Anita Balser

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Anita Balser wurde erstellt von Iris

19 Feb. 2011 00:19
#1
Hat schon jemand von Euch von Anita Balser gehört?
Sie betreibt eine Hundeschule im Hochtaunus ( www.hundeteamschule.de )

Im Downloadbereich stellt sie diesen Text zur Verfügung:
Das Haus der Erziehung - die sechs Bausteine der Mensch-Hund-Harmonie

Ich hatte diesen Text vor langer Zeit gelesen und meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Zwar ist alles, was sie schreibt, richtig, liefert aber keinerlei konkrete Handlungsansätze.

Nun habe ich ihre DVDs gesehen und eine klarere Vorstellung bekommen.

Bei uns geht es um Lenny. Lenny ist ein etwas überdimensionaler, sehr sportlicher Beagle. Er ist sozial, aktiv und aufmerksam. Aber: an der Leine eine Katastrophe. Er pöbelt alles an, was sich ihm nähert und ruft damit auch die anderen Hunde auf den Plan.
Die üblichen Ratschläge (Bögen laufen, Ablenkung durch Futtertube u.s.w.) hatten wir durch, Erfolge gab es damit nicht. Wenn er sich aufregt - und dazu braucht es nicht viel - interessiert er sich nicht für Futter.

Ich war darauf eingestellt, dass ich nichts mehr daran ändern werde, und man lernt ja auch, mit Defiziten umzugehen.

Selbstverständlich war ich der Meinung, dass ein Hund mittels positiver Verstärkung erzogen werden muss, dass man beim Beagle mit Leckerchen so ziemlich alles erreicht, und dass Fehlverhalten aufhört, wenn ich es lange genug ignoriert habe. Ich habe viel über Konditionierung gelernt und damit auch das ein oder andere erreicht. Das Zerren an der Leine und die Pöbelei habe ich nicht abtrainieren können.

Und dann kam Frau Balser. Es ist unmöglich, alles hier im Forum aufzuschreiben, ich versuche mal, einige der Kernthesen hier wiederzugeben in der Hoffnung, dass der ein oder andere von Euch sich diesen Ansatz mal genauer anschaut.
    Es geht um BEziehung, nicht um ERziehung (mittels Konditionierung). Ein Hund, der Dich als Rudelführer akzeptiert und nicht (mehr) in Frage stellt, wird aufhören, alles mit Dir ausdiskutieren zu wollen und gerne in Deiner Nähe sein.
    RUHE ist ein wichtiges Element. Ein Hund auf einem sehr hohen Energieniveau ist nicht mehr ansprechbar. Ständiges Zutexten des Hundes führt NICHT zu Ruhe, ebensowenig wie das überschwängliche Lob, das zumeist in MickeyMaus-Sprache abgesondert wird.
    Nicht KONSEQUENZ, sondern BEHARRLICHKEIT ist das Zauberwort. Es ist möglich, einem Hunde das Sofa heute zu erlauben, morgen aber nicht. Morgen muss ich dann beharrlich durchsetzen und darauf bestehen, dass er unten bleibt.

Punkt 1 und 2 sind nicht wirklich neu, über Konsequenz dachte ich bisher anders.

Der praktische Ansatz läuft in Anlehnung an das Verhalten von Hunden untereinander über Bewegungseinschränkung. Mit diesem Mittel verschaffe ich mir Respekt und kann den Hund "runterfahren". Hätte ich nicht geglaubt, wenn ich es nicht gesehen und inzwischen auch erlebt hätte - funktioniert aber.

Wenn Hunde andere Hunde in deren Bewegung einschränken wollen, machen sie ihnen das stufenweise in steigender Deutlichkeit klar.
Stufe 1 ist ein Blick
Stufe 2 kann das Hochziehen der Lefzen sein
Stufe 3 ist eine taktile Aktion (Dosierung hängt vom Gegenüber ab).

Balser überträgt diese Aktionen auf Menschen und gibt ihnen Farben:
Stufe 1 ist grün, Stufe 2 ist gelb, Stufe 3 ist rot
Wie die einzelnen Stufen methodisch gefüllt werden, hängt vom Hund ab.

Trockenübung im Haus:
Du bringst den Hund zu seinem Platz und bedeutest ihm, dort zu bleiben, indem Du auf den Boden zeigst. Du schaust den Hund NICHT an und gehst weg.
Du siehst aus dem Augenwinkel, dass der Hund Dir folgt.
Jetzt kommt GELB.
Bei Lenny ist GELB ein Eindrehen in seine Richtung (nicht hektisch!), und eine Bewegung des Unterarms mit gespreizten Fingern auf ihn zu (nicht von oben!), kombiniert mit einem Geräusch (in unserem Fall "Kschschschsch").
Lenny ging schon da rückwärts.
Sollte er direkt danach einen weiteren Versuch unternehmen, hinter Dir herzulaufen, kommt ROT.
Bei Lenny ist ROT eine leichtes Boxen irgendwo im Schulterbereich (kein Schlagen!)

Was mich überrascht hat, war, dass Lenny das eben nicht als Aufforderung zum wilden Spiel missverstanden hat, sondern tatsächlich dort blieb. Zunächst war er erkennbar irritiert, es dauerte nicht lange, dann setzte er sich und noch ein bisschen später lag er.

Draußen möchte ich, dass er hinter mir läuft, damit er endlich von dem Trip runterkommt, vorne alles regeln zu wollen.
Um sein Energielevel beim Beginn des Spaziergangs nicht zu weit oben zu haben, klüngele ich jetzt ganz lange rum beim Anziehen. Früher war der Griff zu meinen Schuhen das Signal für den sich anbahnenden Spaziergang und alle Hunde flippten aus. Jetzt ziehe ich mir die Schuhe an und setzte mich irgendwo hin. Danach hole ich die Jacke, ziehe sie an und setzte mich woanders hin. Später hole ich Leinen und Geschirre für die Hunde uns setze mich wieder hin. Ich rufe die Hunde nicht zu mir. Wenn sie kommen und sich ruhig hinsetzen, ziehe ich sie an und parke sie dort, wo sie stehen oder sitzen, bis ich fertig bin. Dann gehen wir los und die Hunde laufen hinter mir. Versuchen sie, zu überholen, gibt es GELB. Das reicht fast immer.

Ich gehe (noch) getrennt und übe das zur Zeit nur mit Lenny und Trevor.

Für Sally muss ich GELB anders besetzen, sie bekommt Angst, wenn ich es so mache wie oben beschrieben und kriecht am Boden. Das ist natürlich nicht der Sinn der Sache.

Mit den Leckerchen werde ich auch sparsamer umgehen. Ich habe sie draußen dabei und damit machen wir Suchspiele, aber sie bekommen sie nicht mehr für Dinge, die selbstverständlich sein sollten. Ich werde Fehlverhalten nicht länger ignorieren, sondern in Stufen klarmachen, was gar nicht geht.

Die Hunde sollen nicht immer und für den Rest ihres Lebens hinter mir laufen, deshalb gibt es Phasen an der Schleppleine, wo sie trödeln, rennen oder schnüffeln können.

Ich habe den Eindruck, dass Lenny endlich anfängt, uns ernst zu nehmen und werde diesen Ansatz auf jeden Fall weiter verfolgen.

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Tineke antwortete auf Aw: Anita Balser

19 Feb. 2011 01:57 - 20 Feb. 2011 22:11
#2
Zitat:

Bei Lenny ist GELB ein Eindrehen in seine Richtung (nicht hektisch!), und eine Bewegung des Unterarms mit gespreizten Fingern auf ihn zu (nicht von oben!), kombiniert mit einem Geräusch (in unserem Fall "Kschschschsch").
Lenny ging schon da rückwärts.
Sollte er direkt danach einen weiteren Versuch unternehmen, hinter Dir herzulaufen, kommt ROT.
Bei Lenny ist ROT eine leichtes Boxen irgendwo im Schulterbereich (kein Schlagen!)


Genau das macht auch Cecar Milan. Ich sehe sein Program auf Discovery TV fast jeden Abend.

Es stimmt das wir als Mensch viele Fehler machen und der Hund anders "denkt" auf ein anderes energie level. Wenn man selber Ruhe ausstrahlt, wird das auf dein Hund übertragen.
Laut Cecar kann ein Hund auch nur ein Ding gleichzeitig. Bei obengenannte Berührung, wird der Hund kurz abgelenkt und wird sein "state of mind" unterbrochen. Gerade dan bekommt man seine Aufmerksamkeit, vielleicht auch nur kurz.

Bei Indy kann ich tauzend mal rufen wenn er Mäuse buddelt aber nach diese "Berührung" reagiert er, es hilft also. Wenn er so gefokust ist auf ein Ding, muß ich ihm da mental raus holen, sonnst macht er ohne Ende weiter.

Eigentlich ist mein Wunsch Cecar Milan mal ein zu laden für ein LBH Treffen, vielleicht im Zukünft. Ich werde Ihm mal anschreiben.

Viel Erfolg für Alle mit "Problem" Hunde.

Tineke
Letzte Änderung: 20 Feb. 2011 22:11 von . Begründung: Zitat gerichtet

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Cassandra antwortete auf Aw: Anita Balser

19 Feb. 2011 12:15 - 19 Feb. 2011 12:17
#3
Hallo!
Ich hab noch nicht von ihr gehört, kenne ihre Arbeit nicht.
Kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass manchmal Blicke reichen.
Ich setzte das gerne ein. Beim vorigen Hund, wie auch jetzt bei Abby. Es ist ungemein hilfreich.

Wenn ich ein Kommando gebe, auf das mein Hund nicht hört, (bei Abby ein "ab", wenn sie aus der Küche soll)kommt ein langer, inteniver Blick ohne Worte.
:blink:
Dann kommt schon meist das beschwichtigende Schnauzenlecken des Hundes. Sie merkt, es stimmt was nicht.

Wird das Kommando dann noch immer nicht zur Zufriedenheit ausgeführt und sie bleibt nur stehen, geht aber nicht über die Schwelle, deute ich mit dem Arm Richtung Ausgang. Entweder mit einem intensiven Blick, oder mit "Kschsch". Das bewegt sie dann schon rückwärts. Es klappt hervorragend.

Ich habe auch ein leises, bedrohliches Knurren im Repertoire.
Das konnte ich gestern zum Beispiel erfolgreich beim Augensalben geben einsetzen.
Abby mochte das Ganze natürlich überhaupt nicht und meinte die Aktion im wahrsten Sinne überSPIELEN zu müssen, bis ich mein Knurren eingesetzt habe. Sofort hat sie stillgehalten.
Die Salbe konnte ins Auge und sie hat ihr Leckerchen kassiert. :laugh: (Muss aber dazu sagen, dass es auch Hunde gibt, die sich dadurch provoziert fühlen und dann völlig aufdrehen und die Rangordnung klären wollen! Also Vorsicht bei dominanten Hunden!)

Also ich bin der Meinung, dass man bei Hunden viel ohne Sprache geregelt bekommt.
Ertappe mich aber oft selbst dabei, wie ich den Hund totquatsche...

Es nennt sich übrigens Kuhglocken-Effekt, wenn man die ganze Zeit den Hund ruft und er ignoriert einen. Mit dem Dauergerufe hängt man sich quasi eine Kuhglocke um, die die ganze Zeit bimmelt und so weiss der Hund, dass man noch in erreichbarer Weite ist und keine Gefahr des Herrchen-Verlierens besteht.
Letzte Änderung: 19 Feb. 2011 12:17 von Cassandra.

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Manuela antwortete auf Aw: Anita Balser

19 Feb. 2011 18:16
#4
Vielleicht sollte ich mir die DVD auch mal zulegen.Ich habe gerade heute wieder festgestellt , dass ich unbedingt in Sachen Gehorsam mit Holly üben muss.Leider muss unsere geliebte Huschu schließen, so dass ich selber das Problem lösen muss.Holly pöbelt auch mächtig an der Leine und wenn ich das "Opfer" zu spät sehe , da ich gerade nach Stella schaue, fällt es mir echt schwer sie noch abgelenkt zu kriegen.Nicht jeder Hund und vor allem jeder Besitzer findet das lustig.Mußte mir auch schon anhören , ob ich diesen aggressiven Hund nicht unter Kontrolle habe.Darüber rege ich mich dann so auf , das Holly noch nervöser wird.Dumme Sache, bin selber Schuld.

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Laborbeagles antwortete auf Aw: Anita Balser

19 Feb. 2011 18:48
#5
Auch wir schauen - wenn irgend möglich - auf Sky Discovery die Reportagen des Cesar Milan.

Er ist in den USA ein gefragter Hundetrainer, der aus vermeintlich hoffnungslosen Problemhunden den gut "funktionierenden" Familienhund hervorlockt.

Es ist wirklich fesselnd, seine Trainingsmethoden und Erfolge zu begleiten. Am Anfang haben wir auch gedacht: "was will er mit dem kschksch erreichen.

Aber mittlerweile hab ich das schon einige Male bei Lehja eingesetzt, wenn sie krachsuchend einen anderen Hund fixiert. Dann läßt sie sich von dem Stupser tatsächlich aus dem Konzept bringen und ist dann erstaunlich entspannt.

Als wenn man die Leitung: Hirn an Lefze "hochziehen und stänkern" einfach unterbrochen hätte. Manchmal schaut sie dann frei dem Motto: "ich wollte doch noch was...mhm..was war das denn?".

Offensichtlich wirken diese Trainingsmethoden der Frau Balser und des C. Milan definitiv.

LG,

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sueper77 antwortete auf Aw: Anita Balser

19 Feb. 2011 19:17
#6
Das hört sich gut an. Seit kurzem macht Dobby auch einige Hunde auf der Strasse an.
Früher hat er sich mit allen verstanden, aber seit er einige Male "angefallen" wurde, hat er sich verändert.

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