Amy – Beginn eines neuen Lebens

Dienstag, 21.07.2020
Der Tierarztbesuch war schnell vergessen und ein neuer Tag begann mit nicht ganz so schönem Wetter. Inzwischen hat sich Amy auch daran gewöhnt, dass nicht immer die Sonne scheint und dass es im Garten auch bei typisch norddeutschem Wetter ganz schön ist.
Was macht man mit einem Hund, der Spielen nicht wirklich mag und der mit Leckerlis auch nicht unbedingt zu irgendwelchen Dingen zu bewegen ist? Lange überlegen. Also erst einmal wieder ein wenig „Sitz“ geübt. Das klappt meistens ganz gut. Aber da der Beagle bekannterweise in Nasenhund ist, begann ich heute mal mit einer „Such“-Übung. Ich schloss die Wohnzimmertür, platzierte ein paar halbierte, kleine Leckerlis (die einzigen, die sie mag) und holte sie dann wieder rein. Gemeinsam gingen wir das Zimmer ab, immer mit dem Hinweis „Such“ und dem Zeigen der Hand, wo sie entlang laufen sollte. Für das erste Mal war das richtig toll und Amy hat auch die Leckerlis „gefunden“. Das gab dann jedes Mal ein überschwengliches Lob von mir. :silly:
Nachdem wir den Tag dann weiter ganz ruhig verbracht hatten, Besuch von der Nachbarin bei uns war und Amy sich darüber gefreut hatte, ging es am Abend wieder zu einem Termin. Dort angekommen, fragte ich, ob es okay sei, dass sie mitkommt. War es. Amy konnte dann ohne Leine die beiden Büroräume erkunden. Wir waren gerade mitten im Gespräch, als Amy ein lautes Gejaulbelle anstimmte. Beide zuckten wir zusammen. Was war denn los? Also standen mein Gesprächspartner und ich auf und schauten nach. Da hatte sich doch eine riesige Tonkatze erdreistet, einfach auf der Fensterbank zu sitzen und Amy anzustarren. Also das ging ja dann doch zu weit. :laugh: :laugh: Nachdem wir also den Grund der Auf- bzw. Erregung von Amy gefunden hatten, mussten wir beide lachen. Amy fand das jedoch nicht so amüsant und verjaulbellte die olle Katze noch mehrere Male. Ansonsten war sie, wie jetzt schon mehrfach bei Terminen, sehr ruhig und entspannt.
Nach dem Termin suchten wir uns einen ruhigen Acker aus und Amy konnte an der neuen Schleppleine – die erste hatte sich immer ‚vertüddelt‘ – die Gegend erkunden. Zwischendurch haben wir das Abrufen geübt. Naja, da ist jedoch jede Menge Luft nach oben.
Wieder Zuhause verzog sich die Dame dann schnell in ihr Hundebett und kurze Zeit später hörte ich schon ganz leise Schnarchgeräusche.

Mittwoch, 22.07.2020
Zum Frühstück gab es für Amy, die beim Fressen, wie wohl nahezu alle Beagle, wie ein Staubsauger fungiert, etwas Neues. Ich habe ihr vom ein „Fressbrett“ ( so nenne ich es mal ) besorgt. Das ist ein kleines Quadrat, das verschiedene Vertiefungen hat, in die man Futter reinquetschen kann. Dann muss der Hund es daraus lecken und kann es nicht mehr schlingen. Ich war gespannt, wie Amy diese neue Art der Fütterung aufnehmen würde. Also habe ich das Futter großflächig darin verteilt und es ihr auf den Boden gestellt. Wir üben gerade, nicht sofort darüber herzufallen, sondern erst, wenn das Kommando „Jetzt“ kommt. Ja, lacht nur, ihr kennt die kleinen Staubsauger schon länger als ich. Doch jeden Tag wird Amys Geduld auf eine neue Probe gestellt, bis sie versteht, was ich von ihr möchte. Also nun lag das „Ding“ vor ihr und sie durfte fressen. Das klappte erstaunlich gut und sie ließ sich sogar mehr Zeit, alles ganz gründlich abzuschlecken. Als Dame von Welt darf man am Ende sicher noch ein oder zwei kleine Häppchen liegen lassen.
Und selbstverständlich möchte Amy als Schreibitsch-Hund auch fast an jedem Tag mindestens einmal vor dem Laptop liegen, den Bauch gestreichelt bekommen und ein kleines Powernapping machen.
Am Nachmittag haben wir wieder ein „Suchspiel“ gemacht. Jetzt brauchte ich schon gar nicht mehr neben ihr her zu laufen, sie suchte selbst alles genau ab. Ich warf zwischendurch immer wieder das Kommando „Such“ in den Raum, damit sie sie daran gewöhnt. Wir werden das Suchspiel jetzt auf einen weiteren Raum ausdehnen, bis sie soweit ist, es auch mal draußen zu versuchen. (Das klappte bei meinem letzten Hund jedenfalls nur drinnen, draußen wollte er nicht).
Beim Abendessen gab es für mich Sardinen. Gleich mal versuchen, ob der Hund mit Fisch zu bestechen ist. Oh ja, es klappte. Amy bekam etwas Fisch in ihren Napf und schwuppdiwupp war er auch schon weg. Noch etwas gefunden, was sie mag. All die anderen Leckerlis, die ich bisher angeschafft habe, sind zum Nachbarhund gewandert.

Donnerstag, 23.07.2020
Am Vormittag habe ich Amy nach draußen geschickt, um das Suchspiel vorzubereiten. An diesem Tag habe ich neben dem Wohnzimmer auch noch den Wintergarten mit einbezogen. Da muss ich schon darauf achten, dass sie nicht durch die Scheiben des Wintergartens reinschaut, um zu sehen, was ich dort mache. Nachdem ihre Geduld vor der Tür belohnt wurde, durfte sie dann endlich wieder rein und los ging es mit der Sucherei. Sie ist sehr lernfähig und innerhalb weniger Minuten hatte sie dann auch alle versteckten Leckerlis gefunden. Gut gemacht, meine Kleine.
Am frühen Abend fuhren wir zum Park in der Nähe und ich machte mich mit ihr an der Schleppleine auf, den ganzen Park zu erkunden. Wie immer, wurde erst einmal nahezu jeder einzelne Grashalm „begrüßt“ und ausgiebig beschnüffelt. Nach der halben Runde löste sich Amy und ich konnte die Hinterlassenschaften mitsamt Beutel dann auch gleich wieder im Park lassen. Erstaunlicherweise interessieren sie die Enten immer noch nicht, obwohl sie jedes Mal mit einem riesigen Gequake in den Teich flüchten. Das Einzige, das Amy gerne machen möchte, nachdem sie die Sitzplätze eingehend beschnüffelt hat, ist, sich in deren Hinterlassenschaften zu wälzen. Find ich jetzt nicht wirklich gut, denn eine ausgiebiges Bad möchte ich ihr noch ein wenig ersparen. Sie soll Wasser erst einmal selbst erkunden.
Nach dem Spaziergang und dem Abendessen folgte erst einmal ein kleines Schläfchen. Amy bekam dann aber mit, dass ich mir auch etwas zum Essen machte und stand neugierig neben mir, in der Küche. Also Zeit für einen neuen Versuch: ich reichte ihr eine Kichererbse. Amy, wie immer ganz Dame, schnüffelt erst vorsichtig, ein kurzes Probieren und dann Abwarten. Also legte ich die Kichererbse auf den Boden und siehe da, sie hat sie gefressen. Ist in der jungen Dame etwa ein kleiner Gourmet versteckt?

Freitag, 24.07.2020
Es war an der Zeit, wieder neues Futter zu besorgen. Da gehe ich doch gerne zum Raiffeisenmarkt meines Vertrauens, da sie dort ein gutes Nassfutter haben. Und natürlich auch Trockenfutter. Ich nehme immer getreidefreies, da das nicht so in dem Hundemagen quillt und man es auch gut als Leckerli verwenden kann, wenn Hund es so mag. Da Amy in der Wahl ihrer Leckerlis bis jetzt sehr eingeschränkt ist, habe ich (wieder einmal) eine neue Sorte mitgenommen. Kleiner Hund, also warum nicht mal Leckerlis für Welpen mitnehmen? Ja ja, ich weiß, diese Leckerlis sind leider mit Getreide, dienen aber ja nicht als Hautnahrungsmittel, sondern nur als Bestechung. Ich war wirklich überrascht, dass Amy diese Leckerlis mochte. Jetzt habe ich immerhin schon einmal zwei zur Auswahl.
Bei dem „Platz“-Üben kamen die neuen Leckerlis dann auch gleich zum Einsatz. Natürlich haben wir erst auf dem Teppich mit dem Üben begonnen. „Sitz“ macht sie schon ganz gut, legen wir also eine Schippe drauf. Das Leckerli in die rechte Hand, nach dem „Sitz“ die Hand flach auf den Boden, Amy folgt, rollt sich (leider) sofort auf die Seite und ich sage „Platz“ und lobe. Das haben wir ein paar Mal gemacht. Wenn sie aus der Position wieder aufstehen soll, kommt ein „Auf“ von mir.
Am frühen Abend hatte ich einen Termin in einem Fahrradgeschäft, zu dem ich Amy auch mitnahm. Erst einmal durfte sie alles in Ruhe beschnüffeln. Da waren ja jede Menge Duftspuren von vielen Kunden, die galt es erst einmal zu ermitteln. Wir nahmen dann in der Sitzecke Platz und warteten (leider) lange, bis die Inhaberin zum Interview Zeit hatte. Doch Amy nimmt das inzwischen alles schon ganz gelassen. Sie schnüffelt an der Leine ein wenig herum, legt sich dann hin und schaut umher. Manchmal fallen ihr dann aber auch die Augen zu. Diese eineinhalb Stunden hat sie mit Bravour gemeistert und ich war sehr stolz auf meine Kleine.

Sonnabend, 25.07.2020
Der Tag begann sehr chillig. Zunächst musste ich nebenan einkaufen gehen. Währenddessen stand Amy am Tor und wartete. Ohne zu jaulen oder sonst ein Theater zu machen. Sie saß einfach da. Als ich um die Ecke bog, sprang der Turbo hinten gleich an. Es ist so praktisch, mit dem Einkaufswagen direkt nach Hause zu fahren und auszuladen. Schnell noch den Wagen wieder zurück gebracht und Amy war nach dem zweiten Warten auch schnell wieder erlöst.
Am Nachmittag mussten wir noch eine kleine Tour mit dem Auto machen, bevor ich zu meinem Termin musste. Inzwischen hechelt Amy nicht mehr so heftig, wie zu Beginn, sondern es ist nur noch ein ganz kleines, sanftes Hecheln. Also, es ist alles schon viel besser geworden. Während der Tour musste ich Fotos von Kirchen machen und nahm Amy dann aus dem Auto. Bei einer der Kirchen machten wir einen kleinen Rundgang, der Amy die Gelegenheit zum Pinkeln bot. Das Kirchengelände wurde also hundemäßig getauft.
Beim Termin – eine befreundete Künstlerin – angekommen, machte Amy erst einmal Bekanntschaft mit einem Schwenkgrill, in dem noch die verglühte Holzkohle lag. Nase reingesteckt und festgestellt, es riecht nicht so gut. Amy verhielt sich toll, war ruhig, legte sich zwischendurch hin und beim Gang durch den Garten war sie ganz interessiert. Nach gut zwei Stunden begannen dann ihre Hinterbeine leicht zu zittern. Doch Amy ist bei Fremden so zurückhaltend, dass es ihr wohl nicht in den Kopf kommen würde, sich dort zu erleichtern. Also machten wir uns dann wieder auf den Weg.
Auf halbem Weg nach Hause gibt es eine Wiese ohne Gatter. Diese haben wir schon einmal aufgesucht, damit Amy dort an der Schleppleine auf Erkundungstour gehen kann. Interessant ist schon, dass sie sich nicht weit von mir entfernt. Zwischendurch habe ich mehrfach die Richtung gewechselt. Wenn sie bemerkt hat, dass ich nicht mehr in die vorherige Richtung gegangen bin, kam sie sofort hinterher. Nur das Abrufen klappt noch nicht so gut.
Nun war es schon ziemlich spät am Abend, drei Stunden später als ihre übliche Fresszeit abends. Jetzt setzte ich alles auf eine Karte. Das neue Trockenfutter, das sie am Morgen erstmals probiert hat, kam jetzt ohne Nassfutter in den Napf. Ich stand bei den ersten Happen daneben und freute mich, wie Bolle, dass sie alles verputzt hat. Also kann ich jetzt morgens und abends das Fressen abwechseln.
Anschließend wurde routinemäßig erst einmal auf meinem Bein, im Sessel, gekuschelt und ein wenig geschlafen, bevor es noch ins Hundebett und schließlich nach oben ging.

Sonntag, 26.07.2020
Da Amy so langsam anfängt, andere Leckerlis zu testen und auch anderes Lebensmittel zu probieren, habe ich ihr heute ein wenig klein geraspelte Möhren ins Nassfutter gemischt. Momentan üben wir, nicht wie eine Wilde über den Napf herzufallen. Nach und nach lernt sie, dass der Napf nur in die Halterung kommt, wenn sie ein wenig Abstand hält. Doch der Hunger ist ja immer sooo groß, dass sie ungeduldig hin und her trippelt. Zunächst schaute sie ihren Napf etwas skeptisch an, begann dann aber doch alles zu verputzen. Tja, Hunger treibt es rein Denn die kleinen Stücke Möhre, die beim Raspeln auf den Boden gefallen waren, hat sie natürlich prompt liegen lassen.
Versteckte Leckerlis in der Wohnung suchen ist jetzt auch kein Ding mehr. Amy kommt von draußen rein, schnuppert an meinen Händen und legt dann sofort mit der Suche los. Später gab es dann den Zahnpflegeball, gefüllt mit Hundewurst. Die wurde genüsslich rausgeschleckt und rausgebissen. Macht Spaß, ihr dabei zuzuschauen.
Am Nachmittag hatte ich noch einen Termin für einen Artikel über Ausflugsziele. Die sollte man sich doch schon selbst einmal anschauen, bevor man darüber berichtet. Amy durfte natürlich mit. Wieder leichtes Hecheln im Auto. Neuerdings legt sie sich auf die Rückbank, mit dem Kopf in Fahrtrichtung. Ab und zu hopst sie noch mal runter und versteckt sich hinter den Sitzen, klettert dann aber auch wieder rauf. In Minischritten wird es langsam besser.
Wir erkundeten den Bollenhagener Moorwald mit rund 150 Jahre alten Baumbestand. Dort gibt es Rundwanderwege, einen Aussichtsturm und vieles mehr zu entdecken. Hier gab es vielleicht viel zu schnüffelt für die kleine Dame. Ein gemütliches Spazieren ist da nicht möglich. Es musste fast jeder Grashalm begrüßt werden. Vermutlich war auch auf jedem eine kleine Duftspur eines Vierbeiners zu finden.
Am Abend noch die übliche Kuschelrunde und der Tag neigte sich dem Ende zu.

Vielleicht solltest du deine Reportagen von Amy schreiben lassen
Aus der Sicht eines Beagle :woohoo:
Schöne Ausflugsziele besucht und gezeigt von Amy der Beageline :laugh:

Hallo Anke,
Danke für die Anregung. Aber ich weiß nicht, was in dem Beaglekopf vorgeht, und Amy kann nur nonverbal kommunizieren.
Ich kann nur aus meiner Sicht schreiben. Wenn andere Halter genau wissen, was ihre Hunden "denken", dann sollen sie das so schreiben.
Vielleicht bin ich auch keine typische Beaglehalterin. Ich nenne mich nicht Mama, ich bin Kerstin. Amy ist mein Hund und keine Beageline, kein Amychen oder sonst etwas. Ich bin nicht so für Verniedlichungen, auch wenn ich mit dieser Meinung die Beagle-Gemeinde verletze. Ich habe noch nie einen Hund mit irgendetwas angezogen oder wie ein Spielzeug behandelt. Ein Hund ist ein Hund, egal wie groß oder klein. Wenn Amy Bedürfnisse hat, dann tut sie diese kund und ich gebe ihr, was sie braucht. Ob Fressen (nicht Essen), ob Steicheleinheiten, Spaß und Action oder anderes. Wir werden langsam ein gutes Team und Amy hat hier ein Zuhause, in dem sie Hund und glücklich sein kann. Wie bei meinen anderen Hunden bisher auch, achte ich darauf, dass Amy ausgewogen und gut ernährt wird, so dass sie ihr Gewicht ihrer Größe entsprechend ist. Sie kann neue Reize entdecken und in ihrem Tempo Neues lernen. Sie hat immer wieder Hunde- und Menschenkontakt, so wie sie es möchte und wird regelmäßig vom Tierarzt durchgecheckt. Da werde ich mich sicher auch nicht von anderen Haltern unterscheiden. Zudem fühle ich sie täglich ab, ob nicht evtl. die Lymphknoten geschwollen sind, es Hautveränderungen oder sonstiges gibt.
Wie Amy über das alles "denkt", weiß ich nicht,. Was auf jeden Fall noch so alles aus meiner Sicht Spannendes passiert, schreibe ich hier auf. Ich freue mich, wenn es Kommentare zu den Fortschritten von Amy gibt, auch wenn es von mir geschrieben ist.
LG, Kerstin