2. Chance für Loui!

Schmunzel..... nein, ich will euch gar nicht zappeln lassen.
Liegt eher daran, dass ich mehr um die Ohren habe, als ich eigentlich will......
Meine gemütliche "VorDemPC-Zeit" ist gerade etwas reduziert. :huh:
Meine Mami ist vorrübergehend gesundheitlich etwas außer Gefecht gesetzt und braucht ein bissle Unterstützung. Vor allem ihre geliebten Pflanzen grrrrrrrrrr...
Sooooo viele Gießkannen habe ich ewig nimmer rumgeschleppt......
Ein Sturm hat letzte Woche ziemlich viel durcheinander gebracht und auch Ziegel runtergeworfen.... da gibt's irgendwie immer was zu tun. Und meine Auffassung von "schöner Garten" stimmt mit ihrer Vorstellung (PARKANLAGE ) nicht so ganz überein.....
Und heute dann schon wieder so ein blöder Sturm, nicht ganz so heftig wie vergangene Woche......

Aber ich könnte euch mal berichten wie es mir heute erging mit Loui.
Zur Abendrunde wurde es richtig duster... eben dieses kleine Unwetter. Loui jammerte, denn er hatte sein großes Geschäft noch nicht erledigt. Also das Schlimmste abgewartet, mich in die Regenklamotten geworfen und Loui angeleint.
Zuvor hatte er schon neugierig aus dem Fenster geschaut und ich dachte, er weiß, was ihn erwartet.
Erst ist er zur Tür rausgestürmt und dann jaulend wieder unters Dach zurück. Dann wieder vorsichtig in den Regen.... Laufen war fast nicht möglich, er musste sich ständig schütteln. Also nur auf die Pieselwiese.
Es war ihm wirklich nicht wohl in seiner Haut. Die dicken Tropfen fand er "bäh".
Normalerweise braucht er seine 500m um sich lösen zu können.... Ich dachte ich schlage mal den üblichen Weg ein. Hihihi, Loui ist noch mit über die Straße, dann ein Stück vorgelaufen, eine Blick zu mir und er hat den Rückwärtsgang eingelegt und ist schnurstracks wieder zurückgelaufen. Kurzer Stop auf der Wiese, Output abgesetzt und flott den Weg zurück zum Haus.

Man konnte echt den Eindruck bekommen, Loui stünde das erste mal in seinem Leben im Regen :laugh:

Danke Mila für das Lachen, dass du mir mit der Geschichte von Wasserratte Loui beschert hast! :laugh: :laugh:
Komisch, wenn´s nur um die Pieselrunde geht, finden meine Regen auch bäh, wollen wir aber die große Runde machen, ist sowas alles völlig unwichtig. :laugh:

Ich hab mir grad ganz gespannt deine Trainingsberichte durchgelesen. Was für ein Einsatz, aber auch was für Riesenschritte voran!!!! Als du schriebst, dass Loui von sich aus lieber ausgewichen statt nach vorn gegangen ist, wurde mir ganz warm ums Herz. GERADE diese Dinge zeigen doch, wie richtig euer Weg ist. Und dass ihr alle euch nicht nur auf dieses schwierige Abenteuer eingelassen habt, sondern es so konsequent durchzieht, ist einfach nur toll!!

PS.

Unser erstes praktische Training liegt ja nun schon fast drei Wochen zurück. Wieder ein 35°C Tag :huh:
Zum Glück liegt das Trainigsgelände auch teilweise schattig durch den angrenzenden Wald.
Loui durfte zunächst das weitläufige Gelände erkunden und wir unterhielten uns über den Arztbesuch, die ersten Trainings mit dem Maulkorb und die weiteren Aufgaben, die wir bekommen hatten.

(Kleiner Rückblick: Von der Untersuchung selbst war er dann nicht ganz so angetan. Um ihn zu untersuchen und zu impfen wurde er „im Schwitzkasten“ gehalten was er natürlich nicht so klasse fand. Da hat er mächtig geknurrt und erfolglos versucht um sich zu beißen.
(Anmerkung von mir: wenn in einem Eingeborenenstamm alle auf kanimbimbambalisch auf mich einreden und mich festhalten oder zerren, würde ich wahrscheinlich auch versuchen mich zu wehren und zu schreien, um gnz fürchterlich zu wirken...  )
Ich habe geclickert um sein Erregungsniveau zu senken (wie ich es vermittelt bekommen hatte) was wiederum die Arzthelferin nicht so klasse fand, denn ich solle das aggressive Verhalten nicht verstärken.....)

Frau Techert hatte auch das Gepräch mit der TÄ gesucht und mein Click-Verhalten erklärt - das fand ich echt klasse!
Das schöne an ihr ist, dass sie nicht nur so positiv mit den Hunden umgeht, sondern auch das andere Leinenende lobt und positiv verstärkt. So motiviert arbeitet es sich einfach leichter.

Die ExtraSuperDuperLeckerlies (ESDL) die ich für das Training mitbringen sollte, durfte ich wieder einpacken, weil Loui übermotiviert war, kleingeschnittene Wienerle zu bekommen. Also sprich, er war nicht im Stande sich auf das Üben einzulassen, sondern die ESDL-Dose zu erhaschen. :woohoo:
Für 95% aller Hunde ist ESDL okay, bei Loui reicht „Standard“.
Also habe wir uns auf normale Futterbröckchen umgestellt. Dann klappte es doch hervorragend.
Immer wieder sollte wir natürlich auch darauf achten, was Louis „Körpersprache sagt.

Das Mauli-Training

So wird trainiert:

>Maulkorbtraining wird angekündigt mit „Mauli“
>Nase rein, mit Brückensgignal begleiten „lalalala....“
Marker noch solange er drin ist, im Mauli belohnen
(geht er vorher raus z.B. „Schade“ sagen)
>mehrfach wiederholen
>“zumachen“ des Maulis ankündigen,
schließen begleiten mit Brückensignal
Tricks machen, bevor er den Mauli doof findet - Tricks belohnen
>„ausziehen“ ankündigen
Brückensignal einsetzen,Marker auf dem Höhepunkt der Belastung (Hand am Kopf) -dann Futter mit der anderen Hand- dann erst Hände weg.

Rennen mit Mauli ist für Loui nicht so geeignt, da ihn das so aufputscht. Er versucht dann auch, den Mauli abzustreifen.Wir sollen eher ruhigere Sachen (Tricks) mit ihm machen.

Loui hat richtig gut mitgemacht und sich von seiner besten Seite gezeigt. Zur Belohnung durfte er dann wieder schnüffel gehen.
Und was er alles erschnüffeln musste. Irgend etwas im Boden hatte seine ganze Aufmerksamkeit geweckt und er war glücklich....

Wir haben nicht so viel fotografiert - wir waren ja zum arbeiten da.


Ein Umorientierungssignal wurde in Angriff genommen, um seine Aufmerksamkeit zukünftig bei Bedarf auf uns zu lenken.
Naheliegend ist ja sein Name. Wir haben mit „Loui“ geübt, aber festgestellt, dass wir diesen auch im Alltag zu oft verwenden indem wir ja auch über ihn sprechen. Drum rufen wir nun „Schau“. Denn wir müsste sonst bei jedem „Loui“ clicken und ihn belohnen....das bekommen wir nicht hin. Oder wir brauchen ein anderes Wort um ÜBER ihn zu sprechen.

2.
Umorientierungssignal „Loui“(nun „Schau“)
>(Ziel) mach den Kopf aus der Laufrichtung - orientiere dich um
> tut er es >Marker setzen
> Belohnung
!Er muss nicht kommen!
Nur rufen wenn Chance auf erwünschtem Verhalten bei 90%
Schwierigkeit langsam steigern

Leonie und ich haben ihn immer wieder gerufen und jede kleine Reaktion des Kopf wendens (sogar Ohren"spitzen") in die Rufrichtung belohnt. (Dann kam er natürlich angelaufen.)
Loui ist ein sehr gelehriger Schüler. Manchmal auch etwas ungduldig....









Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass Loui alltägliche Dinge nicht bedrohlich findet. Geschirr anziehen, anleinen evt. nach Zecken oder in die Ohren schauen gehört beispielsweise dazu.
Loui lässt sich anfassen, aber er will weitgehenst bestimmen, wann das geschieht.
Geht diese Aktion von uns aus, kann er sie eventuell als bedrohlich empfinden.
Diese Erfahrungen hat er wohl in seinem Vorleben oft genug machen müssen, dass von einer Hand Gefahr droht.
Nun muss er lernen, dass dies nicht so sein muss.

Darum beginnen wir damit „Entspannung und Verlässlichkeit“ in die Anlein-Situation zu bringen. Es sind so winzig kleine Schritte die wir gehen und für Aussenstehene hört sich das möglicherweise sehr seltsam an. Aber genau diese kleinen Schritte und die immer wiederkehrende „Signale“ (zB.dieses „lalalalala“ ) vermitteln ihm die Sicherheit die er braucht und er entspannt sich zusehends.
Nach mehreren Wochen kann man wirklich schon sagen, dass er eine gewissen Erwartungshaltung hat. Beim Anleinen geht der Blick schon vorher zur Leckelitasche.


3.
> An-und ableinen immer mit dem gleichen Signal ankündigen
> BEVOR man sich drüberbeugt mit Brückensignal begleiten
> Marker wenn die Leine ein- oder ausgehängt wird
< Hand am Rücken belassen, dann Marker
> dann Belohnung - Hand weg


Wir haben es dort dann mehrfach hintereinander trainiert. Auch für den Hund war das ein anstrengender Tag und man merkte ihm gegen Ende die Anspannung auch an. Gerade wenn ich mich über ihn beugen musste, oder er sich „geschafft“ auf den Boden schmiss und ich die Leine anhängen wollte.
Frau Techert gab in einem Moment auch mehrfach hintereinander das Markersignal, da sie ihm das steigende „Erregungsiveau“ ansah als ich mich über ihn beugen musste und Loui reagierte darauf.

kleiner Exkurs zu „Pfotenlesen.de“
Was wir Menschen an Hundeverhalten sehen können, 
ist längst nicht alles, was in unserem Hund vorgeht. 
Bevor es für uns Menschen sichtbar wird, finden auf für 
uns unsichtbarer Ebene Veränderung statt, die Verhalten 
beeinflussen: Erregungsniveau und Emotionen. 
Effektives Training bedeutet, dass wir an all diesen Ebenen 
der Verhaltensentstehung arbeiten. Die erste Ebene in der Verhaltensentstehung ist die Erregung. Und an der können wir – wie an den anderen – arbeiten!
Sehr viele Verhaltensweisen, die wir Menschen als problematisch empfinden, resultieren aus einem zu hohen Erregungsniveau oder 
werden dadurch verschlimmert. Je höher das Erregungsniveau, desto 
eher wird der Hund auf Umweltreize reagieren und desto stärker 
fallen mögliche emotionale und Verhaltensreaktionen aus. Je höher 
die Erregung, desto eher reagiert der Hund mit tief verankerten Verhaltensmuster, die nicht im bewussten und steuerbaren Teil des 
Gehirns stattfinden.
Das heißt, je höher die Erregung, desto weniger bekommt unser Hund überhaupt noch mit, dass wir da sind. Er nimmt es tatsächlich kaum wahr! Lernen findet in diesem Zustand kaum statt. Das Gehirn ist mit eventuell überlebenswichtigen Dingen beschäftigt und hat keine Kapazitäten frei, Neues zu speichern.
mehr davon? Dann: pfotenlesen.de/de/tippsinfos/entspannungstraining (so weit sind wir aber noch nicht....)


Dieses „Lalalala“ ist mittlerweile als Brückensignal bei Loui angekommen. (So bekloppt sich das für andere anhört. Aber wer macht sich für sein Beagelchen hier nicht manchmal zum Affen) Er ahnt, am Ende gibt es eine Belohnung.

Wenn er den Mauli trägt machen wir meist Tricks. Mittlerweile schnuggelt er sich dann an, oder lässt sich vor die Füße fallen.
Hier bekommt er auch Streicheleinheiten die wir mit dem Brückensignal begleiten. Mal über den Kopf streichen, die Ohren hochheben, den Bauch kraulen....
Ich hoffe, das ist schon okay so und wir sind nicht voreilig, aber Loui fordert das schon richtig ein....zumindest könnte man diesen Beagleblick so deuten.

Alles was wir mit ihm tun beenden wir dann mit „fertig“. Da gibts einen Futterkrümel für‘s Nichtstun.
Das hat den Sinn ihm ein bissle Frustration zu nehmen, wenn ihm etwas besonderen Spass macht.



Es war ein richtig tolle Zeit die wir dort hatten. Auch anstrengend. Für Mensch und Tier!


Loui war an dem Abend fertig mit der Welt. Schon im Auto fiel er in den Schlaf und auch zu Hause war er richtig ausgepowert.

Liebe Tanja,

ich finde es so toll, dass ihr so viel Zeit, Geduld und Liebe investiert, und dann auch noch so schöne, ausführliche Berichte ins Forum stellt!!!
Ich war ja mit Sam(kein Labor oder vorbelastet) auch einige Zeit beim Trainer, als ich in der Pubertät professionelle Hilfe benötigte.
Ich fand das sehr anstrengend und zeitintensiv, aber ihr macht das, obwohl Loui "nicht mal euer eigener" Hund ist - das ist Tierliebe auf einem sehr sehr hohem Niveau - ihr habt meinen höchsten Respekt !!! DANKE!!!
Ich freu mich immer, von euch zu hören!!!

liebe Grüße
Karen

Mir geht es ähnlich wie Karen. Ich finde es schon anstrengend mir alles genau durchzulesen und ziehe den Hut vor euch und dem was ihr leistet! Ihr seid jeden Tag damit beschäftigt alles richtig zu machen und zwar rund um die Uhr .... könnt ihr Loui überhaupt noch abgeben?
Ich will ihn euch nicht aufschwatzen, aber ich denke so einen zeitintensiven Hund schließt man eben sehr in´s Herz.
Besonders freue ich mich über die akribischen Berichte - vielen Dank, das Du uns teilhaben läßt!
Viele Grüße,
Kathi

Kathi schrieb: Mir geht es ähnlich wie Karen. Ich finde es schon anstrengend mir alles genau durchzulesen und ziehe den Hut vor euch und dem was ihr leistet! Ihr seid jeden Tag damit beschäftigt alles richtig zu machen und zwar rund um die Uhr .... könnt ihr Loui überhaupt noch abgeben?
Ich will ihn euch nicht aufschwatzen, aber ich denke so einen zeitintensiven Hund schließt man eben sehr in´s Herz.
Besonders freue ich mich über die akribischen Berichte - vielen Dank, das Du uns teilhaben läßt!

Diesen Worten schließe ich mich 100%ig an!!!
Liebe Tanja, es ist soooo unglaublich toll, was ihr für und mit dem Loui schafft!!
Aber ganz "nebenbei" kann glaub ich, fast jeder von uns auch für seinen eigenen Umgang mit Hund den ein oder anderen Tipp aufnehmen. Dafür noch ein Extradanke!