Cesar Millan

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Cesar Millan wurde erstellt von moromaxe

02 Mai 2013 18:33
#1
Cesar Millan ist ja immer ein Thema!

Deshalb fand ich den folgenden Artikel in der New York Times, den ich bei beaglefriends gefunden habe, so interessant:

www.mersinkommer.de/privat/millan/nyt.html

Originaltext © 2006 Mark Derr, first published in the New York Times

Deutsche Übersetzung / German Translation © 2012 Isolde Kommer

Mit freundlicher Genehmigung von Mark Derr / by Courtesy of Mark Derr


Ein Haufen Lügen

Nicht zuletzt durch seine überzeugende Biografie als illegaler Einwanderer eroberte Cesar Millan die Welt des Hundeverhaltens – oder besser Fehlverhaltens - im Sturm.

Seine Sendung „Dog Whisperer“ im National Geographic Channel ist ein Quotenschlager, sein Buch ein Bestseller. Er besitzt eine treu ergebene Anhängerschaft und in verschiedenen Zeitschriftenartikeln wurde begeistert von ihm berichtet.

Er ist dabei, seine eigene, nach seiner Frau "Illusion" benannte Kombination aus Halsband und Leine auf den Markt zu bringen. Dadurch soll es leichter werden, Hunde auf die „Cesar“-Art zu führen – dicht bei Fuß, unter strikter Kontrolle.

Im Grunde genommen haben National Geographic und Cesar Millan eine vereinfachte Sicht auf die Sozialstruktur des Hundes mit einer cleveren neuen Verpackung versehen und einen stereotypen Trainingsansatz nach dem Schubladenprinzip konstruiert. In Mr. Millans Welt liegt sämtlichen Verhaltensproblemen des Hundes die Unfähigkeit des Menschen zur „Rudelführerschaft“ und zur vollständigen Dominanz des Hunds (alias Wolf) zugrunde.

Mr. Millan lehnt es zwar ab, Hunde während des Trainings zu schlagen und anzuschreien. Jedoch beinhalten seine konfrontativen Techniken physische und psychische Einschüchterung wie etwa Fingerstöße, Würgehalsbänder, ausgedehnte Einheiten auf dem Laufband und die sogenannte Reizüberflutung (das "flooding") mit dem Angstauslöser. Im Vergleich zu anderen immer noch gebräuchlichen Hilfsmitteln wie etwa Peitschen und Viehtreibern scheinen Millans Methoden harmlos; in Kombination mit fehlender positiver Bestätigung oder Belohnung reiht er sich jedoch in eine lange Tradition straforientierter Hundetrainer ein.

Mr. Millans Persiflage des Tierverhaltens und des Psychologismus wird jede Woche in Millionen von Haushalten ausgestrahlt. Ebenso charmant wie brachial rennt er gegen die 40jährigen Erfolge in der Erforschung und Formung des Hundeverhaltens und gegen die Entwicklung von belohnungsorientierten Trainingsprogrammen ohne Strafcharakter an. Auch diese haben dazu beigetragen, jeden Hund als Individuum zu sehen, seine Motivation, seine Ängste, Begabungen und Grenzen zu erkennen. Durch den Aufbau von Stärken und die Arbeit an Schwächen wirken Trainer und Verhaltensforscher häufig Wunder; aber diese brauchen Zeit.

Mr. Millan liefert angeblich schnelle Ergebnisse. Sein Mantra lautet: „Übung, Disziplin, Wohlwollen“, wobei „Disziplin“ gleichzusetzen ist mit „Regeln, Grenzen, Einschränkungen“. Es gibt keine Belohnungen; Lob ist selten --vermutlich um den von Mr. Millan bei seinen Hunden angestrebten Zustand der ruhigen Unterwerfung nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Er spart nicht mit Korrekturmaßnahmen, während die Tiere gezwungen werden, sich zu unterwerfen oder sich ihren Ängsten zu stellen, selbst wenn sie deshalb in Panik geraten.

Mr. Millan leitet seine Philosophie von einer grob vereinfachten Vorstellung vom „natürlichen“ Hunderudel ab, kontrolliert von einem dominanten Alphatier (normalerweise männlich). In seinem Schema ist der Mensch der Führer, was zu dem Schluss führt: Alle Verhaltensprobleme bei Hunden rühren von einem Versagen der Dominanz des Besitzers bzw. der Besitzer her. (Nach dieser Logik ist es praktischerweise der Fehler des Besitzers, wenn Mr. Millans Eingreifen keine dauerhaften Ergebnisse bringt.)

In seiner Welt sind Frauen die schlimmsten Missetäter. In dem DVD-Set der ersten Staffel von „Dog Whisperer“ erklärt Mr. Millan, die Frau sei „die einzige Spezies, die anders als der Rest tickt.“ Und „eine Frau setzt Zuneigung stets vor Diszplin“, wie er sagt. „Der Mann wendet erst Disziplin an und bringt danach Zuneigung auf; also sind wir eher psychologisch als emotional. Tiere folgen nicht liebenswerten, sondern dominanten Anführern.“

Mr. Millans Sexismus ist lächerlich; seine Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung sind überholt.

Die Beobachtung vom “Alpha-Rudelführer”, der alle anderen Rudelmitglieder dominiert, leitet sich von Untersuchungen an in Gefangenschaft gehaltenen, nicht miteinander verwandten Wölfen ab und entspricht somit nicht der sozialen Struktur natürlicher Rudel, wie sie L. David Mech, einer der weltweit führenden Wolfexperten, erforscht hat. In der Wildnis sind die Alphawölfe einfach das Elternpaar und das Rudel besteht grundsätzlich aus ihrem jugendlichen Nachwuchs und den Welpen.

“Das typische Wolfsrudel”, schrieb Dr. Mech 1999 im Canadian Journal of Zoology, “ist eine Familie, in der die erwachsenen Eltern die Aktivitäten der Gruppe in einem System der Arbeitsteilung leiten.“ In einem natürlichen Wolfsrudel „sind Dominanzkämpfe mit anderen Wölfen selten oder kommen gar nicht vor“, schreibt er. Das hat nichts mit dem Dominanzmodell zu tun, das Mr. Millan in Berufung auf das Wolfsverhalten zum angeborenen Bedürfnis des Hundes erklärt.

Anders als seine Wolfsvorfahren lebt der Hund in der menschlichen Gesellschaft. Seit mindestens 15.000 Jahren sind Hunde auf das Zusammenleben mit dem Menschen selektiert worden. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie fast vom Zeitpunkt ihrer Geburt an auf den Menschen ansprechen und dass die meisten von ihnen ihm unbedingt gefallen wollen – entsprechende Anleitung und Ermutigung vorausgesetzt.

Aber manchmal entwickelt sich diese Beziehung in eine ganz falsche Richtung – und es wird Zeit, einen Profi hinzuzuziehen.

Aggression ist vielleicht das bedeutendste Verhaltensproblem, es betrifft möglicherweise über 20% der 65 Millionen US-amerikanischen Hunde. Es kann zu Verletzungen und Todesfällen führen. Mr. Millan behandelt Aggressionen häufig, indem er den Hund zwingt, ausgiebig auf einem Laufband zu trainieren, indem er seine Autorität gegenüber dem Hund durchsetzt, indem er ihn im „Alphawurf“ auf den Rücken dreht, sowie durch andere Formen der Einschüchterung – beispielsweise indem ihn seiner Hundegruppe aussetzt.

Früher wurde das gewaltsame Umdrehen eines Hundes als Möglichkeit gesehen, Dominanz zu durchzusetzen. Mittlerweile wird es als gute Methode betrachtet, gebissen zu werden. Man rät davon ab, diese Technik auszuprobieren. Tatsächlich gehen viele Verhaltensforscher davon aus, dass langfristig mehr Aggression erzeugt wird, wenn man Aggression mit Aggression begegnet.

Noch bedeutsamer ist, dass Aggressionenen häufig unerkannte medizinische Probleme zugrunde liegen – eine Hüftgelenksdysplasie oder ein anderes körperliches Gebrechen, das den Hund vor Schmerzen zubeißen lässt, genetisch bedingte Formen plötzlicher Wut, die nur durch eine medizinische Anamnese und genetische Untersuchung diagnostiziert werden können, herabgesetzte Gehirndurchblutung oder eine angeborene Fehlbildung des Gehirns, die Aggression verursacht und nur durch eine medizinische Untersuchung erkannt werden kann. Veterinärmedizinische Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass viele aggressive Hunde unter einem niedrigen Serotoninspiegel leiden und behandeln dies erfolgreich mit Fluotexin (dem Wirkstoff, der unter dem Namen Prozac besser bekannt ist).

Es kann buchstäblich Zeit und Geld sparen, Aggressionen, Ängsten, Unruhe und Unsicherheit korrekt und gleich von Anfang an zu behandeln. Mr. Millans fertige Rezepte sind gute TV-Unterhaltung und bringen möglicherweise in einige Fällen sogar dauerhafte Erfolge. Sie sind aber ein Schlag ins Gesicht aller professionellen Verhaltensforscher mit ihren Erkenntnissen über normales und nicht normales Hundeverhalten.

Mark Derr

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Kathi antwortete auf Aw: Cesar Millan

02 Mai 2013 19:07
#2
Eigentlich kann ich gar nicht mitreden ... ich habe erst eine Sendung mit ihm gesehen.
Und das ist auch schon mindestens ein halbes Jahr her. Es ging da um eine dunkle Bloodhound-Hündin ( meine ich) - ich fand seine Methoden nicht in Ordnung. Einen ängstlichen Hund an einer kurzen Leine mit mir mit zu zwingen kann kein Vertrauen entstehen lassen und Vertrauen ist für mich erstmal die erste Basis.
Ich halte ihn für ungeeignet - er mag ein guter Schauspieler sein ... aber was er den Hunden antut ist fürchterlich und das er diese Fangemeinde hat ist eine Katastrophe.
Er dürfte keinen meiner Hunde auch nur anfassen. Geschweige denn sie an die Leine nehmen oder mit ihnen allein sein.
Viele Grüße,
Kathi

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kupferli antwortete auf Aw: Cesar Millan

03 Mai 2013 07:18
#3
Dieses Thema wird auch anderswo heftig diskutiert, da es halt immer noch Menschen gibt, die der Meinung sind, dass bei Problemhunden nur die "harte" Methode" hilft. :blink: Ich habe mir einige Sendungen mit C.M. auf sixx angeschaut, konnte dort aber keinerlei Gewaltanwendung feststellen oder hab nicht so genau hingekuckt. Wobei ich die Hundehaltung in den USA schon etwas sehr sonderbar finde, wie z.B. den Hund auf ein Laufband stellen, damit er ausgelastet wird. Wir laufen hier lieber tägl. zwischen 2 1/2 - 3 Stunden durch die freie Natur! :cheer: Was mich so sehr irritiert ist die Tatsache, dass es wohl einen großen Unterschied gibt zwischen dem von CM geschriebenen Buch und der Realität. Sein Buch habe ich gelesen, seine Erklärungen darin fand ich auch gut. Im Buch beschreibt er auch diesen "Knuff" mit den Fingerspitzen, den Rempler mit einem Bein oder seine angepriesene Leine. Darin fand ich nichts verwerfliches. Was allerdings in einigen Artikeln beschrieben wird finde ich schlichtweg unmöglich. Hundetrainer, die mit "Problemhunden" ARBEITEN verteidigen diese Methoden, es würde keinen anderen Weg geben - mit Gutschi-Gutschi würde man nicht weit kommen. Ich sehe das als "hausgemachte" Problematik. Warum gibt es "Problemhunde". Ich stelle hier mal meinen Beitrag ein, den ich auf einen Beitrag eines "Problem-Hundetrainers" verfaßt habe:

Verhaltensauffällige Hunde - ein Problem unserer Gesellschaft. Hausgemacht, weil man sich entweder nicht richtig auskennt, oder dem Hund zu wenig Beschäftigung bietet. Rassetypische Merkmale unterschätzt. Hund soll funktionieren, weil unsere Gesellschaft darauf programmiert ist. Tut er es nicht - wird so lange gewartet, bis es zu einem "Zwischenfall" kommt. Die eine Variante. Eine weitere Variante: der Mensch will mit aller Gewalt über dem Hund stehen, egal durch welche Vorgehensweise er das erreicht. Und so entsteht der "Problemhund". Achja - in Deutschland gab es ja auch schon den "Problembär" - ok, gehört nicht hierhin - aber Probleme werden gemacht, sie werden nicht "geboren". Und dann sperrt man das Problem halt erst mal weg. Eigentlich sollte man nicht den Hunden das Prädikat "Problem" anheften - sondern den Menschen. Gehört zwar auch nicht hier her und der Vergleich hinkt mit Sicherheit auch: aber zum Glück ist die Prügelstrafe in Deutschland verboten. Ich vergleiche Hund und Mensch nicht gerne, weil es zwei ganz unterschiedliche Lebewesen und Lebensformen sind, deren Ursprung man auch nicht vergleichen kann. Aber in dem Fall greif ich auch gerne mal darauf zurück. Anstatt die Hunde mit "Bestrafung" zu trainieren sollte man seinen Fokus lieber auf den Menschen richten, denn da liegt das eigentliche "Problem". Aber nein, dann steckt man den Vierbeiner lieber in eine "Erziehungsanstalt" - zahlt - hat keine Arbeit damit und bekommt ein "Fertigprodukt" zurück! Toll.

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Clair antwortete auf Aw: Cesar Millan

03 Mai 2013 07:32
#4
Mir gehts da wie Kupferli, ich konnte auch keine Gewalt bei der Sendung feststellen, aber ich schaue es nicht mehr an. Wie sagte meine Oma immer: "Da aus Amerika kommt nichts gutes rüber."Das allerdings glaube ich nicht, aber ich sehe da eher auch das der Mensch oft das Problem ist.
Meine Hunde haben ihren Kopf und ich meinen, ja nicht immer einfach die Hundeerziehung,
Liebe ist trotzdem der beste Weg.
Lg Katja mit Clair und Paula :)

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Bibi antwortete auf Aw: Cesar Millan

03 Mai 2013 10:18
#5
Ich denke man muss das ganze inmer differenzierter betrachten. Genau das macht cm nicht. Mein chouky entwickelt sich zur zeit auch in eine richtung die für ihn als auch für passanten gefährlich wird. Daher ist der punkt gekommen an dem schluß ist mit allen erziehungsversuchen über positive verstärkung. Jetzt hab ich immer die wasserpistole dabei ABER ich ignoriere sein positives verhalten nicht wie bei cm üblich sondern belohne es um ihm so ein alternativverhalten zu bieten. Hier gibt es seit kurzem auch einen hundetrainer der nach cm arbeitet inklusive tritt ins abdomen, alphawurf und nylonschnürchen als würger um den hals. Er hatte mich mal angesprochen in einer situation in der chouky angst hatte und sich hinter mir versteckt hat (was ich gut finde) und fragte ob er meine hunde trainieren darf (er macht das gern ohne anwesenheit der halter). Ich lehnte dankend ab und meinte er brauch zeit. "Das geht ganz schnell wenn man weiß wie". Dann hab ich ihm mal paar takte über laborbeagle erzählt und über choukys vergangenheit und fragte ob er nun immernoch meint es geht ganz schnell. "Ich fahr dann mal lieber weiter"
Ich finde es sehr bedenklich diese versprechung "schnell" zu machen. Und ich bin mir sicher früher oder später landen diese hunde dann mit wirklichen verhaltensauffälligkeiten bei uns in der huschu

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ina antwortete auf Aw: Cesar Millan

03 Mai 2013 10:36
#6
Bibi schrieb:

Ich denke man muss das ganze inmer differenzierter betrachten. Genau das macht cm nicht.

Hier gibt es seit kurzem auch einen hundetrainer der nach cm arbeitet inklusive tritt ins abdomen, alphawurf und nylonschnürchen als würger um den hals. Er hatte mich mal angesprochen in einer situation in der chouky angst hatte und sich hinter mir versteckt hat (was ich gut finde) und fragte ob er meine hunde trainieren darf (er macht das gern ohne anwesenheit der halter). Ich lehnte dankend ab und meinte er brauch zeit. "Das geht ganz schnell wenn man weiß wie". Dann hab ich ihm mal paar takte über laborbeagle erzählt und über choukys vergangenheit und fragte ob er nun immernoch meint es geht ganz schnell. "Ich fahr dann mal lieber weiter"
Ich finde es sehr bedenklich diese versprechung "schnell" zu machen. Und ich bin mir sicher früher oder später landen diese hunde dann mit wirklichen verhaltensauffälligkeiten bei uns in der huschu


Erziehung ist ein Prozess - ich glaube einfach nicht, dass tief verwurzeltes (Fehl-)Verhalten von jetzt auf gleich dauerhaft reguliert werden kann.
Und wenn ich mir allein unsere drei so total unterschiedlichen Charaktere anschaue, bin ich weiter sicher, dass es kein Allroundrezept für ALLE Hunde gibt.

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