als alter Hundknochen ist es mir ein besonderes Anliegen, zu dem Thema etwas zu sagen.
Als wir den 7-jährigen (Vermehrbeagle) Clyde aufgenommen hatten wussten wir, dass wir uns eine neue Aufgabe gestellt hatten.( wir hatten zuvor 8Jahre eine Dogge, die als aggressiv gegen Katzen und Jugendliche beschrieben war)
Clyde war ausgesprochen zurückhaltend in seiner neuen Umgebung, sein Blick war fast verschlagen, so, als warte er jeden Augenblick auf etwas Böses, dem er sich stellen muss. Wir haben ihn in Ruhe gelassen. Ich habe ausgedehnte Spaziergänge mit ihm gemacht. Der Hund kam aber nicht von sich aus zu uns. Wir haben ihn in Ruhe gelassen.
Nach wenigen Tagen hat er mich gebissen. Es war Futterneid mit den Katern - der Fehler lag bei mir- ich hatte für einen Augenblick vergessen, dass ich nicht mehr die Dogge vor mir hatte, die ich mit den Katern gemeinsam aus der Hand füttern konnte. Fortan wusste ich es besser.
Bei den Spaziergängen musste ich lernen, dass ich Menschen, die mir entgegen kamen, von Weitem ansprechen musste (nicht meine Art) das gab Clyde mehr Sicherheit. Er hat Fremde angeknurrt, sich aber beruhigt, wenn ich mit diesen gesprochen habe.
Dann habe ich gemerkt, dass Clyde vor Stöcken und Männerfüßen Angst hatte, insgesamt vor Männern ( auch vor meinem Mann). Entsprechend habe ich mich mit Männern unterhalten, den Hund gestreichelt und mit Leckerlis bestochen.
Dann ging er plötzlich Kinder an - ich habe den Kindern Leckerlis auf die flache Hand gegeben und Clyde durfte sie nehmen.
Heute kann eine ganze Grundschulklasse zu ihm kommen - er freut sich und frisst.
Dann fiel uns auf, dass Clyde, wenn er schlief und angefasst wurde, böse knurrte - genauso durfte er nicht mit dem Fuß berührt werden. Das haben wir ganz langsam in Nichts auflösen können. Heute dreht er sich sofort auf den Rücken, wenn er im Schlaf angefasst wird und grunzt. Die Kater knurrt er in dieser Situation manchmal noch an, das gibt sich aber, wenn man Hund und Kater streichelt und beruhigt.
Es hat lange gedauert bis sich Clyde bei uns sicher fühlte und von sich auf uns zukam. Ich habe mit ihm auch laute Menschenmengen aufgesucht (Karneval) und er hat erfahren, dass ihm nichts passiert, außer, dass ein Leckerli in sein Maul wandert.
Ich war mit keinem unserer Hund je in einer Hundeschule. Mit Clyde bin ich nach wenigen Monaten zur Hundeschule gegangen. In der Hundeschule macht er Nasenarbeit und lernt viele Situationen kennen, die ihn unsicher machen, und er lernt sich darin zu bewegen. Die Hundeschule hat ganz sicher viel dazu beigetragen, dass Clyde sich aus seiner Angst und Skepsis gelöst hat. Jeder, der Clyde von Beginn an gesehen hat, stellt heute fest, dass er ein ganz anderer Hund geworden ist.
Clyde ist jetzt fast 1 1/2 Jahre bei uns und aus dem skeptischen Hund mit dem verschlagenen Blick ist ein fröhlicher Beagle geworden, neugierig und einem wachen, verschmitzten Blick, ein richtiger Scherzkeks, der aber noch lange nicht ausgelernt hat. Heute sucht er intensiv unsere Nähe. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht vor mich hin lache, wenn ich den Hund sehe und mich darüber freue, dass er nun schon fast 1 1/2 Jahre glücklicher Hund sein konnte.
7 Jahre Vermehranstalt ---- ein Irrwitz, zu glauben, dass ein solches Wesen alle seine schlechten Erfahrungen und den langen Mangel an Hundeerleben in wenigen Wochen abwerfen kann.
Die Geduld aufzubringen, den Hund kommen lassen und sich mit ihm beschäftigen, auch mit seinen Ängsten und Marotten,
belohnt einen irgendwann aufs Schönste.
Brauchen wir Menschen nicht auch unendlich viel Zeit um Belastungen in unserem Leben, in unserer Entwicklung, aufzuarbeiten und uns zu verändern
was erwarten wir von einem Hund, was wir selbst nicht schaffen?
Übrigens hat Clyde zu Beginn mehrfach den Ausbruch aus unserem Garten gewagt, sobald er sich unbeobachtet fühlte.
Heute geht er auch ganz allein in den Garten und hat kein Interesse mehr wegzulaufen!!!!
Es lohnt sich mit Geduld für jeden Hund, auch alte Hunde --- mal ehrlich, ein Welpe braucht ja auch viel Aufmerksamkeit.
Jetzt fordert mein Clyde dringend seinen Spaziergang - da kennt er nichts. Was sein muss, muss sein - die einzige Situation, in der er schon mal aus Protest das Sofa abräumt.
Es grüßen Clyde und der Hundknochen
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