Seit wir uns der Vermittlung von Laborhunden widmen, sind Welpen Dauerthema. Interessenten rufen an, beschreiben ihre Situation, sind äußerst bewegt angesichts des Leids der Versuchstiere und wild entschlossen, einen dieser Hunde zu "retten". Mit einer klitzekleinen Einschränkung: der Hund darf höchsten 6 Monate alt sein.
Begründet wird der Wunsch wahlweise mit kleinen Kindern, die mit dem Hund aufwachsen sollen, mit bereits vorhandenen Haustieren, die sich nur mit Welpen vertragen, mit dem Wunsch, möglichst lange etwas vom Hund zu haben oder mit der Annahme, dass man erwachsene Hunde kaum noch oder gar nicht mehr erziehen kann. Ach ja, und dann sind die Welpen ja auch noch so unglaublich süüüüüüüüüüß.
An sich ist der Plan genial: Man übernimmt einen Rassehund, der keine Labormacke hat, bezahlt dafür einen Bruchteil dessen, was ein Züchter verlangt und darf sich dabei noch als "Retter einer geschundenen Kreatur" fühlen. Man muss sich nicht mit dem typischen Verhalten von Laborhunden auseinandersetzen, die schreckhaft sind und ängstlich und es mitunter schwer haben, Vertrauen zu fassen. Man wird nicht gefühlte Stunden im Wald stehen, weil der Hund am anderen Ende der Leine nicht bereit ist, auch nur einen Schritt nach vorne zu machen. Schweißausbrüche angesichts eines wild zappelnden Hundes, dem gerade der erste Trecker seines Lebens begegnet ist, sind auch nicht zu erwarten. Menschen, die einem begegnen werden nicht mit vorwurfsvoller Miene fragen, was wir unserem Hund angetan haben, dass er sich so verhält, wie er sich verhält, sondern lächelnd ihrer Entzückung im Angesicht des Hundebabys Ausdruck verleihen. Wenn man dann ins Gespräch kommt, kann man mit der gebotenen Ernsthaftigkeit verkünden, dass dies kein normaler Welpe ist, sondern ein armes Versuchstier. Spätestens jetzt gehört man zu den Gutmenschen. Herzlichen Glückwunsch!
Nicht jeder Interessent ist ein Tierschützer und das erwarten wir auch nicht. Sollte sich die Motivation jedoch so klar offenbaren wie in oben beschriebenem Fall, werden wir ihn freundlich, aber bestimmt an einen Züchter seiner Wahl verweisen.
Bitte versuchen Sie, auch unsere Perspektive einzunehmen. Wir tun, was wir tun, um Hunden zu helfen, die eine Laborvergangenheit haben. Wir haben viel über diese Hunde gelernt und bemühen uns, die Übernehmer so gut wie möglich auf das Tier vorzubereiten. Wir suchen Menschen, die bereit sind, einem Hund mit Defiziten ein Zuhause zu geben, die gemeinsam mit dem Hund lernen und die sich darüber freuen, wenn es vollbracht ist und der Hund sich nicht mehr von anderen Hunden mit anderer Vergangenheit unterscheidet. In vielen Fällen ist Geduld gefragt. Diese Menschen dürfen dann auch gerne stolz sein auf sich und ihren Hund. Es sind gerade die erwachsenen Tiere, die die freundliche Zuneigung mit großer Dankbarkeit beantworten und bald angenehme Begleiter sind. Dies sind die Hunde, die unsere Hilfe brauchen!
Wir werden auch weiterhin ab und zu Welpen in der Vermittlung haben und wir werden uns auch weiterhin um ein gutes Zuhause für sie kümmern. Und wir werden auch weiterhin sehr kritisch sein bei der Auswahl der Interessenten. Es gibt definitv einfachere Wege, an einen Beaglewelpen zu kommen als über uns!
Sollte einer unserer Welpenübernehmer dies lesen:
Bitte die Schnappatmung wieder einstellen! Wir reden nicht von Ihnen! Wir freuen uns, wenn Sie Freude an Ihrem Hund haben und danken Ihnen für die Bereitstellung der Nerven, die Welpen kosten. Sie können diesen Hunden ein wunderbares und hoffentlich sehr langes Leben an Ihrer Seite geben. Das alles ist gut und richtig, hat aber mit der "Rettung" von Laborhunden nicht das geringste zu tun.
Text/Copyright: Iris Alberts