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Veröffentlichung: 11. Oktober 2006

erstehilfe Einleitung

Fast jeder Hundehalter befindet sich irgendwann einmal in einer Situation wo es sehr hilfreich wäre, einfache Kenntnisse über die erste Hilfe beim Hund zu haben. Manchmal kann man Schmerzen lindern, manchmal vielleicht sogar das Leben des Hundes retten, in jedem Fall, kann es aber nicht schaden, wenn man für den Ernstfall gerüstet ist.
Dieser Artikel soll auf keinen Fall die Arbeit des Tierarztes ersetzen. Er soll lediglich Grundkenntnisse vermitteln um zu erkennen, ob ein Tierarztbesuch nötig ist und wie man auf dem Weg zum Tierarzt erste Maßnahmen ergreifen kann, um das Leben des Hundes zu retten. Im Zweifel gilt: Immer zum Tierarzt, besser einmal zuviel als einmal zuwenig!

Der gesunde Hund - so soll es sein

Um zu erkennen, ob der Hund krank ist, muss man erst einmal wissen, wie sich der gesunde Hund verhält. Das schließt unter anderem auch bestimmte Werte wie z.B. Körpertemperatur, Atemfrequenz und Pulsfrequenz mit ein. All diese Werte kann man ganz leicht und ohne spezielle Hilfsmittel (außer einem Fieberthermometer und einer Taschenlampe) zuhause messen.

Verhalten:
Hunde nehmen ihre Umwelt genauso wie wir Menschen hauptsächlich mit Hilfe der Augen, Ohren und der Nase wahr. Ein gesunder Hund wird Interesse an seiner Umwelt zeigen, d.h. dass sich Ohren, Augen und Kopf bewegen. Je nach Vorgeschichte des Hundes sollte er nicht übermäßig nervös sein, genausowenig wie extrem schläfrig. Der erwachsene Hund ist ruhig und aufmerksam.

Fressen und Trinken:
Futter- und Wasseraufnahme sind von Hund zu Hund verschieden. Eine entscheidende Rolle spielt die Größe und Aktivität des Hundes und das Klima. Je nach Art des Futters wird ein Hund ca 40 – 60ml Wasser pro kg Körpergewicht und Tag zu sich nehmen. Er sollte nie mehr als 100ml Wasser pro kg Körpergewicht trinken. Ein 10kg schwerer Hund trinkt normalerweise also ungefähr einen halben Liter Wasser pro Tag.

Fell und Haut:
Das Fell spiegelt die Gesundheit der Haut und innerer Organe wider. Es sollte glatt, glänzend und frei von Schuppen sein.

Körpertemperatur
Die Messung der Körpertemperatur erfolgt mit einem Fieberthermometer, das mit Öl gleitfähig gemacht und in den After eingeführt wird. Bei kleineren Hunden sollte die Temperatur zwischen 38,5 und 39,0°C liegen, bei größeren Rassen zwischen 38,0 und 38,5°C. Bei Anstrengung oder hoher Außentemperatur kann die Körpertemperatur auch etwas höher liegen.

Atmung
Die Atmung kann man ganz einfach beurteilen indem man sich schräg hinter den Hund stellt/kniet und das Heben und Senken des Brustkorbes und Rippenbogens beobachtet. Die Atemfrequenz (Anzahl der Atemzüge pro Minute) sollte zwischen 10 und 40 liegen. Beim gesunden Hund ist die Einatmung etwas kürzer als die Ausatmung.

Puls
Den Puls misst man bei Hunden normalerweise an der Innenseite des Oberschenkels. Dazu umfasst man den Oberschenkel weit oben und von vorne mit der ganzen Hand. Der Daumen sollte auf der Außenfläche liegen, Zeige- und Mittelfinger innen. Die Oberschenkelarterie ist ein recht dickes Gefäß, das man relativ einfach findet. Kann man den Puls gut fühlen, zählt man die Pulsschläge innerhalb von 15 Sekunden und multipliziert mit 4. Der Puls von kleineren Hunden liegt bei 100 bis 120 Schlägen pro Minute, der von großen Hunden bei ca 80 bis 100. Wenn man den Puls nicht fühlen kann, kann man versuchen den Herzschlag zu zählen, indem man den Kopf oder die Hand hinter den Ellenbogen des Hundes auf den Brustkorb legt.

Schleimhäute
Die Farbe der Schleimhäute wird an der Maulschleimhaut und an der Lidbindehaut beurteilt. Die Lidbindehaut kann man sehen, wenn man mit den Daumen beider Hände Ober- und Unterlid des Auges auseinanderzieht und gleichzeitig mit dem oberen Daumen leicht auf den Augapfel drückt. Die Maulschleimhaut wird durch Aufklappen der oberen Lefze beurteilt. Die Schleimhäute sollten blassrosa sein.
Wenn man einige Zeit auf die Schleimhaut der Maulhöhle drückt, sollte der dadurch entstandene weiße Fleck, innerhalb von 3 Sekunden wieder die ursprüngliche Farbe annehmen. (Kapillarfüllungszeit)

Pupillenreflex

Leuchtet man mit einer Taschenlampe in das Auge, sollte sich die Pupille sofort und ohne Zögern verengen.

Geht es meinem Hund nicht gut? Symptome die auf eine Krankheit hindeuten

Leider können Hunde uns Menschen nicht sagen wenn es ihnen schlecht geht oder ihnen etwas weh tut. Es gibt aber eine Reihe von Zeichen, die auf eine Krankheit hinweisen. Einige sind deutlich, andere sind nur schwer zu erkennen bzw. erst dann, wenn der Hund schon länger an einer Krankheit leidet.

Mögliche Anzeichen für eine Krankheit:

  • Verändertes Verhalten: Ist der Hund ruhiger, apathisch, schläft er mehr als sonst? Steht er schwer auf, sind ihm gewisse Berührungen unangenehm? Zittert er oder ist schwach? Macht er einen Katzenbuckel und lässt den Schwanz hängen?
  • Futteraufnahme: Frisst er normal, mit Appetit und nicht mehr oder weniger als sonst? An heißen Sommertagen fressen Hunde meist etwas weniger als normal. Erbricht er das Futter häufig? Ist der Kot normal geformt und nicht zu fest oder zu weich?
  • Wasseraufnahme: Trinkt der Hund die normale Menge oder eher übermäßig viel? Hat er beim Wasserlassen Probleme, setzt er häufiger, mehr oder weniger Harn ab als sonst?
  • Atmung: Hat er Beschwerden beim Atmen, oder hustet er sogar öfter? Atmet er schwerer oder schneller als sonst?
  • Fell und Haut: Ist das Fell glanzlos, schuppig und gesträubt? Gibt es kahle Stellen, leidet der Hund unter starkem Haarausfall?


Diese Symptome und noch viele mehr können auf bestimmte Krankheiten hinweisen.
Die meisten Ursachen kann man erst durch genauere klinische Untersuchungen herausfinden, deshalb wäre ein Tierarztbesuch angeraten, wenn bestimmte Abweichungen zum normalen Verhalten längerfristig oder immer wieder auftreten.

Erste Hilfe bei Verletzungen und der Transport von verletzten Hunden

Oberste Priorität, wenn man sich um verletzte Tiere kümmert, hat immer die eigene Gesundheit. Verletzte Tiere stehen oftmals unter Schock und verhalten sich ganz anders als normal. Man sollte immer davon ausgehen, dass sich ein verletztes Tier zur Wehr setzt und deshalb dementsprechend vorsichtig handeln. Auch der liebste Familienhund kann plötzlich zubeißen, wenn er z.B. von einem Auto angefahren wurde und es hilft niemandem, wenn man unvorsichtig ist und am Ende noch selbst gebissen wird.

Es gibt verschiedene Arten von Verletzungen, die von offenen Wunden und Knochenbrüchen bis hin zu Prellungen und Zerrungen reichen. Wichtig ist, dass man sich zuerst in Ruhe einen Überblick verschafft und erst dann entsprechende Maßnahmen einleitet.

Wundversorgung
Hat der Hund blutende Wunden ist es wichtig, dass man die Blutung stillt und Verschmutzung oder bakterielle Infektion der Wunde verhindert.
Blutungen stoppt man, indem man lange festen Druck auf die Wunde ausübt oder einen Druckverband anlegt. Die Wunde wird zuerst mit viel klarem Wasser (oder steriler Kochsalzlösung falls vorhanden) gereinigt und anschließend mit einer Desinfektions-Lösung (z.B. Braunol) oder einem Spray desinfiziert. Dann deckt man sie mit einem sterilem Tupfer ab.

Knochenbruch-Versorgung
Hat sich der Hund einen oder mehrere Knochen gebrochen, merkt man das meistens daran, dass er lahmt, deutliche Schmerzen hat, die Bruchstelle geschwollen ist und eventuell bei Bewegung knirscht. Die Pfoten können außerdem unnormal gestellt sein.
Knochenbrüche, vor allem offene (d.h. auch die Haut ist verletzt und blutet), können sehr gefährlich sein und sollten deshalb vom Tierarzt erstversorgt werden. Als Hundebesitzer kann man lediglich einen gepolsterten Verband anlegen, ohne dabei das Bein zu verdrehen. Eine Schiene sollte man nicht anlegen. Die Wunde sollte nicht gereinigt, sondern höchstens mit einem sterilen Tupfer abgedeckt werden, da die Infektionsgefahr für den Knochen bei Reinigung mit Wasser zu groß ist.

Verband anlegen
Ein richtiger Verband besteht aus mehreren Teilen:

  • Wundabdeckung
  • Polsterung
  • Versteifung (nicht immer)
  • Fixationsstoff


Die Wundabdeckung liegt der Wunde auf und schützt vor Verschmutzung oder Ankleben des Verbandes. Verwendet werden hier sterile Tupfer oder sterile Wundauflagen.
Der Polsterstoff erhöht den Tragekomfort und verhindern Durchblutungsstörungen. Verwenden kann man hier z.B. Zellstoff.
Der Fixationsstoff liegt ganz außen und schützt den Verband vor Verrutschen und Verschmutzung. Er sollte atmungsaktiv und wasserabweisend sein. Man muss darauf achten, dass man die letzte Schicht nicht zu eng anlegt, da sonst die Durchblutung gestört wird und das Gewebe im schlimmsten Fall sogar absterben kann.

Um einen Verband anzulegen geht man so vor: Zuerst wird die Wunde wie oben beschrieben gereinigt. Dann legt man die Wundabdeckung auf die Wunde. Als nächstes kommt die Polsterung. Damit diese nicht verrutscht, kann man sich ein doppelseitiges Klebeband basteln, indem man die Enden eines Klebebandes umschlägt. Man legt das Klebeband auf die unverletzte Haut auf und wickelt die Polsterung darüber. Mit dem Umwickeln beginnt man immer unten und geht dann langsam nach oben. Außerdem wickelt man immer von außen nach innen. Normalerweise wickelt man auch immer das untere und obere Gelenk mit ein (auf die Stellung der Pfote achten). Genauso geht man beim Anlegen des Fixationsstoffes vor. Oben und unten sollte immer ca. 1 cm Polsterung hervorstehen, um Reibungsstellen an der Haut zu verhindern.
Um zu Überprüfen, ob der Verband auch nicht zu fest sitzt, sollte man nach einiger Zeit die Wärme der Pfoten kontrollieren. Sind die Pfoten sehr kalt, sitzt der Verband vermutlich zu eng.
Muss man die Zehen in den Verband miteinbeziehen, sollte man immer etwas Polsterstoff in die Zehenzwischenräume schieben, damit sich keine Ekzeme aufgrund der Schweißabsonderung bilden.

Transport von verletzten Hunden
Wenn man zu zweit ist, sollte man den Hund immer auf einer improvisierten Trage transportieren. Das kann z.B. eine Decke, ein Handtuch oder eine Jacke sein. Auch breite Bretter eignen sich gut.
Man sollte versuchen, jeden Stress zu vermeiden. Stress kann durch falsche Lagerung auf der Trage, fremde Menschen, unbekannte Umgebung (laute Musik, Zigarettenrauch, usw...) und unvorsichtiges Transportieren entstehen.
Hat man keinen Helfer, sollte man versuchen, den Hund möglichst schonend zu tragen. Am besten ist es, wenn man den Hund mit beiden Armen vorne an der Brust und hinter den Hinterpfoten umfasst und so aufhebt.

Der Schock - Sofortmaßnahmen

Wenn der Hund in einen Schockzustand fällt, heißt das nicht, dass er sich vor etwas erschreckt, sondern, dass der Körper mit massiven Kreislaufstörungen zu kämpfen hat. Es gibt verschiedene Arten des Schocks, je nachdem welche Ursache dafür verantwortlich ist. Allen gemeinsam ist eine Verminderung der Gewebedurchblutung und ein darauf folgendes falsches Verhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und –angebot.
Der Körper leitet ein Notfallprogramm ein, um schwerwiegende Schäden an Gehirn, Herz und Lunge zu verhindern, die Gefäße im Gewebe und später auch in bestimmten Organen (Leber, Niere, Verdauungsorgane), werden enger, damit das Blut in den absolut lebenswichtigen Organen konzentriert wird. Leider geht das –im fortgeschrittenen Zustand- auf Kosten der anderen Organe, wie Niere und Leber. Aufgrund der schlechten Durchblutung dieser Organe werden giftige Stoffwechselprodukte nicht abtransportiert und der Körper wird sozusagen langsam vergiftet. Deshalb ist es wichtig, dass die Schockursache so schnell wie möglich abgestellt wird.
Der Schock ist also ein absolut lebensbedrohlicher Zustand und der Hund sollte sofort zum Tierarzt gebracht werden.

Ursachen:

  • Innere oder äußere blutende Verletzungen (Autounfall, Schussverletzung, Knochenbruch...)
  • Vergiftungen
  • Tumore
  • Flüssigkeitsverluste durch ständiges Erbrechen und Durchfall
  • Verbrennungen
  • Herzerkrankungen in Zusammenhang mit Belastung oder ungünstigem Klima
  • Allergie (anaphylaktischer Schock)
  • Blutvergiftung
  • Zellgifte von Bakterien
  • Hirntrauma


Symptome:
Der Hund wird apathisch, kaum ansprechbar und manchmal liegt er in Seitenlage. Die Schleimhäute sind sehr blass bis weiß und die Kapillarfüllungszeit erhöht. (länger als 3 Sekunden) Die Pulsfrequenz steigt, der Puls ist schwach (schlecht fühlbar), die Atmung ist beschleunigt und die Hautoberfläche sehr kühl (vor allem Pfoten, Ohren, Schwanz). Bei Herzerkrankungen, Allergien oder Blutvergiftungen leidet der Hund unter Atemnot.

Maßnahmen:
Der Hund sollte sofort zum Tierarzt gebracht werden. Auf dem Weg dorthin kann man einige Maßnahmen ergreifen:

  • den Hund beruhigen
  • für genügend Luftzufuhr sorgen: Erbrochenes oder Blut aus dem Maul entfernen, Kopf strecken und Zunge vorziehen.
  • Hund soweit möglich in eine Decke einwickeln bzw die Pfoten wärmen
  • Ursachen beseitigen: Bei Knochenbrüchen schonend transportieren, gebrochene Beine nicht unter dem Körper lagern, möglichst wenig bewegen. Blutung stillen. Überlegen ob Herzkrankheiten vorliegen oder ob der Hund von Insekten gestochen wurde. Hat er etwas Vergiftetes gefressen? Bekommt er Medikamente? Alles dem Tierarzt erzählen.


Kranke Organe und andere Notfälle - wie helfen?

Bewusstlosigkeit

Hunde können, wie wir Menschen, aus verschiedenen Gründen das Bewusstsein verlieren. Ein Sturz oder Schlag auf den Kopf kann z.B. die Ursache sein. Außerdem kann starker Blutverlust (? Schock) oder große Schmerzen Bewusstlosigkeit verursachen.
Maßnahmen: Auf die rechte Seite legen (falls ev. vorhandene Wunden oder Brüche es zulassen), Tier ansprechen, Atmung, Pulsschlag und Pupillenreflex überprüfen. Atemwege freihalten und für genügend frische Luft sorgen, vor Unterkühlung schützen.
Vorhandene Blutungen stoppen.

Augenverletzungen
Beagles sind Hunde, die meist von Natur aus mit tiefer Nase Fährten und Spuren verfolgen. Da sie bei der Verfolgung einer interessanten Spur oftmals auch nicht vor Gebüsch Halt machen, sind sie besonders anfällig für Augenverletzungen.
Symptome: Hunde die sich am Auge verletzt oder sogar einen Fremdkörper eingestochen haben, kratzen sich häufig mit den Pfoten und schütteln den Kopf oder reiben sich an Wänden und Möbeln. Das Auge tränt und nach einiger Zeit entsteht eine Augenentzündung mit eitrigem Ausfluss. Es können Blutungen am Lid und im Augapfel entstehen und die Lider können geschwollen sein.
Maßnahmen: Befinden sich Fremdkörper im Auge, kann man versuchen, sie durch vorsichtiges Spülen mit einer Einwegspritze (ohne Nadel!) hinauszuschwemmen. KEINEN Kamillentee! Zum Spülen immer nur Wasser (falls vorhanden, ist sterile Kochsalzlösung noch besser) verwenden. Im Kamillentee befinden sich mikroskopisch kleine Schwebteilchen der Blüten, die das Auge zusätzlich reizen. Steckt der Fremdkörper in der Hornhaut, dort belassen und sofort zum Tierarzt fahren.
Den Hund daran hindern am Auge zu kratzen. Wenn der Hund das Auge nicht mehr schließen kann bzw. bei Schwellungen, kann man eine feuchte Kompresse auflegen um das Auge zu kühlen und es vor Austrocknung zu schützen. Man sollte auf keinen Fall eigenmächtig eine Augensalbe verabreichen. Gerade bei Verletzungen am Augapfel kann die falsche Salbe zur Ablösung der Hornhaut und somit im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung des Auges führen.

Magendrehung
Die Magendrehung betrifft vor allem große Hunde, aber auch kleinere Rassen bleiben nicht verschont. Bei der Magendrehung werden –wie der Name schon sagt- durch Verdrehung des Magens der Ein- und Ausgang verschlossen und bei der Verdauung entstehende Gase können nicht mehr entweichen. Der Magen dehnt sich immer weiter und verdrängt andere Organe, dadurch fällt das Atmen schwerer. Meist werden auch wichtige Blutgefäße abgeschnürt und aufgrund dessen sterben die Magenwände ab. Außerdem kann es durch die verlorene Blutmenge, die im Magen „festsitzt“, schnell zu einem Schock kommen.
Die Magendrehung ist ein absoluter Notfall! Auch wenn man nur den leisesten Verdacht hat, dass bestimmte Symptome auf eine Magendrehung hinweisen, sollte man sofort und ohne Zögern in die nächste Tierklinik fahren. Hier geht es wirklich um jede Minute!
Symptome: Hund erbricht oder versucht zu erbrechen, der Bauch ist aufgebläht, Hund fühlt sich unwohl und ist schwach.
Maßnahmen: auf schnellstem Weg zur Tierklinik; Nicht unter dem Bauch tragen.

Darmverschluss
Hunde die gerne Gegenstände schlucken oder verbotenerweise Verpackungen mitfressen, sind in den darauffolgenden Tagen genau zu beobachten. Es könnte sein, dass der Fremdkörper im Darm steckenbleibt und den Verdauungsweg vollkommen verschließt. Ähnlich wie bei der Magendrehung, dehnt sich der Darmabschnitt, indem der Fremdkörper feststeckt, aus, bis Blutgefäße abgeschnürt werden und die Darmwand abstirbt. Dadurch wandern Giftstoffe aus dem Darm ins Blut und es kommt zu einem septischen Schock, der tödlich enden kann.
Ein weiterer Grund für Darmverschluss könnte auch das Verfüttern von Knochen sein. Eine zu große Menge an Knochen kann den sogenannten „Knochenkot“ verursachen. Der Kot wird weißlich und steinhart, es kommt zur Verstopfung die auch zum Darmverschluss führen kann.
Symptome: andauerndes Erbrechen; Hund versucht Kot abzusetzen, es kommt wenig bis garnichts; Schmerzen im Bauchraum, schlechter Allgemeinzustand, Hund liegt vorne und steht dabei mit den Hinterpfoten
Maßnahmen: Kein Futter mehr geben, außer bei Knochenkot, da kann man versuchen, den Kot mit der Gabe von mehreren Esslöffeln Öl aufzuweichen. Ev. Schockmaßnahmen. Tierarzt aufsuchen.

Fremdkörper in den Atemwegen

Hunde die gerne an Hölzern nagen oder in hohem Gras oder Getreidefeldern stöbern, können einen Fremdkörper (Splitter, Grannen, Halme,...) einatmen oder „fehlschlucken“ der dann in der Luftröhre steckenbleibt. Im schlimmsten Fall bekommt der Hund sofort keine Luft mehr und er droht zu ersticken. Manchmal steckt der Fremdkörper aber auch erst einige Tage im Rachenraum oder in der Luftröhre, bis sich das Gewebe rundherum entzündet und anschwillt, was dann zu starker Atemnot führt.
Symptome: Plötzliches Würgen und Husten, Schluckbeschwerden, Atemnot, blaue Schleimhäute und Zunge. Später, wenn der Fremdkörper unbemerkt längere Zeit steckt ev. auch Fieber und Husten mit eitrigem Auswurf.
Maßnahmen: Wenn der Hund es sich gefallen lässt, kann man das Maul öffnen und nachsehen, ob man den Fremdkörper sieht. Falls ja ev. mit der Hand entfernen. Jeden Stress und Anstrengungen vermeiden um die Atemnot nicht zu verstärken. Bei Erstickungsanfall versuchen, den Gegenstand aus dem Hund zu bekommen, indem man ihn an den Hinterbeinen hochält. Für frische Luft sorgen. Sofort zum Tierarzt.

Herzversagen
Herzversagen tritt meistens bei Hunden auf, die an chronischen Herzkrankheiten leiden, vor allem an heißen Tagen oder bei großer körperlicher Anstrengung bzw. Stress.
Das Herz arbeitet nicht mehr richtig, es kann also mit normaler Pumpleistung nicht genügend Blut durch den Körper schicken. Um trotzdem alle Organe und Zellen mit genügend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, kommt es zunächst zu einer Kompensation, indem es schneller schlägt – die Pulsfrequenz steigt.
Irgendwann bricht dieses System aber zusammen, das Blut staut sich in der Lunge und im Bauchraum, dadurch tritt Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Gewebe aus.
Symptome: Die Hunde leiden aufgrund der Wasseransammlung in der Lunge unter Atemnot und es kommt zu Hustenanfällen und rasselnden Geräuschen beim Atmen bis hin zu Atemnot oder Erstickungsanfällen. Die betroffenen Hunde sitzen oft mit gespreizten Beinen, da das Atmen dann leichter fällt. (? nicht in eine bestimmte Lage zwingen). Sie sind schwach und haben blasse Schleimhäute.
Maßnahmen: Stress und Hitze vermeiden. Für frische Luft sorgen. Auf dem Weg zum Tierarzt Puls, Atmung und Schleimhäute regelmäßig kontrollieren. Schockmaßnahmen.

Epileptischer Anfall
Epileptische Anfälle können verschiedene Ursachen haben z.B. Stress, Tumore, Vergiftungen, Gehirntraumata, usw.... Bei manchen Rassen (auch beim Beagle) kann Epilepsie häufiger vorkommen als bei anderen Rassen.
Symptome: Die Hunde zeigen meistens mehrere Symptome die in einer bestimmten Reihenfolge auftreten. Einige Hunde zeigen wiederrum nur wenige oder sogar nur eines der nachfolgenden Symptome: Unruhe, Angst, Zittern, plötzliches Umfallen mit Bewusstseinsstörung, Zuckungen und Verkrampfung der Gliedmaßen, Speicheln, verkrampfte Kaumuskulatur, Urinabsatz und Kotabsatz während der Krämpfe, anschließend langsame Erholung.
Maßnahmen: Den Hund während der Anfälle vor Verletzungen (z.B. durch Anschlagen an Möbeln) schützen. Wenn sich die Kaumuskulatur noch nicht verkrampft hat, sollte man versuchen einen Kochlöffel oder Stock zwischen die Zähne des Hundes zu klemmen, damit er sich die Zunge nicht abbeißt. (Vorsicht, auf keinen Fall mit den Fingern in das Maul greifen. Wenn sich die Muskulatur dann verkrampft, kann der Hund unter Umständen die Finger abbeißen!). In der Erholungsphase ruhig verhalten und Stress vermeiden. Dauert der Anfall mehrere Minuten, sollte der Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt gebracht werden.

Hitzschlag
Hunde können Wärme schlechter ableiten als Menschen. Anders als wir, leiten Hunde die Wärme hauptsächlich über Hecheln und die Pfotenballen ab. Daher kommt es bei Hunden in einer heißen und schlecht belüfteten Umgebung (z.B. im Auto) sehr viel schneller zu einer Überhitzung des Körpers und in späterer Folge sogar zum Tod.
Da der Körper die Wärme ableiten möchte, erweitern sich vor allem die Hautgefäße, somit werden die inneren Organe schlecht durchblutet, es kommt zum Kreislaufversagen und letztendlich zum Schock und zum Zusammenbrechen aller Organe und deren Funktionen.
Symptome: Schnelle Atmung (starkes Hecheln), schneller Puls, erhöhte Körpertemperatur, Erbrechen, Durchfall, Austrocknung, Mattigkeit, Krämpfe, Schock
Maßnahmen: Das Tier sollte sofort an einen kühleren Ort gebracht und langsam abgekühlt werden. Die Abkühlung darf nicht zu schnell geschehen, am besten umwickelt man die Pfoten, Ohren und den Schwanz mit kalten Tüchern und sorgt für ausreichend Frischluft (Ventilator). Ist es bereits zum Schock gekommen ? Schockmaßnahmen ohne Wärmen. Körpertemperatur kontrollieren und den Tierarzt aufsuchen.

Unterkühlung
Die Körpertemperatur sinkt auf 30 – 35° C. Hunde, die im Winter weglaufen oder im Auto gelassen werden, sind häufig davon betroffen.
Symptome: Zittern, verminderte Herzfrequenz, langsame Reaktionen und Stoffwechselvorgänge
Maßnahmen: Langsam anwärmen (Decke, Alufolie, Jacke), vor weiterem Wärmeverlust schützen, zum Tierarzt fahren.

Vergiftungen
Vergiftungen sind recht selten auftretende Notfälle, trotzdem sollte man auch Verdachtsfälle ernst nehmen und sicherheitshalber zum Tierarzt fahren, wenn Symptome auftreten die auf eine Vergiftung hinweisen könnten. Die meisten Vergiftungsfälle entstehen, weil giftige Substanzen im Haushalt nicht sicher genug verwahrt werden. Man sollte immer daran denken, dass Hunde (vor allem Beagles) oft die unmöglichsten Sachen aufnehmen und fressen und gefährliche Stoffe deshalb für Hunde unerreichbar aufbewahren.

Maßnahmen bei Vergiftung:
Zuerst Giftquelle entfernen. Überlegen wie der Hund das Gift aufgenommen hat. Gefressen: bei ätzenden Stoffen NICHT zum Erbrechen bringen (das würde die Speiseröhre noch mehr verätzen), ev. Aktivkohle geben, 1 – 1,5g pro kg Körpergewicht bis zu 50g (die Menge kann man mit Tabletten kaum erreichen). KEINE Milch geben.
Kontakt über die Haut: Stellen großflächig scheren und mit lauwarmen Wasser waschen um das Gift zu entfernen bzw zu verdünnen.
Zeigt der Hund schon Symptome: Bei Erbrechen Atemwege freihalten, Schockmaßnahmen, falls erforderlich. Überlegen ob andere Ursachen möglich sind: Hitzschlag, Epilepsie, Unfall...?
Auf jeden Fall zum Tierarzt, auch wenn eine Vergiftung nicht sicher ist. Falls möglich eine Probe des Giftes (auch Verpackung) mit zum Tierarzt nehmen und ihn schon vorher telefonisch informieren.

  • Rattengift
    Rattengift wirkt im Körper, indem es, als Vitamin K Antagonist, die Blutgerinnung stört. D.h. bei kleinen Wunden (die nicht nur oberflächlich sondern immer wieder auch im Inneren des Körpers entstehen) kann die Blutung vom Körper selbst nicht mehr gestoppt werden und der Hund verblutet innerlich.
    Symptome: Die Symptome treten meist erst nach 2 – 3 Tagen auf, wenn eine Behandlung nicht mehr möglich ist. Das sind innere Blutungen und Blutergüsse. Blut läuft aus Körperöffnungen, der Puls ist schwach und kaum fühlbar und die Schleimhäute sind bläulich gefärbt.

  • Schneckenkorn (Metaldehyd)
    Schneckenkorn ist ein Nervengift, dass zur Bekämpfung von Schnecken verwendet wird. Meist in Form von blauen Körnern, wird es auf den Boden gestreut wo Hunde es eventuell aufnehmen könnten.
    Symptome: Schon nach 30 Minuten können erste Symptome auftreten. Zuerst erkennbar sind Unruhe, Augenzittern und vermehrter Speichelfluss. Später krampft der Hund und hat Koordinationsstörungen, letztendlich führt Atemstillstand zum Tod.

  • Frostschutzmittel (Äthylenglycol)
    Da Frostschutzmittel recht süßlich riecht und schmeckt, wird es von Hunden gerne getrunken.
    Symptome: Nach einigen Stunden ist der Hund matt und erbricht sich oder leidet unter Durchfall. Später hat er krampfartige Anfälle und nach einigen Tagen stirbt er an akutem Nierenversagen, da das Frostschutzmittel Kristalle in der Niere bildet. In den ersten 24 Stunden nach Aufnahme des Giftes behandelt, ist die Diagnose noch recht gut.

  • Insektizide (Carbamate)
    Carbamate, sind Insektenvernichter in Form von kleinen farbigen Bröckchen, die oft auf Feldern eingesetzt werden. Meist ist die Anwendung verboten (? der Polizei melden). Das Gift ist ein Kontaktgift, d.h. es wird auch über die Haut aufgenommen!
    Symptome: Schwäche, Muskelzittern, Speicheln, Durchfall, Atemnot, Krämpfe


Notfallapotheke selbst zusammengestellt
Apotheken und Tierärzte haben eine große Auswahl an Erste-Hilfe Artikeln und stehen außerdem beratend zur Seite. Einige der unten genannten Dinge wie z.B. Verbandsschere, Mullbinden, Kompressen, Pflasterrollen,...bekommt man relativ günstig in der Autoabteilung von Baumärkten (Erste-Hilfe-Kästen fürs Auto).

Notfallapotheke für Zuhause:

  • Fieberthermometer (am besten ein wasserfestes Digitales)
  • Zeckenzange
  • Verbandschere mit abgerundeter Spitze
  • Pinzette
  • Desinfektionsmittel
  • Mullbinden ca. 10cm breit (am besten mehrere Stück)
  • Sterile Tupfer bzw sterile Wundabdeckung (als Wundauflage)
  • Verbandswatte
  • Pflasterrolle
  • Einwegspritze ohne Nadel (für die Wundreinigung und Augenspülung)
  • Ev. sterile Kochsalzlösung (für die Reinigung von Wunden und als Augenspülung, sonst klares Wasser)
  • Coldpack (für den Kühlschrank, zum Kühlen von Schwellungen)
  • Schutzhandschuhe
  • Wundsalbe
  • Taschenlampe
  • Maulkorb

Ev. Trichter um Manipulationen an Wunden zu verhindern.

Notfallapotheke für Unterwegs:

  • Desinfektionsmittel (z.B. Betaisodona, Braunol)
  • Heftpflasterrolle
  • Mullbinde
  • Kompressen
  • Pinzette
  • Verbandschere
  • Ev. Hundeschuh
  • Sauberes Wasser
  • Telefonnummer des Tierarztes und eines Taxiunternehmens, das auch Hunde fährt

Checkliste - Wann sofort zum Tierarzt?

  • Hund versucht zu Erbrechen (er pumpt), es kommt aber nur Speichel: Tierklinik! (ev. Magendrehung) Am besten gleich eine TK aufsuchen, die eine OP vornehmen kann. Jede Minute zählt. Im Zweifelsfall den Tierarzt anrufen und fragen.
  • Hund setzt längere Zeit keinen Kot ab. Es ist durchaus normal, dass manche Hunde einen Tag keinen Kot absetzen. Vorsichtig sollte man aber sein, wenn man weiß, dass der Hund Gegenstände oder Verpackungsmaterial gefressen hat oder zuvor eine größere Menge an Knochen bekommen hat. Kommen auch noch bestimmte Symptome hinzu wie Trägheit, Schmerzen, ... sollte der Tierarzt aufgesucht werden.
  • Außerdem sollte man immer sofort zum Tierarzt, wenn der Kot schwarze Farbe hat. (verdautes Blut).
  • Durchfall und Erbrechen: Besonders bei Welpen muss man vorsichtig sein und besser zu früh als zu spät die Ursache für die Durchfälle und das Erbrechen abklären lassen. Bei erwachsenen Hunden sollte man darauf achten, dass der Hund immer genug Flüssigkeit zu sich nimmt, da der Kreislauf aufgrund des Wasserverlustes schnell zusammenbrechen kann.
  • Hund setzt braunen Harn ab: Zudem Mattigkeit und Fieber: Zum Tierarzt für weitere Untersuchungen. Wenn der Hund 1 – 2 Wochen zuvor Zecken hatte, könnte es sich um Babesiose handeln

Text/Copyright: Iris Alberts

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