Schön, dass Sie hier sind. Erzählen Sie doch ein bisschen über sich und Ihre Hunde.
Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
ina antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
11 Apr. 2014 21:06
Klasse, euch hier wieder zu treffen, liebe Iris.
Aber du weißt schon, dass du uns nun auch mit deinen süchtig machenden Fotos regelmäßig versorgen musst, oder?
Aber du weißt schon, dass du uns nun auch mit deinen süchtig machenden Fotos regelmäßig versorgen musst, oder?
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IrisinUngarn antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
12 Apr. 2014 00:09 - 12 Apr. 2014 00:16
Hallo Susanne, hallo Kerstin,
ich versuche, jetzt zunächst mal eine Kurzversion der Dinge, die alle sehr komplex sind.
Als wir hierhin gezogen snd, war meine größte Sorge die um die Hunde. Ich wusste nicht, was Ungarn von Hunden halten und hatte große Sorge, keinen vernünftigen Tierarzt zu finden. Das war Quatsch, wie ich bald feststellen konnt, die Tierärzte sind gut ausgebildet und begegenen den Hunden mit sehr viel Empathie.
Das Verhältnis der Menschen zu Hunden ist aber ein bisschen anders als in Deutschland. Es ist nicht so, dass sie Hunde nicht mögen, im Gegenteil, aber Hunde sind kein Accessoire fürs Sofa, sondern haben in der Regel eine Aufgabe. Meistens sollen sie die Grundstücke bewachen. Viele Hunde leben draußen, in der kalten Jahreszeit können sie sich in (unbeheizte) Nebengebäude zurückziehen.
In den Städten leben viele Kleinhunde in Wohnungen, sie haben modische Geschirre, bekommen Royal Canin zu fressen und gehen mit jedem Zipperlein zum Tierarzt.
Auf den Dorf sieht das anders aus. Die Leute haben kaum Geld, sich selbst über die Runden zu bringen, und das hat natürlich Auswirkungen auf ihre Hunde. Kaum ein Hund ist gechipt (obwohl das schon lange Pflicht ist) oder geimpft. Kastrierte Hunde sind die Ausnahme, ungeplanter Nachwuchs ist die Regel. Hunde bekommt man an jeder Ecke geschenkt, oder man kauft sie für ein paar Euro auf einem Markt.
Jede Kommune in Ungarn ist verpflichtet, streunende Hunde einzusammeln. Da der Betrieb von Tierheimen teuer ist, unterhalten die meisten Gemeinden Tötungsstationen, in denen die Hunde 14 Tage aufbewahrt werden müssen und anschließend getötet werden können. Auch in Dombóvár (der nächsten größeren Stadt) gibt es so eine Station. Seit einem Jahr helfe ich dort. Gemeinsam mit einer Gruppe engagierter ungarischer Tierschützer gehe ich täglich dorthin, wir reinigen die Zwinger, bringen die Hunde in den Auslauf und gehen mit ihnen spazieren. Außerdem kümmern wir uns darum, dass sie tierärztlich versorgt werden. Das alles passiert in enger Kooperation mit Verienen in Deutschland und Österreich, die den größten Teil der Hunde vermitteln.
Wir versuchen, mehr Hunde in Ungarn zu vermitteln. Das ist nicht ganz leicht, aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
In der Zeit, seit ich dort bin, wurde kein Hund euthanasiert. Für manche wurde es sehr eng, die haben wir innerhalb von Ungarn verschoben und in Tierheimen untergebracht.
Tote Hunde gab es dennoch: einer Hündin, der man mit einem Hammer den Schädel zertümmert hatte und die man anschließend lebendig in den Kadaver-Container gesteckt hatte, konnten wir nicht mehr helfen. Sie musste eingeschläfert werden. Immerhin war sie nicht allein. Eine andere haben wir gefunden mit einem Projektil. Ihr Darm arbeitete nicht mehr. Auch sie mussten wir gehen lassen. Beide Hunde haben wir mitgenommen und ordentlich begraben, mehr konnten wir nicht mehr für sie tun.
Was wir hier tun, findet Ihr auch auf unserer Website: help-dombovar.net/joomla1/index.php/de/
Ich habe durch die Arbeit in der Tötung viele wunderbare Hunde kennen gelernt und bin sehr dankbar dafür. Meine Vorbehalte gegen sogenannte Kampfhunde habe ich komplett abgelegt. Die Hunde sind im Durchschnitt 4 bis 5 Wochen bei uns. In dieser Zeit passiert sehr viel. Hunde, die anfangs ausschließlich im Rückwärtsgang unterwegs sind und mehr Angst als Vaterlandsliebe haben, verlassen einen Monat später sehr entspannt die Station auf dem Weg in ein besseres Leben.
Mein fünfter Hund (Picur) ist auch aus dieser Tötung. Er war der Neuzugang am 25. November, und er torkelte durch seinen Zwinger. Wir sind sofort mit ihm zum Arzt gefahren, um dort zu erfahren, dass vier Luftgewehrkugeln in seinem Körper stecken. Der Arzt wollte es zunächst ohne OP versuchen, was aber zur Folge hatte, dass Picur täglich zur Infusion musste. Deshalb habe ich ihn mit nach Hause genommen. Er hat sich schnell erholt und ist geblieben...
Wenn Ihr Fragen habt, fragt. Ich freue mich über Euer Interesse!
ich versuche, jetzt zunächst mal eine Kurzversion der Dinge, die alle sehr komplex sind.
Als wir hierhin gezogen snd, war meine größte Sorge die um die Hunde. Ich wusste nicht, was Ungarn von Hunden halten und hatte große Sorge, keinen vernünftigen Tierarzt zu finden. Das war Quatsch, wie ich bald feststellen konnt, die Tierärzte sind gut ausgebildet und begegenen den Hunden mit sehr viel Empathie.
Das Verhältnis der Menschen zu Hunden ist aber ein bisschen anders als in Deutschland. Es ist nicht so, dass sie Hunde nicht mögen, im Gegenteil, aber Hunde sind kein Accessoire fürs Sofa, sondern haben in der Regel eine Aufgabe. Meistens sollen sie die Grundstücke bewachen. Viele Hunde leben draußen, in der kalten Jahreszeit können sie sich in (unbeheizte) Nebengebäude zurückziehen.
In den Städten leben viele Kleinhunde in Wohnungen, sie haben modische Geschirre, bekommen Royal Canin zu fressen und gehen mit jedem Zipperlein zum Tierarzt.
Auf den Dorf sieht das anders aus. Die Leute haben kaum Geld, sich selbst über die Runden zu bringen, und das hat natürlich Auswirkungen auf ihre Hunde. Kaum ein Hund ist gechipt (obwohl das schon lange Pflicht ist) oder geimpft. Kastrierte Hunde sind die Ausnahme, ungeplanter Nachwuchs ist die Regel. Hunde bekommt man an jeder Ecke geschenkt, oder man kauft sie für ein paar Euro auf einem Markt.
Jede Kommune in Ungarn ist verpflichtet, streunende Hunde einzusammeln. Da der Betrieb von Tierheimen teuer ist, unterhalten die meisten Gemeinden Tötungsstationen, in denen die Hunde 14 Tage aufbewahrt werden müssen und anschließend getötet werden können. Auch in Dombóvár (der nächsten größeren Stadt) gibt es so eine Station. Seit einem Jahr helfe ich dort. Gemeinsam mit einer Gruppe engagierter ungarischer Tierschützer gehe ich täglich dorthin, wir reinigen die Zwinger, bringen die Hunde in den Auslauf und gehen mit ihnen spazieren. Außerdem kümmern wir uns darum, dass sie tierärztlich versorgt werden. Das alles passiert in enger Kooperation mit Verienen in Deutschland und Österreich, die den größten Teil der Hunde vermitteln.
Wir versuchen, mehr Hunde in Ungarn zu vermitteln. Das ist nicht ganz leicht, aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
In der Zeit, seit ich dort bin, wurde kein Hund euthanasiert. Für manche wurde es sehr eng, die haben wir innerhalb von Ungarn verschoben und in Tierheimen untergebracht.
Tote Hunde gab es dennoch: einer Hündin, der man mit einem Hammer den Schädel zertümmert hatte und die man anschließend lebendig in den Kadaver-Container gesteckt hatte, konnten wir nicht mehr helfen. Sie musste eingeschläfert werden. Immerhin war sie nicht allein. Eine andere haben wir gefunden mit einem Projektil. Ihr Darm arbeitete nicht mehr. Auch sie mussten wir gehen lassen. Beide Hunde haben wir mitgenommen und ordentlich begraben, mehr konnten wir nicht mehr für sie tun.
Was wir hier tun, findet Ihr auch auf unserer Website: help-dombovar.net/joomla1/index.php/de/
Ich habe durch die Arbeit in der Tötung viele wunderbare Hunde kennen gelernt und bin sehr dankbar dafür. Meine Vorbehalte gegen sogenannte Kampfhunde habe ich komplett abgelegt. Die Hunde sind im Durchschnitt 4 bis 5 Wochen bei uns. In dieser Zeit passiert sehr viel. Hunde, die anfangs ausschließlich im Rückwärtsgang unterwegs sind und mehr Angst als Vaterlandsliebe haben, verlassen einen Monat später sehr entspannt die Station auf dem Weg in ein besseres Leben.
Mein fünfter Hund (Picur) ist auch aus dieser Tötung. Er war der Neuzugang am 25. November, und er torkelte durch seinen Zwinger. Wir sind sofort mit ihm zum Arzt gefahren, um dort zu erfahren, dass vier Luftgewehrkugeln in seinem Körper stecken. Der Arzt wollte es zunächst ohne OP versuchen, was aber zur Folge hatte, dass Picur täglich zur Infusion musste. Deshalb habe ich ihn mit nach Hause genommen. Er hat sich schnell erholt und ist geblieben...
Wenn Ihr Fragen habt, fragt. Ich freue mich über Euer Interesse!
Letzte Änderung: 12 Apr. 2014 00:16 von IrisinUngarn.
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Hedda antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
12 Apr. 2014 12:16IrisinUngarn schrieb: In der Zeit, seit ich dort bin, wurde kein Hund euthanasiert. Für manche wurde es sehr eng, die haben wir innerhalb von Ungarn verschoben und in Tierheimen untergebracht.
Hallo Iris,
als ich das gelesen habe, war ich sehr gerührt... was für ein toller Erfolg!
Dein ganzer Bericht ist sehr interessant, das nenne ich mal wirklichen aktiven Tierschutz... Prima, Respekt!
Es ist mit Sicherheit ein riesiger Unterschied, ob ich mir von den betroffenen Hunden ein Bild von der Vermittlungsstelle im Internet anschaue, oder ob ich jeden Tag mit ihnen zu tun habe, ihr Wesen kennen lernen kann, ihr Schicksal, ihr Verhalten und die ganzen Umstände, die damit zusammen hängen... ich bin mir sicher, deine Arbeit berührt dich tagtäglich auf's Neue und hat dir mit Sicherheit schon einige schlaflose Nächte beschert... aber ich kann mir auch vorstellen, dass dir die Arbeit mit den Hunden persönlich in vielerlei Hinsicht sehr viel gibt...
Ich bin hier für unseren örtlichen Tierschutz auch ehrenamtlich tätig und behandle die Tiere dort kostenlos... meine Kollegen und ich haben es uns vor allem zur Aufgabe gemacht, das Katzenelend so gut es geht einzudämmen (mit Lebendfallen, Kastrationen, etc.) auch schlagen wir uns regelmäßig mit uneinsichtigen Landwirten und verantwortungslosen Tierhaltern herum und der Umgangston und die Manieren sind nicht immer sehr erfreulich...
Danke, liebe Iris, dass du uns einen Einblick in deine Arbeit gewährt hast, ich hoffe noch weiterhin viel von dir zu hören...
Herzliche Grüße aus dem Pfälzer Wald
Susanne und Hedda
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Eddy antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
12 Apr. 2014 20:37
Ich finde es sehr bewundernswert , dass du dich wieder so für den Tierschutz angagierst und wenn auch nur ein Hund dem Tod von der Schippe springt, hat sich jeder Einsatz mehr als gelohnt.
LG Kerstin und Jungs
LG Kerstin und Jungs
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Resi1978 antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
14 Apr. 2014 00:00Eddy schrieb: und wenn auch nur ein Hund dem Tod von der Schippe springt, hat sich jeder Einsatz mehr als gelohnt.
Das hast Du schön gesagt! Genau so ist es. Wenn das Engagement ausreicht, um allen (!!!) Hunden, welche seit dem Einsatz dort in die Tötungsstation eingeliefert worden sind, den Weg von der Schippe zu ermöglichen, dann ist das ein absolut unglaublicher Erfolg!!!!
Ein Erfolg der Balsam für die Seele ist in einer Zeit, in der der Markt mit "Wühltischwelpen" mehr denn je floriert! Dieser Erfolg zeigt, dass es noch immer reichlich verantwortungsbewusste Menschen gibt, die lieber einem Tierschutzhund mit allen Überraschungen und Schwierigkeiten, die ein solcher mit sich bringen kann aufnehmen als sich irgendwo billig einen der zahlreichen Modehunde zu beschaffen.
Liebe Iris, man kann Euch gar nicht genug danken für Euer Engagement und ich wünsche Euch, dass Ihr noch vielen Hunden helfen könnt!
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IrisinUngarn antwortete auf Hallo aus Döbrököz (Ungarn)
14 Apr. 2014 09:41
Wir müssen es mittelfristig schaffen mehr Hunde in Ungarn unterzubringen. Es gibt schon ab und zu Anfragen, aber dann passt es nicht.
Vorgestern wollte ein über 70-jähriges Paar einen acht Monate alten Hund übernehmen. Das machen wir nicht.
Eine Woche vorher kam ein Paar mit einer 14-jährigen Teenie-Tochter. Das Töchterchen wollte Schäferhund Sascha (jung, groß, sehr kräftig, sehr unerzogen) adoptieren. Nein, sie werde nicht in die Hundeschule gehen, sondern den Hund selbst erziehen. Aha! Auch diese Leute haben wir wieder weggeschickt.
Die meisten Interessenten fangen an zu diskutieren, wenn wir ihnen etwas von Schutzgebühren erzählen. Die liegen bei präzise 33 EUR, dafür bekommen sie den Hund geimpft und gechipt, und die Kastration, die wir nicht in der Station machen lassen können, wird auch bezahlt.
Viele Leute wollen die Hunde in Außenhaltung haben. Es gibt Rassen, da ist das möglich, aber einen kurzhaarigen Jagdhund möchte ich so nicht vermitteln...
Dennoch kann man das Problem nicht lösen, indem man alle überflüssigen Hunde nach Deutschland bringt. Es müssen viel mehr Hund kastriert werden. Nicht nur die, die bereits im Tierheim gestrandet sind, sondern vor allem die, die noch ein Zuhause haben und sich munter vermehren.
Aktuell hat uns ein Familie gebeten, ihre Welpen zu vermitteln, die kamen ungeplant und waren sieben... Wir kümmern uns jetzt darum, dass sie alle die erforderlichen Impfungen bekommen, und dass einer von ihnen an den Augen behandelt wird, mit denen etwas nicht stimmt. Wir tun das nur unter der Voraussetung, dass die Mutter kastriert wird. In diesem Fall sind die Leute einsichtig, das ist leider nicht immer so.
Ich mache an dieser Stelle Schluss mit den Ungarn-Geschichten und eröffne dafür ein Tagebuch.
Vorgestern wollte ein über 70-jähriges Paar einen acht Monate alten Hund übernehmen. Das machen wir nicht.
Eine Woche vorher kam ein Paar mit einer 14-jährigen Teenie-Tochter. Das Töchterchen wollte Schäferhund Sascha (jung, groß, sehr kräftig, sehr unerzogen) adoptieren. Nein, sie werde nicht in die Hundeschule gehen, sondern den Hund selbst erziehen. Aha! Auch diese Leute haben wir wieder weggeschickt.
Die meisten Interessenten fangen an zu diskutieren, wenn wir ihnen etwas von Schutzgebühren erzählen. Die liegen bei präzise 33 EUR, dafür bekommen sie den Hund geimpft und gechipt, und die Kastration, die wir nicht in der Station machen lassen können, wird auch bezahlt.
Viele Leute wollen die Hunde in Außenhaltung haben. Es gibt Rassen, da ist das möglich, aber einen kurzhaarigen Jagdhund möchte ich so nicht vermitteln...
Dennoch kann man das Problem nicht lösen, indem man alle überflüssigen Hunde nach Deutschland bringt. Es müssen viel mehr Hund kastriert werden. Nicht nur die, die bereits im Tierheim gestrandet sind, sondern vor allem die, die noch ein Zuhause haben und sich munter vermehren.
Aktuell hat uns ein Familie gebeten, ihre Welpen zu vermitteln, die kamen ungeplant und waren sieben... Wir kümmern uns jetzt darum, dass sie alle die erforderlichen Impfungen bekommen, und dass einer von ihnen an den Augen behandelt wird, mit denen etwas nicht stimmt. Wir tun das nur unter der Voraussetung, dass die Mutter kastriert wird. In diesem Fall sind die Leute einsichtig, das ist leider nicht immer so.
Ich mache an dieser Stelle Schluss mit den Ungarn-Geschichten und eröffne dafür ein Tagebuch.
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Moderatoren: Christiane
