Vom Umgang mit der Angst

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Vicky antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

06 Dez. 2012 14:06
#25
*Anja* schrieb:

Marion, habt ihr auf dem Seminar aktuelle Literaturempfehlungen bekommen?


Ein umfassendes Buch wird nach Auskunft der Seminarleute erst 2013 auf den deutschen Markt kommen. Bis dahin ist "Der ängstliche Hund" von Nicole Wilde/Alice von Canstein sehr lesenswert.

Liebe Grüße
Marion
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Gabi antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

06 Dez. 2012 14:09
#26
Ich kann nicht das geringste mit Millan anfangen.
Wenn man seine Trainingsmethoden gesehen hat wo meistens mit Tritten (Kicks)in der Nierengegend agiert wird
um den Hund Fuß laufen beizubringen und sonstige Brutalitäten die vielleicht für unaufmerksame Betrachter entgehen,
dann kann man getrost auf seine "Erziehung"verzichten.
Jedem das seine...
Jeder Mensch sollte mit seinem Leben
die Welt ein kleines bisschen
besser machen.

"Frances Hodgson Burnett"

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Kathi antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

06 Dez. 2012 14:42
#27
Ich habe ungefähr 7 Minuten gesehen.
Das reichte mir für einen Eindruck.
Die braune Dobermann-Hündin tut mir leid, der Yorkie auch, den beiden hätte man die Aktion doch wohl ersparen können.
Der Hund, um den es eigentlich geht, ist sicherlich ängstlich, aber in keinster Weise mit Bibi oder Epona zu vergleichen.
Wenn wir irgendwann so weit sind, behaupte ich einen "geheilten" Hund zu haben.
Ich denke das wichtigste für diese Hunde ist Zeit. Und keine medienwirksamen "Vorführungen".
Einen Hund am Stachelhalsband durch die Straßen zu zerren ist für mich kein Training für Angsthunde - auch nicht für andere Hunde.
Dann dieses "Spur erschnüffeln" ... blos weil er die Nase einmal auf der Erde hatte, statt hektisch zu hecheln hat er noch lange nicht erkannt was er eigentlich für ein toller Jagdhund ist ...
Nee, tut mir leid, so einen Typ brauche ich nicht zur Weiterbildung.
Viele Grüße,
Kathi

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mona antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

06 Dez. 2012 15:51
#28
Ich habe mir einmal die Sendung mit dem sogenannten "Hundeflüsterer" angesehen. In mir kam die Wut hoch !
Wenn ein "Hundeflüsterer" mit einem Stachelwürger bei so einem verängstigen Hund arbeiten muss, dann ist der Kerl für mich ein Tierquäler.
Kein Hund darf ein Stachelwürger tragen !!!!!!!!!!!!!

Jeder kann sich anschauen was er will, nur SOLCHE TIERQUÄLER METHODEN dürfen nicht gesendet werden.

Im übrigen gehören Stachelwürger auf dem Müll.

Manfred
Mona, Milva und Miro sagen
Hunde haben einen Besitzer
Wir Beagle haben Personal

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Vicky antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

30 Dez. 2012 21:30
#29
Hunde, die Angst haben, leiden. Die Ausprägung ist unterschiedlich schwer.

Unser Mikey ist ein Deprivations-Hund.

Als er zu uns kam, war ich wütend auf die Familie, die ihn so schnell wieder los werden wollte. Mikey machte nämlich überhaupt keinen Spaß, den Erwachsenen nicht, und definitiv nicht den Kindern, mit denen er nicht spielen wollte und konnte, weil er eben Angst vor allem hat. Zur Erinnerung: Mikey, der ehemalige Meutehund aus der Tötungsstation, hatte nur an einer Sache Spaß: dem Jagen. Also war er ständig in den Wäldern unterwegs, bis die hilflose Familie ihn an die Kette legte. Die Leute waren von Mikey vor allem eins: enttäuscht. Sie hatten anfangs die besten Absichten, indem sie einen Hund aus dem Auslandstierschutz übernahmen. Und dann kommt da so ein Bündel Angst, mit dem sich absolut nichts anfangen lässt, und benimmt sich - abgesehen von völliger Undankbarkeit! - auch noch komplett daneben. Letztes Jahr war ich extrem sauer über die Leute. Mittlerweile sehe ich die Sache differenzierter und verstehe – ein Stück weit – die Enttäuschung und Überforderung der Familie. (Was ich immer noch nicht verstehe, ist, wie man ein dreiviertel Jahr mit Nicht-Handeln zubringen kann, eine Zeit, in dem es dem Hund von Tag zu Tag schlechter geht).

Bibi ist ganz sicher und ganz eindeutig ein Depri-Hund.
Mikeys Symptomatik ist aber eine andere als Bibis: Bibi hat generell Angst vor Menschen, egal was für welchen, egal was sie tun und wie sie aussehen. Die unbelebte Umwelt – Dinge, Geräusche, schrecken Bibi nicht übermäßig.

Mike flippt bei lauten Geräuschen aus, den schlimmsten Moment habe ich mit ihm erlebt, als im Wald – entfernt - geschossen wurde. Mike drehte – an der Leine – völlig durch. Mikey hat sogar Panik vor dem Geräusch des Clickers.
(ich habe den Clicker – nach dem mir jemand einen tollen Tip gab :) – durch ein leises Zungenschnalzen ersetzt: Mike reagiert perfekt darauf!)

Außerdem gerät er völlig aus dem Häuschen, wenn jemand etwas in der Hand hält und damit auch nur andeutungsweise in seine Richtung kommt. Mikey zeigte deutliche Angst vor Männern. Waren männliche Gäste bei uns, hat Mike die betreffende Zeit unter der Hecke im Garten verbracht, immer auf der Hut. Beim ersten Auftauchen des Schornsteinfegers hat Mike einen totalen Panikanfall bekommen (schwarze Kleidung – Hut – groß – kräftig – allerlei Gerätschaften…). Frauen gegenüber war Mikey eher gleichgültig - solange die Hände leer waren. Spielen war ihm fremd (ist es ihm noch immer, bis auf wenige Ausnahmen).

Bibi erstarrte vollkommen angesichts eines Angstobjektes.
Mikey ist der Flucht-Typ, er rennt weg und bleibt auf einem sicheren Platz. Bibi konnte sich anfangs nicht mehr rühren, er stand da wie zur Salzsäule erstarrt, ich war sogar davon überzeugt, dass er die Luft anhält. Erst wenn der Mensch, der ihm so die Angst durch seine bloße Präsenz einjagte, wegging, kam langsam wieder Leben in Bibi.

Hunde haben angesichts von Stress vier grundlegende Verhaltesweisen zur Verfügung:

Die erste Option ist das Einfrieren / Erstarren (engl.: „freeze“).
Sodann gibt es die Möglichkeit der Flucht, des Weglaufens („flight“).
Eine weitere Möglichkeit ist der Angriff, Kampf („fight“).
Und als letzte Option bleibt noch das Erkunden, das allmähliche Erforschen des fraglichen Gegenstandes („fiddle about“).


Leider ist aus verhaltensbiologischer Sicht das Einfrieren die prognostisch ungünstigste Variante: der Hund denkt „ich kann mir nicht helfen, es gibt keinen Ausweg“. Diese Hunde, so Frau Hense, leiden am Meisten.
(da sitze ich, gespannt wie ein Flitzebogen, im Seminar, höre mir dies an, und denke wieder: na, bingo, Bibi).

Bibi hat bis vor kurzem keine andere Verhaltensweise als dieses gruselige Erstarren gezeigt. Erst seit kurzer Zeit fällt es ihm mitunter ein, auch mal wegzulaufen oder einfach zu beobachten, je nach Auslöser.

Ausdrücklich erwünscht ist das „Erkunden“ , denn es bedeutet eine Hinwendung zum Objekt, ein gesundes Verhalten, das Interesse und Aktivität signalisiert. Zudem wirkt es – im Gegensatz zum Kampf – deeskalierend.

Das Erkunden und Beobachten ist also unbedingt zu fördern!

In Bibis Beispiel war es das Spielzeug, vor dem er nicht erstarren musste (kämpfen ist eine Option, die für Bibi sowieso indiskutabel ist, und mit dem Weglaufen tut er sich auch meist schwer – und wozu sollte man vor einer unschuldig dastehenden Box voller Spielsachen auch wegrennen?) So erforschte Bibi nach und nach die Spielsachen, bis er damit vertraut war. Heute ist das Spielen mit allen möglichen Gegenständen offenbar das Größte für ihn!

Nur der Vollständigkeit halber: das „Flüchten“ ist die zweitbeste Handlungsweise. Ängstliche Hunde sollten immer eine Möglichkeit zur Flucht haben dürfen („Flüchten“ ist nicht nur Wegrennen, es kann auch das simple Wegsehen oder Abwenden sein).

Was die Variante „Fight“ anbelangt: hier sind nur die geringsten Anzeichen akzeptabel.
Knurren als niedrig angesiedelte Drohgebärde z.B. ist so eines. Maria Hense: "Hunde dürfen knurren! Wir sollten froh sein, dass der Hund knurrt! Das Drohverhalten bitte nur zur Kenntnis nehmen, ansonsten ignorieren. Knurren ist wünschenswertes Ausdrucksverhalten. Wir nehmen die Warnung zur Kenntnis. Achtung: nach dem Knurren könnte Beißen kommen, und hier ist natürlich Schluss mit Lustig!"

Hierzu fällt mir ein, dass wir alle wohl froh sein dürfen, es mit Beagle (oder schönen, grundsätzlich friedlichen Jägern wie Bibi) zu tun zu haben. Stellen Sie sich bitte einen Angsthund der Rasse Boxer, Schäferhund, Rottweiler, Dobermann, Kangal….vor.
Die würden ihr Heil vermutlich eher nicht im Erstarren oder Weglaufen suchen.

Sehr aufschlussreich fand ich die Aussage, dass die Rassezugehörigkeit des betroffenen Hundes Schlüsse auf die zu erwartenden Mängel und Symptome zulässt: je reizempfindlicher und sensibler ein Hund aus Sicht des Menschen sein soll, desto problematischer ist Deprivation. Ein Hüte- oder Wachhund beispielsweise, der auf kleinste Signale hin handeln soll, ist ungünstigen Wachstums- und Umweltbedingungen stärker unterworfen, und auch die Folgen sind häufig gravierender.

Ich wünsche Euch & allen Vierbeinern einen schönen, ruhigen Jahreswechsel
und ein gutes 2013 ....mit weniger Angst.

Liebe Grüße
Marion

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Kathi antwortete auf Aw: Vom Umgang mit der Angst

30 Dez. 2012 22:11
#30
Danke !
Zum einen für den langen Text, der sehr anschaulich und kurzweilig geschrieben ist, und zum anderen für die vorher-nachher-Bilder von Bibi - sie sind ausgesprochen eindrucksvoll so nebeneinander.
Liebe Grüße,
Kathi

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