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Autor: Marion Weigel

Gestern gab es an dieser Stelle den Artikel über Csöpi, den Hund, bei dem sich auf der Pflegestelle einige Mängel herausgestellt haben.

Den Text haben wir nachmittags wieder von der Seite gekickt, weil es viel Verwirrung, verletzte Gefühle und jede Menge Wirbel gab.

Csöpi hat natürlich eine Menge guter Seiten, aber leider eben auch ein paar, die zu Schwierigkeiten führen könnten

Wir haben in letzter Zeit sehr viele Hunde in die Vermittlung genommen. Bei den meisten dieser Hunde gibt es - bis auf die zu erwartende Ängstlichkeit - keinerlei Probleme. Einige Hunde haben wir im Wissen aufgenommen, dass eine Vermittlung vielleicht schwierig und langwierig werden könnte. Hunde, die keine andere Tierschutzorganisation aufnehmen wollte. Den Schwarzen Peter nehmen wir auf uns. Tierschutz ist nicht immer reibungslos.

Bei Csöpi war zunächst nicht abzusehen, dass er nicht so ganz der Kurzbeschreibung ....

 

.....der abgebenden Organisation entspricht. Die erste Pflegestelle erreichte Csöpi aus organisatorischen Gründen erst nach zwei kurzfristigen Zwischenstationen - eine Nacht bei Herbert, bis die Fahrt weitergehen konnte, eine Woche bei Heike, da die vorgesehene Pflegestelle erst später einspringen konnte. Das ist manchmal so, sagt aber nichts nachteiliges über den Hund aus.

In der Pflegestelle zeigte sich dann, dass Csöpi an der Leine pöbelt. Auch das ist nichts Weltbewegendes und durchaus in den Griff zu bekommen. Leider war es in der Pflegestelle aber, vor allem  aus beruflichen/zeitlichen Gründen,  nicht möglich, sich Csöpi noch stärker zu widmen. Es wurde eine neue PS für Csöpi gesucht und gefunden, der Hund zog um.Nach kurzer Zeit war klar, dass der Radau an der Leine therapiebedürftig ist, sprich: die Hilfe eines Hundetrainers wurde nötig.

Bevor der Trainer kam, kam es zu folgendem: Csöpi knurrte und drohte in Richtung eines Kindes. Es gab (noch) keinen Beißvorfall, aber für die Pflegestelle war Csöpi nicht mehr tragbar, und sie teilte uns dies mit. Alles richtig gemacht!

 

Festzustellen, dass ein Pflegehund für die eigenen Möglichkeiten zu hoch ist, ist weder eine Schande, noch stellt es eine Abqualifizierung der eigenen Fähigkeiten dar. Es bedeutet lediglich, dass für diesen Hund mit seiner speziellen Motivation eine andere Stelle besser geeignet wäre.  Insbesondere dann, wenn man ehrlich zugeben kann, dass im persönlichen Umfeld und Tagesplan nicht die Zeit vorhanden ist, mit dem Hund das erforderliche Training - vielleicht über Wochen - wahrzunehmen. 

Es bedeutet aber nicht, dass der Hund eigentlich gar keine Baustellen hat. Es gab einen Text, in dem auf die Problematik um Csöpi hingewiesen wurde. Csöpi ist nicht in Grund und Boden zu verdammen, und auch die PS wurden nicht verteufelt. Csöpi ist als Leinenrowdy und als Hund, der eben doch keine endlose Langmut mit allem hat, aufgefallen. Das sind hundetypische Eigenheiten. Blöd wird es nur, wenn der Hund alle Nase lang woanders neu anfängt, selbst, wenn noch so unspektakuläre logistische Gründe eine Rolle spielen. 

 

Der Trainer kam und stellte fest, dass Csöpi fachliche Unterstützung beim Erlernen mancher Dinge braucht. Auch damit steht Csöpi nicht allein da, Hundetrainer-Unterstützung ist nichts außergewöhnliches. Es gibt allerdings Hunde, bei denen Hopfen und Malz verloren ist - ich habe einen dieser Sorte und kann trotzdem gut mit ihm leben. 

Csöpi hat alle Möglichkeiten, um diese Klassifizierung herumzukommen. Es verbessert die Sachlage aber leider nicht, wenn man sie vereinfacht darstellt oder beschönigt. 

 

Wir haben bei der Vermittlung unserer Hunde eine gewisse Verantwortung. Wir betreiben bei der Vermittlung unserer Hunde keine Schönfärberei, sondern weisen auf Besonderheiten, soweit vorhanden und bekannt, hin. Alles andere wäre fahrlässig. Natürlich vertrauen wir unseren Pflegestellen, die wir als kompetent und offen erleben, und ihrer Einschätzung. Es besteht auch ein ständiger Kontakt zwischen Pflegestelle, Vermittlerin und Pflegestellen-Betreuung. Diese wiederum geben aufkommende Problematiken an das übrige Team weiter, da dies oftmals die Lösungsfindung erleichtert und beschleunigt.

 

Die Artikel, die auf unserer Startseite erscheinen, schreiben wir nicht im Team. Sie spiegeln immer die Meinung und die Gedanken des Verfassers. Sie werden nicht gegengelesen und sind manchmal unbequem. Deshalb steht auch der Name des Autors (okay, meist der Autorin) dabei. Wir müssen weder unsere Hunde, noch unsere Leser, Halter etc. in Watte packen.

Der Csöpi-Text wurde von der Seite genommen, weil er hohe Wellen schlug. Natürlich macht es die Vermittlung eines Hundes vordergründig nicht einfacher, wenn man bekannt gibt, dass der Hund besondere Aufmerksamkeit braucht.

Csöpi ist kein Monster in Hundegestalt (die Rolle hat schon mein eigener Rüde erfolgreich okkupiert). Er wird "seine" Leute finden, aber um einem Schicksal als Wanderpokal oder Beißer vorzugreifen, hilft es nicht, die Tatsachen schönzureden. Auch dieser Topf wird seinen Deckel finden, es dauert dann eben etwas länger. Was soll's, wenn das Ergebnis gut ist!

 

Wenige Stunden später war, nach der Einschätzung des Trainers, klar, dass die PS das Training mit Csöpi nicht leisten kann und er deshalb auszieht.

Pflegestellen sind für uns enorm wichtig, wir schätzen sie hoch und wissen um ihren Wert sowie ihre meist beachtliche Kompetenz. Wir verlangen selbstverständlich nicht, dass die Pflegestelle ihr Leben nach dem Pflegehund ausrichtet, aber dass die Aufnahme eines relativ unbekannten Hundes mitunter den Alltag durcheinanderbringt, wollen wir nicht unter den Tisch fallen lassen. Es ist nicht immer der Fall, dass die Hunde pflegeleicht und angepasst sind, quasi "nebenher" mitlaufen können.  Es ist mitunter sogar so, dass Hunde wochen- und sogar monatelang die "Gäste" der Pflegestellen sind. Das finden wir nicht toll und versuchen auch alles, um den Aufenthalt so kurz wie möglich zu gestalten - aber manchmal dauern Dinge ein bisschen länger.

 

Es kann nicht erwünscht sein, wenn der Hund reifer und einfacher dargestellt wird, als er schon ist. Vermittlung "um jeden Preis" wird gern mal zum Bumerang, und dazu sind uns unsere Hunde und unser guter Ruf zu schade. 

Deshalb betonen wir nicht nur die vielen, schönen, lustigen Seiten des Hundebesitzerlebens und den wunderbaren Charakter eben dieses Hundes - sondern nehmen uns heraus, auch die weniger schönen Eigenschaften, die Macken, die Probleme, mögliche Risiken und voraussichtliche Stolpersteine anzusprechen. Das minimiert die Enttäuschung beim Hundebesitzer. Und sorgt für Glaubwürdigkeit.

Den Csöpi-Text holen wir bei Gelegenheit vielleicht wieder aus dem Papierkorb.  

 

 

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