Anforderungen an Pflegestelle
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Vicky antwortete auf Aw: Anforderungen an Pflegestelle
28 Nov. 2011 18:56
Hallo Ela!
Wir wurden erst im Frühjahr 2011 zur LBH-Pflegestelle, ich will mal etwas *ausführlicher* erzählen.....
Als "Referenzen" konnte ich bei meiner Anfrage eigentlich nur 2 fröhliche, gesunde Beagle-Damen (davon eine ehem. Laborhündin) vorweisen. Außerdem haben wir glücklicherweise ein Haus mit einem großen, sicher (!) umzäunten Grundstück.
Weitere Qualifikationen hatte ich sonst eigentlich nicht, außer eine gewisse Erfahrung mit Hunden, die ich dank zahlreicher vierbeiniger Familienmitglieder gesammelt habe. Beagle-"erfahren" bin ich allerdings auch erst seit gut zwei Jahren, davor hatte ich es mit Terriern, Bracken, einem Dobermann und einem ausgewachsenen Rottweiler-Diensthund (den hat mein EXmann aber *GsD* mitgenommen) zu tun.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mir und meiner Familie die Verantwortung für einen mir anvertrauten, aber nicht eigenen, Hund zumuten kann und will. Und auch darüber, ob ich dem Pflegi das bieten kann, was er braucht: Regelmäßigkeit im Tagesablauf, viel Geduld, kein langes Alleinsein.
Ein Telefonat mit Wencke hat mir dann die letzten Bedenken genommen, wobei ich aber sicher bin, dass Wencke unseren ersten Pflegi sofort wieder mitgenommen hätte, wenn ich vorher falsche Angaben gemacht hätte. Während des langen Telefongespräches wurden mir durchaus eine Menge Fragen gestellt (vermutlich ähnlich einer Vermittlung), die ich aber auch gerne beantwortet habe. Allerdings konnte auch ich meine Fragen, Bedenken usw. loswerden.
Ich denke nicht, dass die zukünftigen Beagle-Besitzer einen perfekt erzogenen Hund erwarten.
Aber auch als Pflegestelle kommt man nicht um ein wenig Erziehung herum: die Wohnung soll ja trotz Pflegi einigermaßen sauber bleiben, also ist schon mal "Stubenrein werden/sein" angesagt. Auch die Spaziergänge müssen halbwegs organisierbar sein, weshalb das-an-der-Leine-gehen möglichst auch geübt wird.
Oder: im Auto mitfahren können, ohne einen Riesenstreß zu veranstalten. Kein Essen klauen. Keine Blumen aus Omas Garten fressen. Nicht die Bettdecke ankauen. Alltagsgeräusche zu dulden, ohne völlig panisch zu werden.
Die Liste wäre wohl noch beliebig fortzusetzen...
Intensive Erziehungsmaßnahmen kann zumindest ich mit meinen drei eigenen Hunden also nicht bieten, das "wichtigste" haben die Hunde aber mitbekommen, sonst wäre ein Zusammenleben bei uns ja auch gar nicht möglich gewesen.
Es ist meiner Erfahrung nach auch oft so, dass die Hunde erst mal einen Rückschritt machen, wenn sie dann wieder umziehen. Das gibt sich aber wieder, sobald Beagle "angekommen" ist. Wenn der Hund dann bei uns Dinge "erlernt" haben sollte, die er in seiner neuen Familie nicht mehr darf (da fallen mir doch spontan die Schlagwörter "Sofa" und "Bett" und "lange Leine" ein)....dann muss die neue Familie damit irgendwie zurechtkommen bzw. ihre eigenen Regeln durchsetzen, denn einem Pflegi etwas dauerhaft zu versagen, was die anderen schon jahrelang genau "so" machen, finde ich herzlos.
Seminare oder Fortbildung sind meiner Meinung nach verzichtbar. Das dürfte im Rahmen von ehrenamtlicher Arbeit irgendwo auch gar nicht zu leisten sein.
Als (begeisterte) Beagle-Mama und bekennender Hundefan lese ich ohnehin alles, was mir zu dem Thema unter die Finger kommt. Wenn ich Handlungsbedarf habe, sprich: wenn ich Hilfe brauche, suche ich mir die gezielt zu dem jeweiligen Thema, egal in welcher Publikationsform. Die meisten von uns haben einiges an Hundeliteratur im Regal, wobei ich nicht unbedingt der Ansicht bin, dass die aktuellsten Erkenntnisse auch die zielführendsten sind. Pflegemamas und -papas brauchen sicher keine Kynologen zu sein. Und ständige Weiterbildung ist sicher wünschenswert, aber bestimmt nicht Bedingung...
Wir hatten noch nicht viele Pflegehunde (5), aber es waren bis jetzt zwei dabei, die anfangs richtig schwierig waren und sich aber (trotz oder wegen unserer Erziehungs-Hilfe) dann doch gut "gemacht" haben.
Wenn ich aber für mich mich der Meinung gewesen wäre, ich krieg das mit den Hunden nicht hin, ich hab nicht mal meine eigenen wirklich im Griff - dann hätte ich die schöne Idee von der Pflegestelle gleich wieder verworfen. Das muss jeder selbst beurteilen! Einen wie auch immer traumatisierten Hund (es muss ja nicht zwingend ein Laborhund sein, es gibt ja noch jede Menge anderer Organisationen, die händeringend Pflegestellen suchen) in komplett unsichere Hände zu geben, hilft sicher weder dem Hund noch der LBH weiter.
Weil einer davon bei uns "hängengeblieben" ist, können wir uns nun nur noch eingeschränkt (d.h., keine Rüden mehr) als Pflegestelle anbieten. "Wieder machen" würde ich es aber auf jeden Fall.
Es ist ein tolles Erlebnis, einen frisch entlassenen Hund bei seinen ersten Erfahrungen "draußen" zu begleiten, und ich möchte es nicht missen. Und weil jeder Hund anders und besonders ist, ist es sehr interessant (und manchmal anstrengend).
Außerdem gibt's ja noch unser schönes Forum mit den Pflegetagebüchern, und das macht (mir) richtig Spaß!
Die Pflegefamilien, die ich bei der LBH kennenlernen durfte, sind in meinen Augen alle bestens für die Aufgabe geeignet. Ich nehme an, dass keiner von uns seinen Hund/(Labor)beagle mit Drill oder gar Gewalt zu erziehen versucht. Aber vom ersten Tag an geduldig, liebevoll und konsequent zu sein, das werden sicher fast alle versuchen. Ob das jetzt die neuesten kynologischen Kniffe sind oder nicht, ist doch zweitrangig. Sich Zeit nehmen ist wichtig. Einfach anzunehmen, der Hund findet sich schon zurecht, ist wohl eher nicht der richtige Ansatz. Aus einer anderen Organisation habe ich eine Pflegestelle kennengelernt, die eher einem Negativbeispiel entspricht - Hauptsache, der Hund ist erstmal unter, egal wie ....
So ist das hier nicht! Wissen und Unterstützung bekommt man IMMER, und das ist sehr gut.
Jesses, was für'n langer Text :blush:
Traut euch doch!!
Liebe Grüße
Marion
Wir wurden erst im Frühjahr 2011 zur LBH-Pflegestelle, ich will mal etwas *ausführlicher* erzählen.....
Als "Referenzen" konnte ich bei meiner Anfrage eigentlich nur 2 fröhliche, gesunde Beagle-Damen (davon eine ehem. Laborhündin) vorweisen. Außerdem haben wir glücklicherweise ein Haus mit einem großen, sicher (!) umzäunten Grundstück.
Weitere Qualifikationen hatte ich sonst eigentlich nicht, außer eine gewisse Erfahrung mit Hunden, die ich dank zahlreicher vierbeiniger Familienmitglieder gesammelt habe. Beagle-"erfahren" bin ich allerdings auch erst seit gut zwei Jahren, davor hatte ich es mit Terriern, Bracken, einem Dobermann und einem ausgewachsenen Rottweiler-Diensthund (den hat mein EXmann aber *GsD* mitgenommen) zu tun.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mir und meiner Familie die Verantwortung für einen mir anvertrauten, aber nicht eigenen, Hund zumuten kann und will. Und auch darüber, ob ich dem Pflegi das bieten kann, was er braucht: Regelmäßigkeit im Tagesablauf, viel Geduld, kein langes Alleinsein.
Ein Telefonat mit Wencke hat mir dann die letzten Bedenken genommen, wobei ich aber sicher bin, dass Wencke unseren ersten Pflegi sofort wieder mitgenommen hätte, wenn ich vorher falsche Angaben gemacht hätte. Während des langen Telefongespräches wurden mir durchaus eine Menge Fragen gestellt (vermutlich ähnlich einer Vermittlung), die ich aber auch gerne beantwortet habe. Allerdings konnte auch ich meine Fragen, Bedenken usw. loswerden.
Ich denke nicht, dass die zukünftigen Beagle-Besitzer einen perfekt erzogenen Hund erwarten.
Aber auch als Pflegestelle kommt man nicht um ein wenig Erziehung herum: die Wohnung soll ja trotz Pflegi einigermaßen sauber bleiben, also ist schon mal "Stubenrein werden/sein" angesagt. Auch die Spaziergänge müssen halbwegs organisierbar sein, weshalb das-an-der-Leine-gehen möglichst auch geübt wird.
Oder: im Auto mitfahren können, ohne einen Riesenstreß zu veranstalten. Kein Essen klauen. Keine Blumen aus Omas Garten fressen. Nicht die Bettdecke ankauen. Alltagsgeräusche zu dulden, ohne völlig panisch zu werden.
Die Liste wäre wohl noch beliebig fortzusetzen...
Intensive Erziehungsmaßnahmen kann zumindest ich mit meinen drei eigenen Hunden also nicht bieten, das "wichtigste" haben die Hunde aber mitbekommen, sonst wäre ein Zusammenleben bei uns ja auch gar nicht möglich gewesen.
Es ist meiner Erfahrung nach auch oft so, dass die Hunde erst mal einen Rückschritt machen, wenn sie dann wieder umziehen. Das gibt sich aber wieder, sobald Beagle "angekommen" ist. Wenn der Hund dann bei uns Dinge "erlernt" haben sollte, die er in seiner neuen Familie nicht mehr darf (da fallen mir doch spontan die Schlagwörter "Sofa" und "Bett" und "lange Leine" ein)....dann muss die neue Familie damit irgendwie zurechtkommen bzw. ihre eigenen Regeln durchsetzen, denn einem Pflegi etwas dauerhaft zu versagen, was die anderen schon jahrelang genau "so" machen, finde ich herzlos.
Seminare oder Fortbildung sind meiner Meinung nach verzichtbar. Das dürfte im Rahmen von ehrenamtlicher Arbeit irgendwo auch gar nicht zu leisten sein.
Als (begeisterte) Beagle-Mama und bekennender Hundefan lese ich ohnehin alles, was mir zu dem Thema unter die Finger kommt. Wenn ich Handlungsbedarf habe, sprich: wenn ich Hilfe brauche, suche ich mir die gezielt zu dem jeweiligen Thema, egal in welcher Publikationsform. Die meisten von uns haben einiges an Hundeliteratur im Regal, wobei ich nicht unbedingt der Ansicht bin, dass die aktuellsten Erkenntnisse auch die zielführendsten sind. Pflegemamas und -papas brauchen sicher keine Kynologen zu sein. Und ständige Weiterbildung ist sicher wünschenswert, aber bestimmt nicht Bedingung...
Wir hatten noch nicht viele Pflegehunde (5), aber es waren bis jetzt zwei dabei, die anfangs richtig schwierig waren und sich aber (trotz oder wegen unserer Erziehungs-Hilfe) dann doch gut "gemacht" haben.
Wenn ich aber für mich mich der Meinung gewesen wäre, ich krieg das mit den Hunden nicht hin, ich hab nicht mal meine eigenen wirklich im Griff - dann hätte ich die schöne Idee von der Pflegestelle gleich wieder verworfen. Das muss jeder selbst beurteilen! Einen wie auch immer traumatisierten Hund (es muss ja nicht zwingend ein Laborhund sein, es gibt ja noch jede Menge anderer Organisationen, die händeringend Pflegestellen suchen) in komplett unsichere Hände zu geben, hilft sicher weder dem Hund noch der LBH weiter.
Weil einer davon bei uns "hängengeblieben" ist, können wir uns nun nur noch eingeschränkt (d.h., keine Rüden mehr) als Pflegestelle anbieten. "Wieder machen" würde ich es aber auf jeden Fall.
Es ist ein tolles Erlebnis, einen frisch entlassenen Hund bei seinen ersten Erfahrungen "draußen" zu begleiten, und ich möchte es nicht missen. Und weil jeder Hund anders und besonders ist, ist es sehr interessant (und manchmal anstrengend).
Außerdem gibt's ja noch unser schönes Forum mit den Pflegetagebüchern, und das macht (mir) richtig Spaß!
Die Pflegefamilien, die ich bei der LBH kennenlernen durfte, sind in meinen Augen alle bestens für die Aufgabe geeignet. Ich nehme an, dass keiner von uns seinen Hund/(Labor)beagle mit Drill oder gar Gewalt zu erziehen versucht. Aber vom ersten Tag an geduldig, liebevoll und konsequent zu sein, das werden sicher fast alle versuchen. Ob das jetzt die neuesten kynologischen Kniffe sind oder nicht, ist doch zweitrangig. Sich Zeit nehmen ist wichtig. Einfach anzunehmen, der Hund findet sich schon zurecht, ist wohl eher nicht der richtige Ansatz. Aus einer anderen Organisation habe ich eine Pflegestelle kennengelernt, die eher einem Negativbeispiel entspricht - Hauptsache, der Hund ist erstmal unter, egal wie ....
So ist das hier nicht! Wissen und Unterstützung bekommt man IMMER, und das ist sehr gut.
Jesses, was für'n langer Text :blush:
Traut euch doch!!
Liebe Grüße
Marion
Ich schreibe Bücher, oft geht es darin um Beagle Bitte abonniert meinen Newsletter und folgt mir bei Amazon!
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