Alles rund um den Laborbeagle

Fragen an eine Labortierpflegerin

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Cassandra antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

27 Juli 2012 15:23
#7
Hm, der letzte Abschnitt ist schon doof ja.

Dann interessiert mich sehr der Mensch hinter dem Versuch.
elkel aus dem Forum zum Beispiel hat auch schon mal ein wenig beschrieben. Mich wundert es wie tough sie ist (sein muss in ihrem Job), denn ich finde sie ist ein sehr sensibler Mensch und kämpft sehr für eine gerechte Behandlung der Labortiere.


Was bewegt einen in die Forschung zu gehen und zu wissen, dass man den Tieren Leid antun muss?
Was ist der Reiz an der Arbeit? Das Ergebnis? Die Ambition ein neues Heilmittel zu finden?
In erster Linie dem Menschen zu dienen? Es gäbe sicher viele Gründe.

und wie sieht die Emotionale Ebene aus. Nimmt man das abends mit? Distanziert man sich emotional komplett? Ich stelle mir das schwierig vor.

Wenn ich einen Beruf zu wählen hätte, ich würde gerne mit Tieren arbeiten,... aber nicht so ;) Wie schafft man das.

Ich weiss auch, dass nicht der ganze Tag daraus besteht die Tiere zu pisacken, aber ich könnte es mit mir nicht vereinbaren einen solchen Beruf zu wählen.

Mit ner Fliegenklatsche auf Fliegen losgehen kann ich trotzdem ganz gut). ;)

Vielleicht findest du es ja auch mal ganz nett über deine persönliche Erfahrung zu reden.
Wenn nicht sorry für die Frage. :)

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Melodie13 antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

27 Juli 2012 19:35
#8
Liebe Iris,
da stimme ich Dir 100 %ig zu. Da arbeiten wir auch schon dran. Die Versuchstierkundler sind auch immer auf der Such nach Journals die neg. Ergebnisse veröffentlichen (was gar nicht so einfach ist)

@ Lillot, das ist unterschiedlich und kommt auf die Versuche an. Wenn es sich um Implantate handelt die zum Beispiel im Herz verankert wurden, braucht man das Herz um den Versuch auszuwerten. Wenn es sich um Blutersatzstoffe handelt, werden die Tiere am Ende des Versuchs vermittelt. Wir hatten leider beide Varianten.

@ Cassandra
ich antworte Dir heut Abend, dafür brauch ich ein wenig länger :)

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Melodie13 antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

27 Juli 2012 22:03
#9
So Cassandra ich fang dann mal von vorne an :)

Meine erste Ausbildung machte mich zur Biologisch technischen Assistentin, da der Jobmarkt zu der Zeit nicht rosig aussah überlegte ich mir was dazu passen könnte. In meiner Ausbildung wurde ich auch mit Tierversuchen konfrontiert.Ich war immer gegen Tierversuche (sehr Blind wie ich heute weiß, einfach gegen etwas zu sein ohne Lösungen zu präsentieren), mit etwas mehr Hintergrundwissen war mir klar ich möchte den Tieren helfen.
Die zweite Ausbildung war dann Tierpfleger für Haus und Versuchstiere (damals gab es nur zwei Richtungen Tierparks/Zoos und meine).
So habe ich angefangen den Tieren ein schönes Leben zu bereiten, so weit es ging. Wissenschaftler zu nerven, wenn es ihren Tieren nicht gut ging oder mich mit den Tierschutzbeauftragten rumzuärgern wenn sie uns nicht "gegen" die Wissenschaftler helfen wollten.

Ich will nicht lügen, es gibt Momente wo man das alles hinschmeißen will, weil es einen zuviel wird, aber wenn ein "Heilmittel" gefunden wurde durch die Hilfe "deiner" Tiere, dann ist das ein super schönes Gefühl.

Ich habe es auch schon auf anderen Seiten geschrieben, meine Hundegruppen die nicht vermittelt werden konnten, habe ich begleitet, bis sie in meinem Armen eingeschlafen sind. Das war der Respekt den ich den Tieren gezollt habe für die Hilfe und den Dienst den sie uns erbracht haben. Das Ergebnis ich habe mir Abends die Augen aus dem Kopf geheult.

Mittlerweile habe ich meinen Meister gemacht, einfach um mehr verändern zu können.
Ich arbeite mit Wissenschaftlern in einer Gesellschaft zusammen um uns besser auszutauschen, übrigens werde ich dort auch das Thema "Green Hill" ansprechen (ich werde berichten,Mitte September). Ich gebe Kurse für Leute die in Tierversuchen Arbeiten (jeder der in Deutschland am Tier im TV arbeitet muss diesen Kurs machen) damit sie wissen was sie dürfen und wie es gemacht wird. Ich zertifiziere Tierhaltungen und Einrichtungen für Tierversuche.Das alles mache ich neben meinem norm. Job.
In unsere Firma bin ich für alle Testungen verantwortlich und ich stelle auch die Tierversuchsanträge und berate die Leute die selber welche machen wollen/müssen/sollen.

Ich glaube wenn wir etwas ändern wollen geht es nicht mit "...ich bin dagegen", sondern nur wenn wir neue Lösungswege vorlegen.
Deshalb bin ich in die Forschung gegangen, ICH möchte etwas verändern und das auf allen Fronten!

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elkel antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

29 Juli 2012 09:17
#10
ich versuche mich auch hier mal neu vorzustellen.
als kind und jugendliche habe ich sämtliche hunde der nachbarschaft ausgeführt und auf dem hundeplatz ausgebildet, schon früh habe ich extrem aggressiv auf all die männer mit ihren schäferhunden reagiert wenn man z.b. das apportel im maul fest schnürte!!
ich habe nach meiner ausbildung zum pferdepfleger noch eine ausbildung zur chemielaborantin absolviert. dort hatte ich 23 jahre nichts mit tierversuchen zu tun. privat habe ich ausbildungen zum hufpfleger, pferdeosteopathie, und veterinärakupunktur gemacht. ich machte mich nebenberuflich selbstständig.
2005 ereilte mich bei einer sog rebound-massnahme der arbeitsplatz verlust. ich fiel in eine tiefes loch. natürlich war ich nicht arbeitslos (standortsicherung), ich durfte zu hause bleiben , bei vollem gehalt.
eines tages bekam ich einen sog bedarfsgerechten einsatz, ich durfte (obwohl unter meinem erlernten beruf) mit beaglen spazieren gehen. so zog ich jeden morgen mit jeweils 2 hunden an der koppel über den kampus jeweils eine halbe stunde. insgesamt 20 hunde. es sind "langzeithunde".
diesen "einsatz" habe ich genossen. so kam ich natürlich auch mit den gegebenheiten in berührung. leider war es auf 5 monate begrenzt. ich bekam eine neue stelle, im büro, geblieben ist mir laica , die ich dort kennenlernen durfte. nach zwei jahren sprach mich der chef der hundeabteilung an, ob ich nicht lust hätte die hunde zu trainieren. mir wurde erlaubt eine stunde am tag meinen arbeitsplatz zu verlassen um zu clickern. so war ich der erste "hundetrainer" im versuchslabor. ich trainiere die hunde stressfreier, z.b ohne fixierung blutabnahme, zu händeln.
leider durften sie nach dem bau des neuen "mordernen" hundehauses nicht mehr ausgeführt werden. es existierte ja jetzt ein auslauf.
so wurde ich belächelt wenn ich mit den hunden durchs gebäude latschte, clickerte und elemente aus der bh übte.
nach einem halben jahr eröffnete mir dieser chef er würde für mich eine planstelle beantragen, ob ich lust hätte. na klar.
nach festanstellung wurde ich natürlich auch mit allen studien vertraut, ich arbeite wieder als laborantin. alle medizinischen massnahmen habe ich mittlerweile fast übernommen, die zeit ausschliesslich hunde zu trainieren ist mir ein wenig abhanden gekommen. aber meine mir anvertrauten tiere arbeiten völlig angstfrei mit, sie laufen z.b. die rampe hoch , ich kann 3 mal am tag blut abnehmen, und sie laufen immer noch hoch. das ist das was mich u.a. hält.
ich bin in der herz/kreislauf-abteilung. hier laufen versuche eben am lebenden tier, hier gibt es keinen ersatz. mittlerweile clickern auch andere abteilungen, die beschäftigung der tiere hat extrem zugenommen, fast jedes tier wird an der leine durchs gebäude geführt.
hin und wieder laufen mir kleine sorgenkinder über den weg. und ich danke meinem chef das er in kurzem satz zu mir sagt " entsorg" den hund. ja klingt doof ist aber von ihm ausgesprochen liebevoll gemeint, d.h für mich, treffen mit tierarzt, blut und kot untersuchung zahnsteinentfernung. raus mit dem tierchen.

am anfang sind mir die hunde schon nachts "über die bettdecke" gelaufen, heute wehre ich mich dagegen. ich bin oberflächlicher geworden und mag mich nicht dafür. ich kann nach feierabend abschalten. bin ich vorort, kämpfe ich für respektvollen umgang mit dem tier. so komme ich auch nicht unbedingt mit diversen männlichen tierpflegern klar und es hat auch schon ärger mit mir gegeben, weil ich mal einen angeschissen habe, weil er nicht nett mit einem hund umgegangen ist. dafür sehe ich meine aufgabe. und ich gehe noch jeden morgen gerne auf die arbeit.
so da wars ersteinmal

es grüsst elke

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Melodie13 antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

29 Juli 2012 11:11
#11
toll was du für die Tiere tust, dass mit den clickern ist fantastisch!

Ich kann leider nicht so abschalten wie Du, ich nehme die Sachen immer noch mit nach Hause.
Manche würden mich schon als "abgebrüht" hinstellen, es ist aber nur ein kleine Schutzhülle.
Geweint wird immer erst zu Hause, sonst bekommt man zu hören, dass man nicht geeignet ist. Ich mag meinen Job sonst würde ich mir etwas anderes suchen!

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Cassandra antwortete auf Aw: Fragen an eine Labortierpflegerin

29 Juli 2012 12:02
#12
Hallo ihr Beiden!
Ich habe das jetzt aufmerksam gelesen und stelle tatsächlich immer wieder fest, dass es viele in der Forschung gibt, die drin sind weil sie die Lebensumstände der Tiere verbessern wollen. Davor kann man nur den Hut ziehen.

Elke, finde ich toll, dass du dich hier auch noch mal vorstellst und einbringst. Es ist wirklich ein spannendes Thema.

Danke euch Beiden! :)
Gruß, Biggi

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