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Autor: Marion Weigel

03.10.2013 Faszinierend ist, dass alle Beagle unterschiedlich aussehen, jeder seinen ganz eigenen Körperbau und seine ganz eigenen Merkmale hat, und sich ganz unterschiedlich anfühlt. Ganz zu schweigen davon, dass jeder seinen ganz individuellen Charakter – und meist auch noch irgendeine Besonderheit – hat.

Handelt es sich hierbei um Beißvorfälle, tendiert der Spaß am Hund sehr schnell gegen Null.
 
Wir möchten Ihnen vier unserer zu vermittelnden Hunde vorstellen, die eine unterschiedliche Geschichte, aber im Moment das gleich Schicksal haben: niemand will sie haben, weil sie nicht (mehr) einfach zu händeln sind.  Die Problematik, die die Hunde nun aufweisen, ist vermutlich durch Haltungsfehler selbstgemacht.
Übrigens: Bei keinem dieser Hunde (außer: Sammy) handelt es sich um Laborbeagle.
 
Ladies first – beginnen wir mit Dolly.
Ihre Vita ist ganz so, wie kein Hund es sich wünscht: Dolly war Zuchthündin bei einem belgischen Vermehrer. Dass sie dort nicht die besten Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, liegt auf der Hand!
Nach ihrer Übernahme durch uns konnte die neunjährige Beagledame überraschend schnell vermittelt werden, nämlich an einen älteren Herrn, der – so seine Angaben - ausreichend Erfahrung mit Hunden, auch schwierigen, hat.
Leider passten Herrchen und Dolly nicht zueinander. Dolly musste von einem Tag auf den anderen ausziehen, der Hundekenner fand Dolly bedauerlicherweise höchst unsympathisch. Offensichtlich beruhte dies auf Gegenseitigkeit, denn Dolly – schnappte zu.
Seit April 2013 (!) ist Dolly in einer teaminternen Pflegestelle und zeigt dort vor allem ihre guten Seiten. Sie ist verschmust, liebt ihr Pflegefrauchen und kommt gut mit den vorhandenen Hunden klar.
Dolly schnappt, wenn sie sich bedrängt fühlt. Oder wenn man ihr Futter wegnimmt. Zudem bellt Dolly.
Sie kann aber auch anders, sonst hätte das Zusammenleben über diese ganzen Monate nicht funktioniert. Dolly ist kein Beißer, sondern ein liebevoller, liebebedürftiger Hund mit einer sehr unschönen Vergangenheit.
 
Yokki hingegen ist ein Beaglerüde von vornehmer Herkunft, ein Hund vom guten Züchter. Er ist gute acht Jahre halt und hat sein Leben bei einem älteren Ehepaar verbracht. Leider verstarben Yokkis Menschen kurz hintereinander, und Yokki wurde Teil der Erbmasse – eines nicht willkommenen Teils der Erbmasse….
Wenn Beagle ein neues Zuhause brauchen, wendet man sich mitunter an uns. Dank der Vermittlungshilfe konnte der stark übergewichtige ältere Beaglemann im April 2013 in Richtung Ostsee ziehen.
Nach kurzer Eingewöhnung zeigte sich, dass Yokki seinen Kopf durchzusetzen gewohnt ist und dies gelegentlich durch den Einsatz seiner Zähne unterstreicht. Die Familie hatte Yokki ins Herz geschlossen, man tat, was man konnte. Leider ist Yokkis Herrchen auf blutverdünnende Medikamente angewiesen, und weil Yokki unvorhersehbar biss, kam es zu Verletzungen. Im Interesse der eigenen Gesundheit entschloss sich Yokkis Halter – schweren Herzens - , den Hund abzugeben.
Nun ist Yokki vorübergehend in einer –kostenintensiven- Tierpension untergebracht. Eine gründliche veterinärmedizinische Abklärung wird noch erfolgen, um Yokkis Fehlverhalten möglichst auf die Spur zu kommen. Yokki hat vor bestimmten Gegenständen oder Berührungen Angst, seine Hemmschwelle ist niedrig, hieran wird man arbeiten müssen.
Yokki braucht eine Familie, die Grenzen setzen kann. Eine Familie, die in der Lage ist, dem unterforderten  Prinzen den Platz auf dem Sofa generell zu verweigern und die auch bei einem ausgewachsenen Sturkopf nicht jeden Gedanken an Erziehung und Führung vor lauter Schreck fallen lässt. 
Das Hinzuziehen eines Hundetrainers sollte erfolgen, da bei Yokki offenbar die meisten Hundeschulstunden ausgefallen sind. Hunde können auch mit 8 (oder mehr) Jahren noch lernen!
 
 
Loui ist wiederum ein ganz anderer Fall.
Er war zu einem Ehepaar mit Ersthund vermittelt, zunächst ließ sich alles gut an. Dann zeigte sich, dass die Erwartungshaltung der Menschen Loui’s Leistungsvermögen drastisch überstieg. Da der jetzt dreijährige Rüde nicht der Vorstellung der Menschen entsprechen konnte, wurde er mit Hilfe einer leider inkompetenten Hundetrainerin (v-)erzogen und mit Psychopharmaka „beruhigt“.
Loui biss letztlich zu, weil er dem Druck nicht mehr standhalten konnte, woraufhin die drakonischen Massnahmen verschärft wurden. Loui begann zu generalisieren: Streß? Beißen! Ein Teufelskreis entstand. Am Ende, nach mehr als einem Jahr, flog Loui raus.
Loui ist nun seit Ende Mai in einer ausgesprochen fähigen und liebevollen  Pflegestelle, die bereits sehr viel wieder gut gemacht hat. Vor allem stellte sich bei einem gründlichen Check heraus, dass Loui eine Schilddrüsenstörung hat, die durchaus für sein Verhalten verantwortlich sein kann. Loui bekommt nun die geeigneten Medikamente, eine angepasste Ernährung und ist sozusagen ein anderer Mensch Hund.
Dennoch: es wird Zeit, Loui ein endgültiges Zuhause zu geben – diese Odyssee muss unbedingt ein Ende haben.
  
Ein ganz aktueller Pechvogel ist Sammy.  Sammys Herrchen, seine Bezugsperson und leider einziger Fürsprecher in der Familie, ist plötzlich schwer erkrankt. Leider kommen die übrigen Familienmitglieder seit langem nicht mit dem sechsjährigen Rüden klar.
In der Erziehung des Hundes gibt es Defizite, die dazu führten, dass Sammy bei der erstbesten Gelegenheit ins nächstbeste Tierheim abgeschoben wurde, da die Angehörigen (außer dem Herrchen, dem Sammy sozusagen kalt entzogen wurde) jetzt Angst vor Sammy haben. Sammy hat irgendwann gelernt, dass „Hund“ seinen Forderungen durch kräftigen Gebisseinsatz gut Nachdruck verleihen kann.  Nun ist der verstörte Rüde im Tierheim gelandet, sicherlich versteht er die Welt nicht mehr.
Analog zu Yokki leidet Sammy nun unter den Ergebnissen der hausgemachten Probleme. Auch Sammy ist kein hoffnungsloser Fall!
 
 
Hunde beißen, wenn sie sich bedrängt / in die Enge getrieben / bedroht fühlen. Hunde beißen aus territorialen Gründen, oder weil sie ihren Besitz verteidigen möchten. Hunde beißen auch infolge von Angst oder Irritation. Natürlich gibt es auch Aggressionsbeißer.
Die meisten Hunde warnen ihr Gegenüber zuvor, etwa durch eine angespannte Körperhaltung oder durch Knurren.
Es gibt Menschen, die diese Signale übersehen oder falsch interpretieren.
Es gibt aber durchaus auch Hunde, die dies für verzichtbar halten: Dolly, Yokki, Sammy und Loui sparen sich die Warnung offenbar und beißen gleich. (Vielleicht sind die Signale aber auch da, allerdings so fein, dass sie bislang niemand wahrgenommen hat.)
Ist es ein Beißen oder ein Schnappen? Wir meinen, eine Verharmlosung von Beißvorfällen ist unnötig. Hundezähne in menschlicher Haut tun weh, und es stört die Beziehung mitunter erheblich. Dennoch kommt es glücklicherweise selten zu Verletzungen, die eine Versorgung erforderlich machen.
Oft sind es gravierende Verhaltensfehler der Halter, die dazu führen, dass der Hund beisst. Ein klassisches Beispiel : Man knuddelt keinen schlafenden Hund. Man berührt Hunde, die man noch nicht gut kennt, nicht so, dass der Hund von der Berührung überrascht wird und erschrickt – und womöglich beißt.
 
Dolly, Yokki, Sammy und Loui haben ihr Zuhause verloren, weil ein Zusammenleben zwischen Hund und Halter(n) irgendwann aufgrund der verfahrenen Situation nicht mehr denkbar war. Durch die aus Hundesicht verständliche Reaktion auf ein möglicherweise nicht angemessenes menschliches Verhalten haben sie sich in ihren Familien schnell disqualifiziert.
Sie brauchen engagierte Menschen mit Hundeverstand. Bitte helfen Sie uns, diese bald zu finden !
Übrigens: Dolly, Loui, Sammy und Yokki könnten ggf. auch als Dauerpflegehund vermittelt werden. In diesem Falle trägt die Laborbeaglehilfe die Kosten, die ggf. für eine medizinische oder verhaltensbedingte Therapie (des Dauerpflegehundes :-)) anfallen würden.
 
Dolly, Yokki, Sammy und Loui sind nicht bösartig, und ihr Verhalten ist nicht unumkehrbar gestört. Es wird allerdings Zeit und Geduld brauchen, bis auch unsere vier Sorgenbeagle Hunde sind, wie sie sich jeder wünscht. Vielleicht ist dies auch nur bedingt möglich, oder es gibt Rückfälle.  Dass es jemand ernsthaft versucht – das haben alle Hunde verdient, nicht wahr?
 
Menschen, die sich für einen Laborbeagle interessieren, rechnen gemeinhin eher mit einer gewissen Ängstlichkeit, aber erwarten nicht, dass der Hund sich – aus welchen Gründen auch immer - zur Wehr setzt.
Wir benötigen, dringender als je zuvor, Pflegestellen, die bereit sind, sich auf Hunde mit „Baustellen“ (Angst, Erkrankung, Verhaltensauffälligkeiten, Beißvorfälle…) einzulassen.
Die den Mut, die Kraft, Zeit und die Kompetenz haben, sich auf solch ein Tier, dass sich sein Schicksal ja nicht ausgesucht hat, einzustellen. Wir brauchen nicht unbedingt Helden, aber gute Nerven und ein langer Atem wären durchaus hilfreich. Es werden nämlich leider immer wieder Hunde wie Dolly, Yokki, Loui und Sam an uns zurückgegeben werden, trotz aller Aufklärung und trotz tonnenweise guter Absichten.
 
Einige dieser bewundernswerten Pflegestellenmenschen haben uns bereits gefunden. Es sind Menschen,  die uns mit ihrem großen Herzen, ihren Ideen – und nicht zuletzt ihren hervorragenden Ergebnissen zugunsten des Hundes! - immer wieder beeindrucken.
Bitte überlegen Sie einmal, ob Sie vielleicht auch solche Menschen kennen, die uns und unseren vier Sorgenbeagle helfen könnten.
Vielleicht sind Sie ja aber auch selbst so ein Goldstück? Bitte melden Sie sich!
 
Von allen hier vorgestellten Hunden gibt es eine ausführlichere Beschreibung im jeweiligen Vermittlungstext unter „Notfälle“.
 

Marion Weigel beschäftigt sich mit der Frage, warum es ein Beagle sein muss. Absolut lesenswert! Hier geht es direkt zur Kolumne.

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