CHOUKA in Hamburg

Salut

Chouka drückt seit dem Wochenende die Schulbank, aber nur im übertragenen Sinne. In Wirklichkeit liegt er gerade hinter mir in der Kudde und schnarcht. Aber er ist jetzt Teilnehmer eines individuellen Hochbegabten-Förderungsprogramms

Letzten Donnerstag hat er hier nämlich ganze Arbeit geleistet, während ich für anderthalb Stunden weg war. Die Sachen, die nach seinem bisherigen Bewegungsschema gefährdet schienen, hatte ich weggeräumt; damit waren wir beim letzten Mal gut gefahren. Diesmal nicht Zum Glück ist den Hunden nichts passiert. Und nach Trümmerbeseitigung und genauerem Hinsehen hält sich auch der wirtschaftliche und emotionale Schaden in erträglichen Grenzen. Aber so kann es natürlich nicht weitergehen.

Wir haben mit unserer Trainerin ein Programm überlegt, wie wir mit Chouka nun gezielt und in ganz kleinen Schritten das Alleinebleiben üben. Dazu gehört u.a., ihm klar zumachen, dass Menschen auch mal Dinge tun, die für ihn gar nicht relevant sind. Das war in den vergangenen fünfeinhalb Jahren ja anders - und davor wahrscheinlich auch. Also wechseln wir jetzt immer mal die Räume und setzen uns dorthin. Anfangs war er einem immer direkt auf den Fersen, um dann festzustellen: Langweilig, was der Mensch da tut. Das ist ja schon deutlich besser geworden (jedenfalls bei mir), aber nun üben wir das gezielt – auch mal mit Jacke, Schuhen, Tasche. Zu solch sinnlosen Wandereinlagen hat Chouka schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr und bleibt gleich liegen. Schlau ist er nämlich Und ich bin sicher, dass er es mit der entsprechenden Unterstützung auch emotional bewältigen wird, das olle Alleinebleiben. Aber nicht von heute auf morgen, das ist klar. Daher bleibe ich immer im Haus (wie bisher) und wenn ich mal weg muss (wie letzten Donnerstag), nimmt Ralph sich frei. Mit drei halben Tagen Resturlaub und kumulierten Auswärtsterminen kommen wir hoffentlich für dieses Jahr noch hin.

Am Wochenende waren Winston und ich auf einem Fährtenseminar und nur zum Schlafen zuhause. So konnten Ralph und Chouka in Ruhe üben und direkt erste Erfolge präsentieren. Während ich hier schreibe, bin ich auch schon durchs ganze Haus gezogen – allein!! OK, mein Tun findet Chouka schon seit geraumer Zeit laaaaaangweilig , aber inzwischen kann er eben auch „seinen“ Ralph schon mal entspannt aus den Augen lassen.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Chouki ist ein kluges Kerlchen :kiss: und auch willens, mit Menschen (aktuell: uns) zu arbeiten. Über die weiteren Details des Trainings und seine Fortschritte werde ich hier berichten.

Draußen ist weiterhin alles prima, den Spaziergang mit Chouka kann man wirklich genießen. Ich bin auch nach wie vor überzeugt, dass er ein Freiläufer werden kann. Gestern hab ich die Leine schon mal ein bisschen schleppen lassen :whistle:

Ach ja: Inlineskatende Hamburger Hotdogs sind nach wie vor heiße Anwärter...

Liebe Nina, lieber Ralph,

wenn ich Tierkommunikation könnte, würde ich dem Bürschchen was erzählen...

Der spinnt doch! Wohlverhalten ist die Devise, schließlich geht es ja um etwas. Stattdessen zerlegt er die Hütte - incroyable.

Den Kong, sein neues Trainingsteil, hätte er auch sicher ohne diese Randale-Aktion bekommen.

Ich freue mich über seine Lernfortschritte und noch mehr über Eure Nerven!

liebe nina, ich lese ja so gerne in deinem tagebuch. eigentlich könntest du ein richtiges buch veröffentlichen. einfach genial, wie du uns an eurem leben teilhaben läßt und chouka ist momentan mein auserkorener liebling hier, wenn ich das mal so sagen darf
dicken knuffel an ihn :kiss:

Jetzt ist er schon 8 Wochen bei uns, der schicke Franzose. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass er total begehrt und ruckzuck wieder weg ist - aber man soll halt nicht von sich auf andere schließen

Inzwischen hat sich Chouka etwas eingelebt und wir haben uns besser kennengelernt. Das meiste, was ich am Anfang geschrieben habe, stimmt immer noch. Manches hat sich aber auch verändert. Hier ein kleines Update:

...der Eure Lebensmittel in Ruhe lässt

> aktuell bleibt Obst unangetastet, aber attraktive Dinge sollte man wegräumen

vermutlich gar nicht weiß, dass man am Tisch betteln könnte

> inzwischen ist er drauf gekommen, verkrümelt sich aber schnell wieder, weil es nix gibt

nicht bei jedem Klingeln bellend zur Tür stürzt

> DAS hat sich leider seit ein paar Tagen geändert. Jetzt wird hingerannt und gebellt – und dann aus Unsicherheit geknurrt. Das geht gar nicht und damit hat Chouka die nächste Baustelle eröffnet

Draußen - das schrieb ich ja schon - ist er völlig problemlos. Als potenter Rüde kommt er zwar nicht bei allen gut an, aber er selbst fängt keinen Ärger an. Hunden, die ihm nicht gefallen, weicht er nach Möglichkeit aus. Gestern haben wir einen großen Kerl getroffen, der im Nebenberuf Hoftorpöbler ist und Chouka schon eine ganze Weile interessiert. Der Knabe kam ohne Leine angetrabt, Frauchen entspannt auf Abstand hinterher. Fand ich ziemlich doof, weil ich Chouka ja nun a) nicht losmachen konnte und b) nicht sicher war, wie sich die Begegnung entwickelt. Trotzdem Leine fallen gelassen, damit sich die Herren vernünftig begrüßen konnten. Das lief recht entspannt und ich glaub, die mögen sich - heute war Chouka an bewusstem Hoftor deutlich entspannter. Sonst hat er sich da manchmal richtig in Positur geworfen. Männer! :laugh:

Und dann hat Chouka noch eine Verehrerin: eine kleine schwarze Mopsdame namens Mathilda. Ich finde sie zauberhaft, aber Chouka zeigt sich ganz und gar ungalant und lässt sie links liegen. Wir haben den Eindruck, dass ihm dieses kleine Wesen nicht ganz geheuer ist :huh: Fräulein Mathilda ist dagegen völlig furchtlos und müht sich redlich, wenigstens mal an dem Riesen zu schnuppern. Aber keine Chance, der stelzt einfach weiter :laugh:

Nach meinem Eindruck lebt Chouka nach dem Motto I WANT IT ALL, AND I WANT IT NOW! Absolut verständlich, allerdings stellt ihn das im Alltag immer wieder vor Probleme. Meine Antwort lautet daher YOU CAN'T ALWAYS GET WHAT YOU WANT. Lustigerweise hatte Iris das hier ja auch schon mal gepostet... Das üben wir also: Selbstbeherrschung bzw. Impulskontrolle, wie das immer so schön heißt. Ich glaube, das ist auch ein wichtiger Schlüssel zum entspannten Alleinebleiben. Vielleicht lieg ich damit auch völlig daneben, aber er scheint mir eher frustiert-gestresst als panisch.

Das Verhältnis zu Winston finde ich rätselhaft. Nach der stürmischen Anfangsphase hat Chouka jetzt nur noch wenig Interesse am Beagle, während der durchaus immer wieder Vorstöße wagt. Inzwischen auch verstärkt mit der "klassischen" Spielaufforderung und nicht mit Aufreiten... aber ohne Erfolg. Die Schlaf- und Tagesplätze sind klar verteilt und werden gegenseitig respektiert. Es gibt eine "Mixed-Zone" auf dem Sofa, da liegen sie dann mal beide nebeneinander. Gekuschelt wird allerdings nicht. Da ist Winston derjenige, der wegrückt. Aber der legt - ganz beagleuntypisch - tatsächlich Wert auf seine Individualdistanz. Ausrutscher kommen aber vor (siehe unten).

Es klang ja schon durch, dass sich Chouka in unsere Herzen gedrängelt hat. Dass wir noch nicht endgültig "oui" gesagt haben, hat was mit Vernunft, Erschöpfung und dem Willen zu tun, allen Beteiligten eine übereilte Entscheidung zu ersparen. Wenn also jemand sagt: "Jawoll, das ist genau die Herausforderung, die sich suche! Ich hab genügend Zeit, Nerven und Kondition, um Leben, Sofa und lange Spazierläufe mit diesem lebensfrohen Hundetier zu teilen" würde mich das sehr freuen. Denn Chouka hat es einfach verdient.

Texter behaupten ja gerne "text sells" - aber tief im Innern wissen wir: mit Fotos läuft die "Verkoofe" einfach besser. Deshalb habe ich den kamerascheuen Franzosen mal wieder zum Shooting gebeten, aber die Ausbeute ist ... naja. Seht selbst:

Einer der seltenen "Ausrutscher"


Schon wieder dieses Ding? Och nö...


... das mag ich nicht.


Hmmm...



Ich tu mal beschäftigt...


... aber kucken werd' ich nicht, auf keinen Fall!


Ach! Der Beagle... mal hingehen ...


... gründlich schnuppern, auch wenn der nicht drauf steht ...


... und dann lässig abtropfen lassen!



Tschüß! Euer Chouka

Wenn es klappt, kommt hier noch ein kleiner Film mit wenig überraschendem Ende



Als Kamerafrau muss ich wohl noch üben... :blush:

Wenn das so einfach geht, hier gleich noch eins



Leider hört man nur den Wind, nicht Choukas tolles "Trüffelgeräusch"