Einige der zu vermittelnden Hunde sind aus unterschiedlichen Gründen zunächst in Pflegestellen untergebracht. Das hat den Vorteil, dass wir mehr über sie erfahren können. Die Pflegestellen erzählen hier.

Elfie braucht etwas länger

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Elfie braucht etwas länger wurde erstellt von herbert

03 Aug. 2016 09:31
#1
Elfie ist jetzt seit 4 Wochen in der Pflegestelle bei uns und ja, erst jetzt beginnt das Tagebuch.
Als Elfie Freitags hier ankam war sie sehr verstört und ängstlich und hat sich sofort in die hinterste Ecke des Gartens verkrochen und dort blieb sie einfach sitzen. Ob das mit ihrer Läufigkeit zusammen hing? Sie ließ sich aber von Anfang an in ihrem Eck streicheln. Da sie keine Anstalten machte sich im Garten umzuschauen und auch unsere Beagles sie nicht dazu bewegen konnten aus ihrem Eck zu kommen, nahmen wir sie an die Leine und versuchten sie im Garten etwas herum zu führen. Dagegen hat sich Elfie mit aller Gewalt gesträubt und wir mußten sie wieder los machen. Nachdem sie sich in ihrem Eck wieder beruhigt hatte, haben wir sie auf den Arm genommen, ins Haus getragen und im Wohnzimmer abgesetzt. Dort gibt es mehr Hundebetten als Hunde und wir dachten daß sie sich ein Plätzchen aussuchen würde. Fehlanzeige, Elfie sah sich um ging in die Küche und verkroch sich unter der Eckbank. Das war für die nächsten Tage ihr Platz, den sie freiwillig nicht verließ. Elfie zeigte an nichts interesse und wenn wir „nichts“ sagen, dann meinen wir das auch so: Kein Futter, kein Wasser, keine Hunde und keine Menschen. Erst einmal in Ruhe lassen.
Am Morgen war die Wohnung sauber und Elfie immer noch unter der Eckbank. Futter ? Nein danke, Wasser auch nicht. Wie sieht´s mit Kalbsleberwurst aus? Nein danke und Kopf weg gedreht. Na, dann nicht aber Wasser muß ja sein. Wir haben eine Spritze besorgt und Elfie am Geschirr unter der Eckbank hervorgezogen, auf den Arm genommen und haben uns mit ihr auf die Eckbank gesetzt. Becher mit Wasser auf den Tisch, Spritze gefüllt und ihr seitlich, durch die Lücke hinter den Reißzähnen ins Maul gespritzt. Die Häfte bleibt drin, die Hälfte läuft raus. Ein mühseliges Unterfangen.
Am Montag haben wir Elfie unserem Tierarzt vorgestellt um gesundheitliche Probleme auszuschließen. Zuhause angekommen hat Elfie erst mal ihren Darm entleert. Wir waren noch nie so glücklich darüber daß ein Hund in die Wohnung gemacht hat. Das Problem der Futter- und Wasserverweigerung blieb. Gegen Abend sind wir mit Elfie in eine Tierklinik gefahren und dort wurde großes Blutbild und Ultraschall gemacht sowie Herz und Lunge abgehört. Elfie war absolut gesund. Wir haben sie über Nacht in der Klinik gelassen wo ihr über eine Infusion Flüssigkeit zugeführt wurde.
Zuhause ist Elfie gleich wieder unter der Eckbank verschwunden. In der Nacht muß Elfie gewandert sein denn es war eine Pfütze im Flur. Sie verweigert auch das Futter aus dem Napf aber von den Fliesen frisst sie es. (Endlich) Wasser muß ihr weiter mit der Spritze eingeflößt werden. Auch Geschmacksverstärker wie Hühnerbrühe oder Würstchensaft helfen nicht.
Gaaaanz langsam baut Elfie Vertrauen auf. Sie hat ihren Platz unter der Eckbank verlassen und hat einen neuen Platz neben der Couch gefunden. Sie könnte den ganzen Tag gestreichelt werden. Auch dort dreht sie den Kopf weg wenn man ihr die Wasserschüssel vor die Nase stellt. Es ist zum verzweifeln. Inzwischen frißt sie ihr Nassfutter auch von einem flachen Teller. Wasser weiterhin nur mit Spritze.
Nach 10 Tagen eine Wendepunkt. Elfie sitzt neben der Couch, stupst mit ihrer Pfote und fordert Streicheleinheiten. Bei solchen Gelegenheiten bekommt sie immer die Wasserschüssel hin gestellt. Elfie dreht den Kopf weg. Die Hand nass gemacht und ins Maul gelegt, umsonst. Eine ernste Ansprache an Elfie: Wenn Du nicht bald Wasser trinkst, fließen hier noch Tränen. Elfie senkte den Kopf über die Wasserschüssel und trank, nicht viel aber immerhin. Spritze ade!
Zwischen Wohnung und Haustür gibt es 3 Steinstufen, die Elfie bis heute nicht runter geht, rauf ist kein Problem. Wenn wir Elfie mehrmals am Tag in den Garten tragen müssen wir immer die Haustür schließen, sonst ist sie ganz schnell wieder drin. Wenn sie nach einiger Zeit ihre Geschäfte erledigt hat, wird die Tür wieder geöffnet. Inzwischen fühlt sich Elfie auch auf der Couch sehr wohl. Sie mag es beschmust zu werden und nimmt auch ab und zu schon ein Leckerchen aus der Hand.
Wegen Elfies Ängstlichkeit ist das spazieren gehen auch nicht einfach. Mit Doppelsicherung am Hund wird die Leine immer am Gürtel befestigt, da sie noch immer schreckhaft ist. Es geht aber besser als gedacht, nur wenn sie ihr Geschäft erledigt hat, möchte sie am liebsten wieder nach Hause. Da muß man eben stur bleiben. Vor Autos hat Elfie keine Angst aber bei unbekannten Geräuschen wie Rasenmäher, hochgezogene Rollladen oder Spielplätzen reagiert sie sehr ängstlich.
In den Wald geht Elfie gerne, da wedelt sie freudig mit dem Schwanz. Wenn Leute an einer engen Stelle entgegen kommen, bleibt sie stehen und will nicht weiter.
Elfie ist bei Männern etwas zurückhaltender als bei Frauen, läßt sich aber auch von Männern beschmusen und geniest es.
Elfie baut in ganz kleinen Schritten Vertrauen zu Menschen auf, dieses Ziel wird sie erreichen, es dauert nur etwas länger.
Wer die Geduld und die Zeit hat, bekommt einen lieben, ruhigen und verschmusten Hund der nach einer Eingewöhnungszeit auch mal gewisse Stunden alleine bleiben kann.

Nach der Ankunft

Schutz unter der Eckbank

Nur Schutz suchen



Am nächsten Tag

Tag 5, hier wurde noch "gespritzt"

Tag 10, was soll ich hier?

Nach 3 Wochen, Leckerli suchen mit Ria und Lady

Nach 4 Wochen, es macht doch Spaß

Liebe Grüße
Herbert
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Bigs antwortete auf Elfie braucht etwas länger

03 Aug. 2016 10:33
#2
Wow Herbert!

Da hast du ja ein ganz zartes Pflänzchen zur Pflege. Sie sind so unterschiedlich, wie wir Menschen auch. Und ab und zu trifft man auf eine "ganz zarte Seele" ;) .

Elfie geht auf "Nummer sicher" und steht allem Neuen erstmal ablehnend gegenüber. Aber die hübsche Maus ist durchaus lernfähig, was die Fortschritte im Umgang mit ihr zeigen.
Ich denke ja, da bist du mit deiner ruhigen Ausstrahlung und deiner großen Erfahrung genau der Richtige, um Vertrauen aufzubauen. Und dass du Geduld hast, steht nach diesem Bericht wohl außer Frage. ;)

Elfie "macht bestimmt bald auf"... :) ich drück´ die Daumen...

GlG Birgit, Meggy, Lotte, Tante Ida und "Propeller-Roxy" :laugh:

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Susanna antwortete auf Elfie braucht etwas länger

04 Aug. 2016 23:01
#3
Hallo Herr Gindorf,

Toll wie Sie das machen, mit welcher Geduld und Liebe. Da ist die Kleine genau an den richtigen geraten.
Liebe Grüße aus Madeira
Susanna Küstermann

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hundeknochen antwortete auf Elfie braucht etwas länger

05 Aug. 2016 14:44
#4
was ich über Elfi lese erinnert mich stark an unsere Erfahrung mit Artemis, der jetzt Murphy heißt.
Murphy hat zwar von Beginn an gefressen und getrunken, wofür ich dankbar bin, aber er ist auch so ein ängstliches und zurückhaltendes Seelchen.
Er kommt nicht von sich aus, wird er aber gestreichelt und beschmust, dann schließt er die Augen und könnte es ewig über sich ergehen lassen....
Er reagiert immer noch sehr schreckhaft auf Bewegungen aller Art ( auch Pflanzen) und Geräusche.
Allerdings geht er in den Garten nur mit dem Reinkommen ins Haus hat er Probleme; dann steht er an der Türschwelle, will rein und kann es irgendwie nicht; es ist wie eine Blockade - manchmal hilft nur Tragen.
Wir hatten es in den ersten Tagen erlebt, dass er nachdem er das Wohnzimmer gründlich markiert hatte, sich in der Küche eingenistet hat und dann an der Türschwelle der Küche stand und sich nicht mehr raustraute.
Murphy ist nicht bestechbar mit Leckerlis, er lehnt sie einfach ab, wenn er nicht will.
Wenn aber einfach so etwas aus dem Kühlschrank fallen will, dann ist er dankbarer Abnehmer.

Es ist zwar schade, dass Murphy noch so distanziert ist aber das wird sich mit der Zeit sicher ändern-
war bei Clyde aus so und dann wurde er ein richtiger aktiver Knuddelbär.

Jeder Hund geht seinen eigenen Weg ins neue Leben, die einen offensiver, die anderen äußerst vorsichtig, bis sie sich endlich einlassen.
So wird auch Elfi mit aller lieben Hilfe irgendwann eine aufgeschlossene Hündin werden, die sich vielleicht mehr an ihren Menschen bindet als der von vorneherein aufgeschlossenere Typ.
So haben wir es mit Clyde erlebt und es war wunderbar.

Gruß
Marliese
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herbert antwortete auf Elfie braucht etwas länger

10 Aug. 2016 17:43
#5
Elfie ist wirklich ein schwieriges Mädchen. Es geht in ganz kleinen Schritten vorwärts und plötzlich macht sie einen etwas größeren Schritt rückwärts. Ich glaube, daß der Grund für Elfies Zurückhaltung bei mir liegt. Irgendwas an mir scheint sie zu stören, entweder meine Stimme, mein Aussehen oder meine Bewegungen. Wenn Geli morgens aufsteht kommt Elfie zu ihr, steigt an ihr hoch und will schmusen. Wenn ich komme, egal wo Elfie sich befindet, läuft sie sofort zu ihrer Schutzzone bei der Couch und beobachtet mich. Wenn ich mich dann auch die Couch oder auf einen Sessel gesetzt habe, kommt sie in Zeitlupe mit gesenktem Kopf auf mich zu. Nach etwa 5 Minuten streicheln kommt der Kopf langsam hoch und manchmal streckt sie mir auch ihr linkes Pfötchen entgegen. Das geschieht sogar wenn Geli schon auf der Couch sitzt.
Elfie liegt gerne auf der Couch. Wenn Geli dort sitzt springt sie von selbst hoch, bei mir traut sie sich nicht, ich muß sie immer auf die Couch heben. Dann steht sie erst einmal da wie ein geprügelter Hund, den Schwanz zwischen den Beinen und die Nase an den Vorderpfoten. Nach 5-10 Minuten streicheln entspannt sie sich und setzt sich oder legt sich neben mich. Dabei muß ich als weiter streicheln. Irgendwann rollt sie sich zusammen und schließt die Augen. Wenn ich irgendwann mal aufstehe, das Zimmer verlasse und dann zurück komme, fängt die ganze Prozedure von vorne an. Elfie erhebt sich langsam und kommt mit eingekniffenem Schwanz und gesenktem Kopf in Zeitlupe auf mich zu und ich muß wieder streicheln. Immer wenn ich ins Wohnzimmer komme, reagiert Elfie so.
Vielleicht wäre Elfie in einer anderen Umgebung (ohne mich) schon lange aufgetaut.
Abends gehe ich immer mit den Hunden in den Garten und werfe kleine Stücke Trockenfutter ins Gras. Unsere Beagles lieben das und Elfie hat sich in letzter Zeit immer mehr daran beteiligt. Letzten Sonntag machte sie dann einen Rückschritt. Sie hatte kein Interesse am Suchen und verzog sich lieber in eine Ecke. Auf rufen und locken kam sie zwar aus der Ecke, nach ein paar mal hin und her laufen verzog sie sich wieder in die Ecke. Wenn die Haustür nach dem suchen wieder geöffnet wird, war Elfie immer die Erste im Haus. Am Sonntag waren Lady und Ria die Ersten und Elfie kam hinterher. An den 3 Stufen zur Wohnung stoppte sie, drehte um und lief wieder in den Garten. Davor wäre ich jede Wette eingegangen daß sowas nie passieren würde, ich war total überrascht. Ich habe Elfie gerufen und gemeinsam mit mir ist sie die Stufen hoch und im Wohnzimmer verschwunden, wo es dann wieder zu der üblichen Prozedure kam. Dienstag Abend war Elfie dann wieder normal, sie hat wieder nach Leckerlies gesucht und der Rückzug ins Haus verlief auch wie gewohnt.
Spazieren gehen ist auch zur Tortur geworden weil überall die Gehwege aufgerissen werden um Glasfaserkabel zu verlegen. Also geht es im Eiltempo zum Grasweg, Häufchen und Bächlein machen und im Eiltempo wieder nach Hause.
Elfie ist ein ganz liebes Mädchen, ich wünschte nur sie wäre etwas aufgeschlossener.







Liebe Grüße
Herbert
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Bigs antwortete auf Elfie braucht etwas länger

10 Aug. 2016 21:10
#6
Ach je, da sitzt das Misstrauen aber tief :whistle: .

Das ist nach so viel Mühe deinerseits bestimmt frustrierend :S . Aber diese "harte Nuss" hat bestimmt auch einen weichen Kern, da bin ich ganz sicher. Jedes Töpfchen find ´sein Deckelchen... früher oder später wird auch dieser besondere Schatz von genau den richtigen Leuten gefunden. ;)

... bleib geduldig wie bei den unzähligen Pflegehunden zuvor ;) ...

GLG Birgit &Co und Roxy sowieso :)

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