Ah, eines meiner Lieblingsthemen! Völlig richtig, Birgit, danke für diese Betrachtung
Seit Jahren kämpfe ich verbal gegen die bedauernden Blicke und das Unverständnis der Gassigänger, die meinen, meine Hunde bekämen nicht genug Bewegung, nicht genug Schnupper- oder Stöbermöglichkeiten. Das Gegenteil ist der Fall.
Meine Hunde laufen seit Jahr und Tag an 10-und 12-m-Schleppleinen (im Gegensatz zu manch landläufiger Meinung braucht man nicht noch mehr Meter). Sie können damit sehr viel mehr laufen, als die Leute glauben, und nutzen das auch aus.
Ich habe nicht den Eindruck, dass sie etwas vermissen - man kann auch mal ein Stück mit dem Hund mitgehen und sogar rennen.
Sie sind nach 1,5 Stunden müde, ausgelastet und zufrieden.
Freilauf gibt es auf geeignetem Gelände auch, aber "geeignet" heißt bei drei Hunden mit starkem Jagdtrieb (bei mir hört nur einer aus dem Quartett wirklich zuverlässig) auf jeden Fall "eingezäunt".
Wir wohnen auf dem Land, inmitten von Land- und Waldwirtschaft, und ich möchte es meinen Mitmenschen nicht antun, sich über freilaufende, spurlaute Beagle aufregen zu müssen.
Abgesehen davon, dass mir die Bauern und Jäger hier ganz schön den Marsch blasen würden. Aus diesem Grunde trampeln wir auch nicht über Weideland oder an brütenden Vögeln vorbei.
Es ist einfach: ich habe Beagle, weil Beagle ihren eigenen Kopf haben und den draußen auch einsetzen. Meine Hunde hören, im Rahmen eines normalen Umganges. Wenn ein Karnickel vor ihnen herhoppelt oder eine Rehspur auftaucht, die jünger als drei Tage ist, hören sie nicht mehr.
Ich würde den Teufel tun und draußen mit Leckerlies in der Hand an dem Hund rumerziehen. Sie kommen an die Leine, und basta. Die Hunde sind sicher, und die Umwelt auch. Und ich schone meine Nerven, nebenbei.
Würde ich einen Hund haben wollen, der die ganze Zeit nur nach mir guckt und dessen Credo daher "Fuß" ist, hätte ich tatsächlich nochmal einen Schäferhund. Aber auch der wäre nicht so zwanghaft erzogen wie die meisten.
Meine Erfahrungen mit diversen Hundeschulen sind eher negativ, das ist mir alles zu pauschal.
Meine Hunde können schon die üblichen Kommandos, aber muss man das denn? An Straßenrändern wird angehalten, aber ins Platz muss der Beagle deshalb nicht. Wir haben dafür Regeln, die anderen Hundebesitzern sicher äußerst schräg vorkommen: "Zurück" ist superwichtig für uns, und "Laß" - meine Beagle fressen unterwegs nichts mehr, seit einer mit 9 Monaten Gift aufgenommen hat.
Und lasst euch gesagt sein: Anti-Jagd-Training ist Blödsinn, rausgeschmissenes Geld. Natürlich wird der Beagle die Beute nicht stellen und töten, aber hetzen kann er es - lange. Mir kommen dann als erstes zwar waghalsige Überquerungen von felsigem Untergrund und vielbefahrenen Straßen in den Sinn, aber die meisten Jäger oder Schafhalter können da nicht so drüber lachen.
Hundehaltung hat viel mit Kompromißbereitschaft zu tun. Wenn mir jemand erzählt, sein Beagle ist immer abrufbar, dann hege ich Zweifel und sage, der hat nur noch nicht die richtige Situation erlebt

Beagle ohne Leine - ein immer wieder aufkommendes und anscheinend superspannendes Thema. Völlig überbewertet, und es scheint mir einen Stellenwert zu haben wie Kinder, die nur Einsen nachhause bringen: streichelt das Ego des Besitzers. Wirklich trauen kann man einem Jagdhund nicht, und ich würde es niemals aus freien Stücken riskieren.
Der Hund läuft nicht traurig neben mir her und denkt sich: ach, könnte ich doch auch ohne Leine....!
Der schnüffelt und spielt und rennt und geht zickzack, und es ist an mir als Mensch, dafür zu sorgen, dass er trotzdem auf seine Kosten kommt. Was er tut. Natürlich ist das nicht völlig unanstrengend, aber ich habe unter anderem deshalb Hunde, damit ich einen Grund habe, mich draußen zu bewegen
Ich kenne auch Menschen, die ihre Beagle seit jeher an 2-m-Leinen führen und keine Lust haben, neben dem schnuppernden Hund stehenzubleiben -
das ist dann das Gegenbeispiel und
nicht schön für den Hund. Fast noch schlimmer finde ich, einen Beagle dreiviertel seiner Draußen-Zeit am Fahrrad rennen zu lassen. Aber das ist ein anderes Thema.
Bei Laborhunden (resp. den meisten Tierschutzhunden)ist es meiner Ansicht nach in der Tat so, dass die Verbindung Hund-Leine-Mensch sehr wichtig - und auch sinnvoll - ist. Hunde aus dem Labor sind mitunter auch noch nach Monaten und Jahren reizüberflutet, und anzunehmen, der könnte nun nach ein paar Wochen alleine alles managen, ist vermessen. Nicht nur, dass mir jegliche Einwirkungsmöglichkeit abhanden kommt - sondern ich bilde mir ein, dass es auch dem Hund Sicherheit vermittelt, wenn er Leine und Geschirr spürt. Er soll ja nicht selbst entscheiden, das machen wir doch für ihn. Die meisten brauchen das
Ich hatte es an anderer Stelle schonmal geschrieben: dass der Hund im Labor aufgewachsen ist, heißt keinesfalls, dass er keinen Jagdtrieb hat. Der ist in nullkommanix aus seinem Schlummer erwacht, sobald der richtige Reiz auftaucht. Jagdtrieb ist so archaisch und so stark wie Fressen und Fortpflanzung, nur benutzt ihn im Labor natürlich kein Hund.
Freilauf-Verfechter sind meiner Erfahrung nach meist Einzelhund-Halter. Als ich (kurzzeitig) mal nur einen Beagle hatte, hätte ich es vielleicht noch gewagt. Ab zwei Hunden, wo sich das Jagdverhalten potenziert
und dem Beagle ruckzuck wieder einfällt, dass er Meutehund ist, geht sowas nicht mehr.
Tja, Bigs, jetzt bin ich sicher völlig übers Ziel hinausgeschossen, aber ich wollte damit nur sagen: recht hast du! Freilauf ist nicht das Nonplusultra, und schon zehnmal nicht in Gegenden, wo sich Wild- oder Weidetiere aufhalten.