr gruselig ist. Und als Nächstes einfach mal rein in den Aufzug und wieder raus. Und dann Aufzug fahren und vor die Tür... OK - das Wetter ist nicht so jederbeagles Sache, aber Junge - wenn ich es geschafft habe, aus dem Gassi-stehen ein Gassi-gehen zu machen, dann schaffst Du das auch!

Ach ja - stell doch mal ein paar Fotos von Dir ein. Die sind hier immer alle ganz wild darauf 😆

Viele Grüße
Dein Leo

Hallo Charles,

dass die Nacht zum Tag gemacht wird, kenne ich auch von den ersten Wochen unserer Camilla.
Ihre ersten Runden im Garten hat sie auch erst nachts gedreht, weil zu dieser Zeit alles ruhig war.
Vielleicht wäre es eine Idee Übungen ausserhalb der Wohnung nachts zu machen.

Du schreibst, dass es um Mitternacht in "Töpis Zimmer" lebendig wird.
Ist er nachts allein in seinem Zimmer? Versuche doch mal bei ihm zu schlafen oder Töpi zu Dir ins Schlafzimmer zu nehmen.

Liebe Grüße, Michael

Michaels Vorschlag ist gut. Die gemeinsame Übernachtung in einem Raum stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl ungemein. Steht das Körbchen neben dem Bett, kannst du ihn auch gleich beruhigen und trösten. Und man merkt gleich, wenn es dem Hund mal schlecht geht oder er dringend raus muss. Ich finde es für mich total beruhigend, wenn ich ins Bett gehe und ich unsere 2 schon selig schlummern sehe. LG