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06.12.2012 Nein, können wir nicht. Es ist traurig, aber es ist so. Die Frage ist, wohin uns diese Erkenntnis führt.

In letzter Zeit stellen wir fest, dass unsere Entscheidung, Auslandshunde zu übernehmen, bei einigen Menschen auf Unverständnis stößt. Aktuell haben wir deutlich mehr Hunde aus dem Ausland in der Vermittlung als Laborhunde, was offensichtlich den Schluss nahelegt, wir hätten den Schwerpunkt unserer Aktiviäten verlegt.

Um es gleich vorwegzunehmen: Das ist nicht so.

Nach wie vor stehen die Laborhunde an erster Stelle. Wie die meisten von Ihnen wissen, haben wir keinen Einfluss auf die Anzahl der Hunde, die aus Instituten freigegeben werden. Ebenso wenig Einfluss haben wir auf den Zeitpunkt der Freigabe. Die meisten Institute sind bereit, die Hunde so lange zu beherbergen, bis wir geeignete Interessenten für sie gefunden haben. Es gibt also keine Notwendigkeit, diese Hunde abzuholen und in Pflegestellen unterzubringen. Zwar enthalten wir ihnen damit den Schlafplatz auf dem Sofa länger als unbedingt nötig vor, ersparen ihnen andererseits aber einen Umzug zu einem Zeitpunkt, wo sie gerade begonnen haben, Vertrauen zur Pflegestelle aufzubauen.

Weil das so ist, haben wir mitunter freie Pflegestellenkapazitäten. Diese, unser Know How und unsere logistischen Möglichkeiten stellen wir dann anderen Beagle zur Verfügung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ausgemusterte Vermehrerhündinnen handelt, oder um Hunde, die unter inakzeptabelen Bedingungen in ausländischen Tierheimem oder Tötungen sitzen.

Ein Hund in Not ist ein Hund in Not. Überall auf der Welt.

Ob wir einen solchen Hund aufnehmen, wird anhand klarer Richtlinien entschieden:

A: Haben wir eine freie Pflegestelle?
B: Ist der Transport des Hundes legal (TRACES-Registrierung)?
C: Haben wir die finanziellen Mittel? (Der Gesundheitszustand der Hunde ist im Vorfeld kaum einzuschätzen und etliche mussten mehr oder weniger aufwändig behandelt werden)

Wenn alle drei Fragen mit "ja" beantwortet werden, reist der Hund nach Deutschland.

jackson_f Und es kommt vor, dass er sich hier zum "Ladenhüter" entwickelt oder ganz und gar unvermittelbar ist. Wie Jackson. Jackson war schon krank, als er kam. Er wurde bereits in Frankreich behandelt, allerdings ohne Erfolg. Nach etlichen Wochen, die er in der vereinsinternen Pflegestelle bei Diana verbracht hat, fand er einen Gnadenplatz bei Inge Bassi. Wir wussten, dass seine Krankheit nicht heilbar ist und vor ein paar Wochen hat er seine Reise über die Regenbogenbrücke angetreten. Jacksons Behandlung war teuer. Er hat wochenlang in einer Tierklinik gelebt.

Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Übernahme solcher Hunde völlig unsinnig. Für die, die ihn kennen gelernt haben, war sie es nicht. Und am allerwenigsten für Jackson. Der hat in seinem letzten Jahr all das gehabt, was ihm bis dahin vorenthalten wurde und hat sich hoffentlich versöhnt mit den Menschen von dieser Welt verabschiedet.

Ein anderes Beispiel ist Bibi. Er war ein psychisches Wrack, als er kam. Er wollte nicht fressen, er wollte nicht saufen, er wollte gar nichts mehr. Er wollte schlafen - vielleicht für immer. Er schlief an ungeschützten Stellen im Wald, er wollte mit dieser Welt nichts zu tun haben. Schon bald war klar, dass dieser Hund längere Zeit in der Pflegestelle braucht, um überhaupt vermittelt werden zu können. Und dass wir für ihn sehr spezielle Menschen finden müssen, die sehr wenig Ansprüche stellen. Menschen, denen es reicht, wenn sie Bibi sein Leben schön machen können und die dafür nichts zurückhaben möchten. Bibi ist für die Zuwendung, die er nun bekommt, nicht im herkömmlichen Sinn "dankbar". Er kuschelt nicht als Gegenleistung für nette Hundekumpel, gutes Futter und einen weichen Schlafplatz. Sein Misstrauen sitzt tief und niemand kann voraussagen, ob er es jemals überwinden wird. Dennoch hat er jetzt ein lebenswertes Hundeleben.

Oder Epona. Eine junge Hündin mit einer schweren Verletzung am Bein. Die war vollständig ausgeheilt, als sie kam, dennoch käme niemand auf die Idee, von einem gesunden Hund zu sprechen. Epona hat in Frankreich in einer Gitterbox gelebt und ist schwer traumatisiert. Sie wird lange brauchen, bis sie sich zu einem "normalen" Hund entwickelt hat. Ob das überhaupt noch möglich ist, wissen wir nicht.

Für Bibi und Epona haben die Pflegestellen Tagebücher im Forum angelegt, wo die vielen kleinen Fortschritte beschrieben sind und auch die Rückschritte nicht unterschlagen werden.

Jackson, Bibi und Epona sind aus Frankreich zu uns gekommen. Ihre Übernahme bringt Probleme mit sich, die wir mit Laborhunden nicht haben. Wir müssen diese Hunde nicht übernehmen, niemand würde es uns übelnehmen, wenn wir es nicht täten. Wir könnten entspannt dasitzen und unsere Freizeit genießen, wenn gerade keine Laborhunde freigegeben werden.

Wir tun es nicht. Und stellen fest, dass wir nicht alle retten können. Und müssen entscheiden, wen wir retten möchten und wen nicht. Das sind Entscheidungen, die wir bei den Laborhunden nicht treffen müssen. Bisher konnten wir alle freigegebenen Laborhunde gut unterbringen. Die Anzahl der Hunde ist überschaubar und durch unsere Kapazitäten gedeckt.

Sobald wir über den Tellerrand schauen, ist das nicht mehr möglich. Hinter jedem Hund, der gerettet wird, steht ein nächster. Oder zwei. Oder drei. Ein Fass ohne Boden und etliche der Hunde werden im Tierheim oder in der Tötung sterben - abgeschoben, ungeliebt, im Kalten.

Solange wir es uns leisten können, und damit meine ich nicht nur finanziell, sondern auch im Bezug auf Kraft, wird es uns nicht egal sein, ob einer mehr oder weniger im Tierheim stirbt, (weil wir ja sowieso nicht allen helfen können).

Wer Jackson, Bibi oder Epona kennt, weiß, was ich meine.

 

Wir wünschen Ihnen allen eine friedliche und besinnliche Weihnachtszeit, danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung und hoffen, auch in Zukunft auf Sie zählen zu können, wenn ein Beagle in Not Hilfe braucht.

 

 

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