2. Chance für Loui!

Ich werde hier Louis Tagebuch weiterführen er war ja unser Pflegehund, die Infos dafür bekomme ich vom Trainer.

Wir sind unglücklich und glücklich zugleich. Sehr unglücklich weil Loui vor einem Jahr hier als fröhlicher, netter, sehr gelehriger Hund eingezogen ist, sein Leben nach der Vermittlung dann kompeltt aus dem Ruder lief. (weshalb ist nachzulesen in seinem Profil)
Wenn ein Hund abgegeben wird, sind wir im Normalfall nicht begeistert, in Louis Fall aber sind wir mehr als glücklich. Er kann und wird nun durch Geduld und Einfühlungsvermögen wieder Vertrauen zu Menschen aufbauen und zu dem Hund werden, der er einmal war!!



Hier nun der Bericht des Trainers:

Loui hat sich relativ stressfrei in unseren Tagesablauf eingebunden und zeigt sich als recht entspannter Hund, der gut zur Ruhe kommen kann und sich seine Rückzugsmöglichkeiten immer wieder von selber sucht. Er versteht sich mit unseren Hunden gut und spielt furchtbar gerne. Gestern war eine Freundin mit ihrer Staff Hündin bei uns. Er war sowohl von der Hündin als auch von deren Besitzerin sowas von begeistert, dass er am Ende sogar bei denen ins Auto einsteigen und unbedingt mit wollte als sie wieder gegangen sind. Ansonsten liebt er Spaziergänge über alles und fährt gut und gerne im Auto mit.

Loui zeigt sich bei uns nicht unberechenbar aggressiv oder böse. Er hat aber ein sichtliches Problem mit Händen. Hände scheint er als „unberechenbar“ in seinem Beaglehirn abgespeichert zu haben. Dementsprechend zeigt er Abwehrverhalten, sobald eine Hand gezielt in seine Richtung, besonders im Kopfbereich geht. Hände sind kein Problem, wenn diese nichts von ihm wollen. Er kann z.B. problemlos mit „Händen“ in der gleichen Schublade etwas suchen Er sucht auch oft Körperkontakt und stupst uns, dass er gestreichelt werden möchte. Wenn man sich dabei dann auf den hinteren Rückenbereich beschränkt und Loui dabei gut beobachtet war dies bisher auch kein Problem.

Er hat bei uns bisher nicht gebissen, uns aber 3mal deutlich gesagt dass wir unsere Hände lieber wieder entfernen.

Auffällig ist, dass er nach solchen Situationen schrecklich leidet. Obwohl diese Siuationen immer nur einen Bruchteil von einer Sekunde gedauert haben und er danach nicht geschimpft oder gestraft wurde, geht er sofort ganz geknickt weg und traut sich für wirklich für den Rest des Tages fast nicht mehr her zu kommen. Er meidet dann auch sichtlich die Hände.

Ich habe ihn auf den Clicker konditioniert. Er lernt aussergewöhnlich schnell und verknüpft rasant in allen Situationen.

Ich habe mit ihm den Handtouch aufgebaut. Wenn er meine Hand anstupst, Click und Leckerchen. Außer das Loui Spass und Kopfarbeit beim Clickern haben soll ist der angenehme Nebeneffekt, daß er dabei Hände als positiv verknüpfen soll. Das macht er unheimlich gerne. Nach seinen Abwehrreaktionen habe ich immer gleich diese Übung mit ihm gemacht um seine Stimmung wieder zu verbessern. Auffällig ist, dass er danach fast nicht in der Lage ist, sich der Hand zu nähern und sich richtig überwinden muss. Halte ich ihm 2 Finger hin, geht es gerade so. Bei der ganzen flachen Hand ist dies dann für ihn fast nicht möglich!!

Alles für ihn Unangenehme, aber Nötige wie z.B. Geschirr anziehen baue ich mit ihm mit dem Clicker auf. Aber nicht nur um den Hund nett zu beschäfigen, sondern aus folgendem Grund:

Das Click des Clickers kündigt einem Hund, der mit diesem
Werkzeug vertraut ist, zuverlässig eine Belohnung an und löst
damit eine positiv gestimmte Erwartung aus.
Der Click löst nachgewiesenermaßen einen Ausstoß sogenannten
Glückshormonen im Körper aus. Vereinfacht gesagt hebt das
die Stimmung und kann Erregung mindern. Je mehr Erfahrung
der Hund mit dem Clicker hat, desto mehr wird der Clicker auch
zu einem Signal für Zusammenarbeit mit seinem Menschen, für
Sicherheit.

Louis weitere Zukunft steht und fällt mit Menschen die achtsam sind, Situationen gut einschätzen und seine Körpersprache aufmerksam beobachten können.
Menschen die nicht vorrangig an seinem Verhalten herum erziehen wollen, sondern Louis Grenzen erst einmal akzeptieren und bereit sind statt dessen Situationen zu verändern. Wenn er erst einmal genug Vertrauen gefasst hat, bin ich sicher dass sich seine Grenzen nach und nach mit richtigem Training wieder verschieben lassen.

Für die Menschen besteht die Herausforderung vor allem darin, Loui durch den Alltag zu führen ohne mit den Händen am Hund herum zu ziehen, zu drücken oder zu zerren )
Es ist bei ihm überhaupt kein Problem. Er reagiert super auf deutliche Körpersprache und Signale.

Er benötigt Struktur im Alltag, Routine und einen sicheren Handlungsrahmen besonders in für ihn schwierigen Situationen.

Momentan macht er den Eindruck dass er keinen richtigen Plan hat was er von Menschen erwarten kann und daher in einer ständigen Erwartungsunsicherheit lebt.

Ich bin überzeugt, daß Loui sich im richtigen Umfeld nach und nach zu einem ganz tollen Hund entwickelt mit dem dann auch Training richtig Spass macht!

Es fällt mir sehr schwer, nicht darüber nachzudenken, was der Auslöser für Louis gestörtes Verhältnis zu Händen ist.
Seine Erwartungsunsicherheit ist sicher ein erheblicher Stressfaktor für ihn.
Es war nicht zu erwarten, dass Loui innerhalb weniger Tage alles hinter sich lassen kann, was im letzten Jahr sein Leben bestimmt hat und ich bin froh, dass es so positive Tendenzen gibt. Für Loui wird es wichtig sein, berechenbare Menschen in seiner Umgebung zu haben, die das Clickertraining fortsetzen und seine Individualdistanz respektieren.
Es wäre wünschenswert, diese Menschen bald zu finden, denn er gewöhnt sich jeden Tag mehr an seinen Trainer.

Loui's Erfahrungen haben mich zutiefst entsetzt. Der arme Hund! Wie kann man nur so mit einem Hund umgehen.

Das große Problem ist doch schon mal, dass viel, die das Wort "Hund" buchstabieren können, glauben, eine Hundeschule aufmachen zu müssen und sich dann auch noch Tiertrainer oder sogar Therapeut nennen :evil: . Wenn ich mir nur ansehe, wie viele Hundeschulen in den letzten 5 Jahren aus dem Boden geschossen sind, und wie wenig Qualifikation die Betreiber nachweisen können, aber meinen mit wenig Einsatz sich eine goldene Nase verdienen zu können, dann wird mir schlecht. Und den armen Loui und wahrscheinlich auch seine Familie hat's erwischt. Leider Gottes gibt es keine Möglichkeit gegen solche Scharlatane vorzugehen.

Wir hoffen, dass Loui sein Trauma überwinden kann, und dass er bald eine verständnisvolle Familie findet.

Ich möchte mich nicht wieder über die sogenannte Trainerin aufregen. Ist der Name und Anschrift dieser Person zu bekommen ?

Ich bin unheimlich froh und glücklich, dass Loui jetzt in vernünftige Hände gekommen ist und hoffentlich wieder Vertrauen zum Mensch bzw. zu Händen bekommt.


LG
Manfred

Neues von Loui,

Die letzten 7 Tag mit Loui sind problemlos verlaufen.
Wir gehen ganz normal mit ihm um, sind aber natürlich weiterhin darauf bedacht, nicht unachtsam an ihm herum zu grabschen.
Wobei es nicht heißt, dass Loui nicht auch nach Körperkontakt sucht. Im tiefen Inneren wäre er so gerne ein typisch verschmuster Beagle.

siehe Foto






Draußen wird er munter und liebt Spaziergänge über alles. Bei uns ist es besonders interessant, da die Hasen bei uns quasi vor der Haustüre wohnen und überall schrecklich interessante Spuren sind. Der Jagdtrieb ist also so, wie es sich für einen richtigen Beagle gehört. Dem entsprechend ist er auch für Suchspiele aller Art immer gerne zu haben.

Ab und an sucht er sich auch selber etwas...am liebsten irgendwelche Socken mit denen er dann angerannt kommt und einen stupst, dass man doch bitte am anderen Ende mit ihm ziehen soll.

Also alles im dunkelgrünen Bereich bei Loui

Es wäre schön, wenn der kleine Mann endlich seine Menschen finden und für immer irgendwo nach den vielen Irrwegen ankommen darf.

Da ich lange nicht mehr online war, habe ich die ganze Geschichte um Loui verpasst... und lese sie eben mit entsetzen! Mir kullern die Tränen um diesen tollen Rüden. Am liebsten würd ich "HIER, komm zu mir" schreien... aber so einfach geht das leider nicht. Ich drücke den lieben Kerl ganz fest die Daumen. :kiss: