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Über Sinn und Unsinn von Kooperation

Tierfreunde vertreten im Allgemeinen die Auffassung, dass Organisationen, die sich dem Wohl der Tiere verpflichtet fühlen, zusammenarbeiten sollten, wann immer es zum Besten der Tiere möglich oder sinnvoll ist.

Eine berechtigte Forderung, die aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass für jede Form der Zusammenarbeit ein gewisses Vertrauen unabdingbare Voraussetzung ist, und dass man ähnliche Ziele verfolgen UND Methoden bevorzugen sollte wie der jeweilige Kooperationspartner.

Da unser Arbeitsbereich recht speziell ist, gab es bisher wenig Anlass für Kooperationen mit anderen Vereinen. Das änderte sich, als die Laborbeagle in Ungarn auftauchten. Die Pfotenhilfe Ungarn bat um Unterstützung. Zunächst haben wir einige Beagle von der Pfotenhilfe übernommen. Sie reisten in einem Pfotenhilfe-Transport nach Deutschland und wir holten sie ab.

ungarn01Wegen der großen Anzahl der Beagle boten wir an, einen zusätzlichen Transport zu fahren. Wenn wir schon die weite Fahrt in Kauf nehmen, sollte es sich zumindest lohnen und deshalb erklärten wir uns bereit, auch noch Hunde für die Pfotenhilfe und den süddeutschen Laborbeagle-verein (Interessengemeinschaft Tiere in Not e.V.) zu transportieren. Die Interessengemeinschaft hatte bereits 12 junge Hunde reserviert, wir wollten die übrig gebliebenen übernehmen, darunter zwei ältere Zuchthündinnen.

Bereits vor der Abreise schrieben wir die "Kollegen" an und baten sie, uns mitzuteilen, in welcher Höhe sie sich an den nicht unerheblichen Transportkosten (es waren ca. 1.300 EUR) beteiligen wollten. Die Geschäftsstelle versprach, das mit dem Vorstand zu klären und hüllte sich fortan in Schweigen. Unmittelbar vor Übergabe der Hunde wurde dann zwischen Frau Hertkorn (Geschäftsstelle Interessengemeinschaft) und Gisela Wertich (Vorsitzende Laborbeaglehilfe) vereinbart, dass die Interessengemeinschaft sich proportional zur Anzahl ihrer Hunde an den Kosten beteiligen würde, hierfür aber Belege benötige.

Die Übergabe der Hunde an die "Kollegen" gehörte zu den weniger erfreulichen Begebenheiten der Ungarnreise, empfanden sie es doch als ziemliche Zumutung, die Hunde abends übernehmen zu müssen. Und dann hatten wir auch noch 90 Minuten Verspätung, die wir allerdings rechtzeitig angekündigt hatten. Frau Hertkorn hatte bereits vorher am Telefon gegenüber Frau Wertich auf die katastrophale Organisation des Transports hingewiesen und ihr erklärt, wie man das alles besser machen kann. (Frau Hertkorn kennt die Gegebenheiten in Ungarn vor Ort selbstverständlich nicht.) Da war es nun auch nicht weiter verwunderlich, dass die "Kollegen" - genervt und in Eile, ohne jedes Interesse an der Fahrt oder den Zuständen in Ungarn, die Hunde in die mitgebrachten Boxen verfrachteten. Übrigens auch die Rüden, die in Ungarn extrem ängstlich waren und um sich schnappten, weshalb uns die Ungarn dringend darum gebeten hatten, sie in den Boxen zu belassen und stattdessen Boxen zu tauschen.

ungarn02Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit 14 Stunden unterwegs, und unsere Neigung zu diskutieren tendierte gegen Null. Einigermaßen ratlos verließen wir den Ort der Übergabe und setzten unseren Weg fort.

Inzwischen haben wir der Interessen-gemeinschaft eine detaillierte Kosten-aufstellung zukommen lassen und alle Belege in Kopie beigefügt. Der errechnete Anteil für die Interessengemeinschaft beträgt 478,08 EUR.

Nachdem wir über einen Zeitraum von vier Wochen keinen Zahlungseigang feststellen konnten, erinnerten wir freundlich.

Die Reaktion erfolgte dann aber nicht an uns, sondern an die Pfotenhilfe, in Form einer E-Mail. Die Forderung wird zurückgewiesen mit Hinweis darauf, dass die Hunde schließlich bei der Pfotenhilfe bezahlt wurden. Dass die Pfotenhilfe Tiere, die auf ihre Kosten geimpft und kastriert werden, nicht verschenken kann, muss nicht weiter erläutert werden. Dass damit aber nicht UNSERE Transportkosten abgedeckt werden, ebenso wenig.

Dass die Übernahme von Hunden aus Ungarn, die schon dort Kosten verursacht haben und dann über weite Strecken transportiert werden müssen, am Ende keine lukrative Angelegenheit sein konnte, sollte jedem, der damit zu tun hatte, bereits im Vorfeld klargewesen sein. Da wir aber ja keine Hundehändler sind, die die Tiere zu günstigen Konditionen erwerben und anschließend mit Gewinn weitergeben, sollte das keine Rolle spielen. Es ging um Laborbeagle in Not, die in Ungarn nur notdürftig versorgt werden konnten und schnelle Hilfe brauchten.

Wir haben Spenden gesammelt und mit Ihrer Unterstützung fast 2 Tonnen Futter und jede Menge Zubehör für die Hunde in Ungarn zusammen bekommen.

Wir haben uns 3 Tage Urlaub genommen und sind 2700 km durch Europa gefahren, um die Hunde in Sicherheit zu bringen.

Wir haben den Transporter gemietet und bezahlt.

Wir haben das gerne gemacht. Es war anstrengend, aber es waren auch Eindrücke, die den oft geforderten Blick über den Tellerrand ermöglicht haben und uns gezeigt haben, dass es überall Tierelend gibt und Menschen gefordert sind, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Alles, was wir erwartet hatten, war eine Beteiligung an den Kosten im angemessenen Rahmen. Ja, und ein ganz klein bisschen Interesse von den "Kollegen" an den Zuständen in Ungarn hätten wir auch gern erfahren.

Was wir erlebt haben, sind "Kollegen", die die bestellten und bezahlten Hunde bitteschön pünktlich angeliefert bekommen wollen, die uns Belehrungen zu unserer "Katastrophen-Organisation" nicht ersparen können oder wollen und die sich am Ende nicht an ihre Vereinbarungen erinnern können.

Es wird niemanden wundern, dass diese Kooperation nicht nach Fortsetzung schreit. Das heißt nicht, dass wir nicht mehr mit anderen Organisationen kooperieren möchten. Wir werden uns in Zukunft aber im Vorfeld sehr genau ansehen, mit wem wir zu tun haben und alle Vereinbarungen in schriftlicher Form machen.

Wir alle lernen - lebenslänglich.

UPDATE 21.09.2009

Die Interessengemeinschaft Tiere in Not e.V. hat sich heute telefonisch bereiterklärt, sich proportional zum Anteil der von ihnen übernommenen Hunde an den Kosten des Transports zu beteiligen.

Damit ist für uns der formale Teil geklärt.

Text/Copyright: Iris Alberts

 

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