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Autor: Marion Weigel

Das Team der Laborbeaglehilfe e.V. steckt mitten in einem wahren Vermittlungs- und Übergabemarathon - heute werden eine große Anzahl Hunde in ihre Familien und Pflegestellen gebracht. Und wir hoffen, es geht alles gut. Nicht nur die Fahrt und die Übergabe, sondern das, was kommt, wenn wir die Tür hinter den frisch vermittelten Hunden schließen und die Menschen mit ihren neuen Hunden allein lassen. Wir bleiben in Kontakt, klar. Wir werden anrufen, Sie vielleicht auch besuchen, hoffen auf ein Wiedersehen in Burbach oder auf privaten Treffen. Wir haben Ihnen allen nochmal extra versichert, dass wir immer für Sie da sind. Egal, bei welchen Fragen, Unklarheiten und Schwierigkeiten: Rufen Sie uns an, wir finden für alles eine Lösung.

"Etwas besseres als den Tod finden wir überall", heißt es bei den Gebrüdern Grimm, in den "Bremer Stadtmusikanten" nämlich. Vorgestern meldeten sich die Halter eines achtjährigen Rüden, den wir 2016 vermittelt haben, und stellten uns vor die Wahl: entweder den Hund abholen, sofort, oder er wird im Wald angebunden, besser noch eingeschläfert. Sie...

....glauben ja nicht, wie schnell dieser Beagle in unserer Obhut war. Er ist in bedeutend schlechterem Zustand als bei seiner Entlassung aus dem Institut. Er ist verstört, ungepflegt, verletzt und vielleicht auch noch stressbedingt erkrankt. Jetzt ist er auf einer unserer Pflegestellen, braucht aber schon bald eine neue PS oder Familie.

An der Misere schuld sind natürlich: wir. Verängstigte Laborhunde zu vermitteln, ts, also wirklich! Kann ja nicht gutgehen.

Die Vermittlung war sorgfältig. Die Leute waren nett, das Umfeld prima: Haus, Garten, zwei Hunde anderer Rasse, es gab Kontakt. Niemand hat etwas gesagt. Alles war unauffällig. Jetzt heißt es seitens der Familie, der Hund wäre schon immer völlig Banane gewesen, beißt Hundekumpel und den präpubertären Teenie, UND HEUTE SEI ENDGÜLTIG SCHLUSS mit dem Unfug.

So. Da ist er nun, der Andi. Ironischerweise hatte ihm die Familie den optimistischen Namen "Happy" verpasst. Den haben wir ihm gleich wieder aberkannt, denn wenn irgendetwas nicht mit dem Häufchen Elend assoziiert werden kann, dass ist es dieser Euphemismus.

Es gibt dennoch Anlass zur Hoffnung: bei der Inobhutnahme durch unsere PS war Andi anscheinend erfreut. Wir werden ihn einem unabhängigen Tierarzt vorstellen und alles daransetzen, ihm seine Lebensfreude zurückzugeben.

Andi wird bestimmt wieder gesund. Was körperlich mit ihm ist, werden wir schon in den Griff kriegen. Wie es in seiner Hundeseele aussieht, können wir noch nicht einschätzen. Beagle sind Stehaufmännchen. Aber das ist gar nicht der Punkt.

Der Punkt ist: SIE sind ab einem bestimmten Zeitpunkt verantwortlich für den Hund, den wir Ihnen bringen.

Er wurde UNS ANVERTRAUT, und wir haben ihn IHNEN ANVERTRAUT.

Das ganze Brimborium um die erfolgreiche Vermittlung von Laborhunden hat etwas mit Vertrauen zu tun: Sie dürfen darauf vertrauen, dass wir Ihnen wahrheitsgemässe Angaben zum Hund machen,  soweit es unsere Möglichkeiten zulassen. Und wir setzen ein gewisses Maß an Vertrauen in Sie: dass Sie uns bei Ihrer Vorstellung keine Legenden aufgetischt haben, und vor allem: dass Sie dem Hund Gutes wollen. Bitte beschönigen Sie Ihr Umfeld und Ihre Wohnsituation nicht - spätestens bei Übergabe des Hundes kommt es doch raus,  und wir werden den Hund wieder mitnehmen,  wenn es große Differenzen zwischen Vorstellung und Realität gibt.

Bei zwei Welpen ist auch genau das eingetreten: die Vermittlungen sind vor Ort geplatzt.

Sie haben die Pflicht, uns von Auffälligkeiten zu berichten, und zwar nicht erst dann, wenn alles restlos vor die Wand gefahren ist. Wenn der Hund immer gestresster wird, wenn er zunehmend Angst entwickelt, dann stimmt etwas nicht, und SIE müssen darauf reagieren.

Wenn es nicht (mehr) gut läuft, dann finden wir einen für alle Seiten gangbaren Weg, ohne Ihnen Vorwürfe zu machen. Wenn es auf Kosten des Hundes geht, so wie bei Andi, wenn sich Probleme entwickeln, dann können wir Ihnen nur dann helfen, diese zu lösen, wenn uns jemand Bescheid sagt, und bitte, bitte: rechtzeitig! Wir sind nicht in der Lage, bei allen vermittelten Hunden turnusmäßig vor der Tür zu stehen, und es gibt ja in 98% aller Vermittlungen auch gar keine Veranlassung für Überwachung.

 

Das ist der Grund, warum unsere Vermittlerinnen so viele Fragen stellen und alles so genau wissen wollen. Sorgfalt und Bedacht bei der Vermittlung und ein genauer Blick bei der Übergabe sind unsere einzige Handhabe. Danach sind SIE dran. Bitte achten Sie auf die Hunde. Knapp oberhalb der Minimalanforderung, also so, wie der Esel im Märchen es tröstend zum Hahn sagt, reicht uns nicht. Deshalb ist das Vermitteln so schwierig, und wir leisten Abbitte bei jedem, der vielleicht gut geeignet gewesen wäre, uns dies aber nicht plausibel machen konnte.

 Fälle wie der von Andi sind selten, aber es kommt ab und an vor. Sam wurde mit einer Gehwegplatte um den Bauch in einem Gewässer ertränkt, Fanny verbrachte ihr halbes Leben in einer engen Box. Warum sagen die Leute denn nichts? Und warum bekommt niemand etwas mit?

Andi kommt nicht nur zu spät zurück, er kommt leider auch zur Unzeit. Die wenigen Pflegestellen, die über die Feiertage überhaupt können, sind gerade voll, und Andi braucht eine besondere Stelle, um wieder gesund werden zu können.

Wir sind erschüttert über Andis Leid und über die Menschen, die glauben, mit der Übernahme wäre alles erledigt:

Es reicht nicht aus, einem Hund ein Dach über dem Kopf zu geben. Empathie, Liebe, Verständnis und einen klaren Blick erwarten wir auch.

Andi wird Geld kosten. Wir haben in unserer betterplace.org-Spendenaktion soeben eine Andi-Rubrik eingerichtet. Bitte helfen Sie uns, ihm einen wirklichen better place, einen besseren Platz, zu geben. Einen, an dem er nicht allein gegen den Rest des Rudels steht und überhöhte Erwartungen erfüllen soll.

 

Zur Spendenaktion gelangen Sie, wenn Sie auf unserer Startseite rechts dem betterplace-Feld folgen, oder einfach über diesen Link: www.betterplace.org/p58694

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